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Deutscher Radstar Lipowitz erklimmt Podium der Tour de France

Florian Lipowitz feierte bei seiner ersten Frankreich-Rundfahrt den sensationellen dritten Gesamtrang und beendete das Rennen als bester Nachwuchsfahrer.

Spektakel auf dem Montmartre: In Paris endete die 21. Etappe der Tour.
Foto: Laurent Cipriani/AP/dpa

Florian Lipowitz ließ sich auch von der anspruchsvollen Schlussetappe der Tour de France nicht beeindrucken. Der ehrgeizige deutsche Radprofi fuhr begleitet von Tausenden jubelnden Fans den Montmartre hinauf und bewältigte in einem verregneten Paris die letzte kleine Herausforderung vor seinem beeindruckenden dritten Gesamtrang.

Bei seiner ersten Teilnahme an der Tour de France feierte der 24-Jährige seinen bisher größten Erfolg und beendete das Rennen auf dem dritten Platz hinter Titelverteidiger Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard aus Dänemark. Pogacar, der auch am Ende noch eine spektakuläre Show ablieferte, gewann bereits zum vierten Mal das wichtigste Etappenrennen der Welt.

Experte von Lipowitz begeistert: «Bravourös»

Der ehemalige Biathlet und Quereinsteiger erreichte als erster Deutscher seit dem zweimaligen Tour-Zweiten Andreas Klöden vor 19 Jahren das Podium der weltweit größten Rundfahrt in Reichweite des Triumphbogens. Mit dem Weißen Trikot überquerte der Schwabe die Ziellinie auf den Champs-Élysées und beendete das Rennen als bester Nachwuchsfahrer – das hatte für Deutschland zuletzt Jan Ullrich vor 27 Jahren geschafft.

Es war während der Tour deutlich geworden, dass Lipowitz erfolgreich sein würde. Nur ein Sturz oder eine Krankheit hätten seinen großen Triumph gefährden können. Trotz eines Einbruchs in den Alpen konnte er seinen dritten Platz erfolgreich verteidigen.

«Hat er bravourös gemacht», sagte Ex-Profi und Experte Fabian Wegmann der Deutschen Presse-Agentur. «Ganz groß gefahren», schob er hinterher. Lipowitz sei in der Weltspitze angekommen. 

«Herzensprojekt» seines Entdeckers

Seit nur fünf Jahren ist der ehemalige Wintersportler auf dem Rad aktiv. Wie viele Stars hat auch er eine inspirierende Geschichte: Lipowitz kontaktierte damals persönlich den Red-Bull-Teamchef Ralph Denk und erkundigte sich, was er tun müsse, um Radprofi zu werden.

Bei einem Mittagessen lernten sie sich kennen, wie Denk schon mehrmals erzählte. Im Januar legte er dafür 100 Kilometer mit dem Rad zurück, um zu der Verabredung zu gelangen. Und hinterher ging es wieder zurück auf zwei Rädern. Denk beeindruckte der Wille des jungen Mannes – der Funktionär bezeichnet die Entwicklung des Schwaben als «Herzensprojekt».

In den folgenden Jahren erlebte er einen steilen Aufstieg: Im vergangenen Jahr belegte er den siebten Platz bei der spanischen Vuelta. Bei Paris-Nizza wurde er Zweiter und bei der Dauphiné-Rundfahrt Dritter, hinter den Superstars Pogacar und Vingegaard. Den dritten Gesamtrang beim bedeutendsten Radrennen der Welt hätte wohl vor der Tour kaum jemand für möglich gehalten.

Planer verschärfen Tour-Abschluss

Lipowitz hielt den viertplatzierten Briten Oscar Onley in der Gesamtwertung auf Abstand, während der Zweite Vingegaard fast sieben Minuten zurücklag. Pogacar siegte mit einem Vorsprung von knapp viereinhalb Minuten vor dem dänischen zweimaligen Tour-Champion – seit 2020 teilen sich die beiden Stars die Tour-Siege.

Zur Feier der ersten Zielankunft auf den Champs-Élysées bauten die Organisatoren nach dem Vorbild der Olympischen Spiele im vergangenen Jahr die dreifache Überquerung des steilen Viertels Montmartre ein. Dies verhinderte den üblichen Massensprint der sprintstarken Profis und das Finale erinnerte stattdessen mit verschiedenen Attacken an einen Frühjahrsklassiker.

Etwa 50 Kilometer vor dem Ziel waren die Zeiten der Gesamtführenden bereits genommen worden, sodass der Rest hauptsächlich der Show und dem Kampf um den Tagessieg gewidmet war.

Jedoch hatte das Ereignis auf dem berühmten Hügel oberhalb der französischen Metropole wenig Ähnlichkeit mit einer Tour d’Honneur, bei der der Gesamtführende nicht mehr angegriffen wird. Pogacar schonte sich nicht und startete leidenschaftliche Attacken vor den begeisterten Zuschauern in Paris.

Am Sonntag gewann der belgische Allrounder Wout van Aert das Rennen. Der italienische Sprinter Jonathan Milan freute sich – auch wenn er keine Chance auf den Tagessieg hatte – im Grünen Trikot des besten Fahrers in der Punktewertung. Pogacar holte sich auch das gepunktete Bergtrikot, das Jonas Vingegaard stellvertretend tragen durfte.

Pogacar über Lipowitz: «Werden viel von ihm sehen»

An der Seite seines Kölner Edelhelfers Nils Politt ließ sich Pogacar bei der traditionellen Tour d’honneur vor dem Start der 132,3 Kilometer in Richtung Pariser Triumphbogen feiern. Dem zuletzt müde wirkenden Pogacar kam der Abschluss wohl auch gelegen. Nach der vorletzten Etappe sprach er von einem anderen «Level», was die Härte angeht. 

Pogacar hatte Lipowitz zuletzt in höchsten Tönen gelobt: «Ich denke, wir werden noch viel von ihm in den nächsten Tagen und Jahren sehen», sagte der Ausnahmefahrer nach dem starken Auftritt des Deutschen in den Pyrenäen.

dpa