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Dennis Schröder: Kampf um Anerkennung und Respekt

Schröder spricht über Alltags-Rassismus, gesellschaftliche Erwartungen und seine Ehre als Olympia-Fahnenträger.

Wünscht sich mehr Respekt und Liebe: Dennis Schröder.
Foto: Sven Hoppe/dpa

Dennis Schröder hat seinen Platz im deutschen Basketball-Olymp spätestens seit dem WM-Titel sicher. Er muss jedoch weiterhin um Anerkennung und Respekt in der Gesellschaft kämpfen, wie er selbst sagt. Kurz vor der EM führte er ein Interview über Alltagsrassismus, Angeberei sowie die Ehre, als Olympia-Fahnenträger neben Basketball-Vorgänger Dirk Nowitzki zu stehen.

«Damals dachte ich: Wie cool, eine größere Wertschätzung kann es nicht geben. Heute weiß ich allerdings: Es ist eine große Ehre, aber es wird bei mir niemals so sein wie bei Dirk. Ich werde in diesem Land nicht die gleiche Liebe bekommen, weil ich dunkelhäutig bin», sagte Schröder dem «Stern». Er war nicht auf den Nowitzki-Vergleich angesprochen, sondern gefragt worden, welche Bedeutung die Fahnenträger-Entscheidung für ihn gehabt habe.

«Die Deutschen haben bestimmte Vorstellungen»

Die Aussagen des 31 Jahre alten Kapitäns über zunehmenden Rassismus und typisch-deutsche Erwartungen sorgten für Aufsehen – und zogen gesellschaftliche Debatten nach sich. Zumal Schröder nachlegte: «Die Deutschen haben bestimmte Vorstellungen, wie sich ein Star zu verhalten hat. Aber mit Bescheidenheit und Zurückhaltung kommt man als Junge aus Braunschweig in der NBA nicht weit.»

Die Europameisterschaft, die am Mittwoch (15.30 Uhr/RTL und MagentaSport) mit einem Spiel gegen den Außenseiter Montenegro beginnt, ist für Schröder das vierte Turnier, das er als unangefochtener Anführer des Nationalteams in Angriff nimmt. Schröder führte die talentierte Generation zu EM-Bronze im eigenen Land, zu WM-Gold in Manila – und wurde dann in Paris 2024 zum Fahnenträger des deutschen Olympia-Teams.

«Das ist das Beste, was mir bisher in meinem Leben als Sportler passiert ist», beschrieb Schröder. Bei dem Voting unter Fans und unter dem deutschen Olympia-Team hatte sich Schröder klar durchgesetzt. 

Rolex-Uhren und Business-Class

Der Basketballer war lange Zeit in Deutschland umstritten, hauptsächlich aufgrund seiner oft protzigen Art. Ein goldenes Auto und goldene Schuhe symbolisieren den Mann, der seine Kollegen mit Rolex-Uhren beschenkte und dafür sorgte, dass das Nationalteam Business-Class flog.

Schröder fühlt sich trotzdem verurteilt – was auch und vor allem an den sozialen Medien liegt. «Ich habe Fehler gemacht, ich bin nicht perfekt. Trotzdem ist es falsch, über jemanden zu urteilen, den man nicht näher kennt. Diese Leute haben nie mit mir gesprochen, sie sehen nur meine Uhren und meine Autos, und dann stempeln sie mich ab», beschrieb Schröder die Situation. Social Media mache «diese Oberflächlichkeit und den Hass nur noch stärker».

Schröder ist im Nationalteam unantastbar, seit er Weltmeister geworden ist. Der Verband und das Trainerteam gewähren dem NBA-Profi der Sacramento Kings einen speziellen Status und viele Freiheiten. Schröder zeigt vollen Einsatz und starke Leistungen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Bundestrainer Gordon Herbert von 2022 bis 2024 soll auch unter seinem Nachfolger Alex Mumbru bei der EM in Tampere und Riga fortgesetzt werden.

Kinderbuch und Kampf um gerechte Prämien

Seine Mitspieler folgen ihm seit Jahren – und sind vom Kapitän begeistert. Teamkollege Moritz Wagner nannte Schröder «eine inspirierende Persönlichkeit». Als es um das Fahnenträger-Voting ging, setzten sich auch berühmte Persönlichkeiten wie Kai Pflaume und Jürgen Klopp für Schröder ein.

Abseits des Basketballfeldes hat der NBA-Spieler sein eigenes Profil geschärft. Schröder hat ein Kinderbuch («Wir Jungs vom Prinzenpark») veröffentlicht, setzt sich für sein Team und die Basketballerinnen ein, um gerechte Prämien zu erhalten, und plant seine Zukunft nach seiner NBA-Karriere in seiner Heimat Braunschweig.

Dort will er nicht nur für seinen eigenen Basketball-Club auflaufen, sondern sich auch gesellschaftlich engagieren. «Ich werde schon bald einiges in die Praxis umsetzen. Ich möchte in Braunschweig eine Schule gründen, inklusive Kindergarten», beschrieb Schröder. Eine Schule in seiner eigenen Stadt zu gründen, sei «schon lange ein Traum» für ihn.

Schröder: «Weit davon weg, arrogant zu sein»

Schröder bewegt sich weiter zwischen den Welten. Einerseits dokumentiert der Basketballer noch immer sein luxuriöses Leben, indem er stundenlang einen Familienausflug mit der Yacht streamt. Als im Vorjahr die Fahnenträgersuche anstand, sagte Schröder: «Ich muss die Fahne tragen! Wenn nicht jetzt, wann dann?» Das fanden viele anmaßend.

Er selbst sieht das anders. «Wenn man sich in der NBA behaupten will, muss man extrem selbstbewusst sein. Ich kann es nicht ändern, dass manche Leute dieses Auftreten anders deuten. Meiner Meinung nach bin ich sehr weit davon weg, arrogant zu sein», sagte Schröder in einem Interview «Dein Spiegel», der Kinderausgabe des Spiegels.

Die Förderung von jungen Menschen und das veröffentlichte Buch, das Schröders Kindheit in Braunschweig erzählt, sind für Schröder Herzensanliegen. «Ich bin als dunkelhäutiger Junge in Braunschweig aufgewachsen. Das war nicht immer einfach, ich habe früh mit Rassismus zu tun gehabt. Trotzdem hörte ich nie auf, an mich zu glauben», sagte Schröder.

dpa