«Danke» stand auf dem Helm des Rekordchampions. Er verabschiedet sich nach einer rasanten Aufholjagd emotional von Mercedes. Team-Weltmeister 2024 wird sein Ex-Team.
McLaren-Triumph bei emotionalem Hamilton-Abschied

Der Vizeweltmeister Lando Norris jubelte über Funk nach seinem Sieg und dem ersten Teamtriumph für McLaren seit 26 Jahren. Trotz einer beeindruckenden Aufholjagd endete für Lewis Hamilton die erfolgreichste Ära der Formel 1 nicht mehr auf dem Podest. In einem actiongeladenen Finale mit einem frühen Crash und einer Strafe für Weltmeister Max Verstappen von Red Bull sicherte sich Hamiltons ehemaliges Team die Weltmeisterschaft in der Konstrukteurswertung vor Ferrari.
Carlos Sainz belegte den zweiten Platz und Charles Leclerc den dritten Platz, was der Scuderia nicht ausreichte, um McLaren noch zu überholen. Für den britischen Traditionsrennstall, dem Hamilton 2008 den Fahrertitel beschert hatte, ist es der neunte Sieg in der Team-Wertung, die für die Verteilung der Einnahmen in der Formel 1 entscheidend ist.
Lewis Hamilton wurde beim Großen Preis von Abu Dhabi Vierter in seinem letzten Rennen für die Silberpfeile. Im nächsten Jahr wird der 39-jährige Brite und siebenmalige Champion wie einst Michael Schumacher und Sebastian Vettel für Ferrari fahren – Sainz muss weichen.
Verstappen, der Champion, erreichte im Red Bull nur den sechsten Platz. Der einzige deutsche Pilot, Nico Hülkenberg, schaffte es in seinem letzten Grand Prix für Haas in die Top Ten und wurde Achter, bevor er ab dem nächsten Jahr für das geplante Audi-Team fahren wird.
Verstappen flucht: «Dumme Idioten»
Zum letzten Mal und 98 Tage vor dem Auftakt 2025 in Melbourne gingen die roten Ampeln aus – dass Verstappen sich ein paar Sekunden später in den WM-Kampf zwischen McLaren und Ferrari einmischen würde, hatten die wenigsten erwartet. Er tat es jedoch mit einem zu offensiven Überholversuch und schubste Oscar Piastri in der ersten Kurve von der Strecke. Der Australier – von Position zwei gestartet – reihte sich fast am Ende des Feldes ein. Verstappen erhielt eine Zehnsekundenstrafe und fluchte später über Boxenfunk: «Dumme Idioten.»
Mit dem Rennausgang würde er auf dem Kurs, auf dem er vor drei Jahren in einem Drama-Finale gegen Hamilton erstmals Weltmeister geworden war, nichts zu tun haben. Seinen vierten Triumph hatte er in diesem Jahr vorzeitig in Las Vegas klargemacht. Die Chance auf den erneuten Team-Triumph war auch schon seit ein paar Rennen nur noch Theorie – zu schwach fuhr in der zweiten Saisonhälfte Verstappens Stallkollege Sergio Pérez.
Der 34-jährige Mexikaner konnte keine Argumente für die anstehende Entscheidung der Teambosse sammeln, auch nicht im 24. und letzten Grand Prix 2024: In der zweiten Runde musste er seinen Wagen aufgeben, nachdem er vom Sauber des Finnen Valtteri Bottas getroffen worden war.
Es könnte somit auch das letzte Rennen in der Königsklasse für Pérez gewesen sein. «Ich bin glücklich, dass jetzt alles vorbei ist. Es war ein sehr frustrierendes Jahr», sagte er und räumte nun auch ein: Er wisse nicht, wie es weitergehe, auch wenn er noch einen Vertrag für die kommende Saison habe.
Hamilton weiß es schon: In Rot geht es weiter. In Rot kam er am Sonntag auch an die Strecke, ehe er zum letzten Mal den Mercedes-Rennoverall anzog. Platz 18 nach einer völlig verkorksten Qualifikation mit einem «Idiotenfehler» (Toto Wolff) des Teams und einem Poller und dem Silberpfeil. Startplatz 16 wurde es dann nach ein paar Zurückstellungen.
«Es ist ein komisches Gefühl, ich kann es gar nicht in Worte fassen, was ich gerade fühle», sagte Hamilton, bevor es dann von Position 16 nach ein paar Zurückstellungen losging: «Es ist vor allem aber Dankbarkeit.» 245 Rennen bestritt Hamilton, seit er 2013 als Nachfolger von Michael Schumacher für das deutsche Werksteam antrat, auf die Rückseite seines Helmes für das finale Mercedes-Wochenende hatte er «Danke» schreiben lassen.
Rosberg: «Das größte Naturtalent der Geschichte der Formel 1»
Er feierte in der Zeit 84 Siege, holte 78 Pole Positionen und kam 153 Mal aufs Podium. Sechsmal wurde er Fahrer-Weltmeister, achtmal gewann Mercedes die Konstrukteursweltmeisterschaft. «Das größte Naturtalent der Geschichte der Formel 1», sagte Hamiltons ehemaliger Teamkollege und WM-Bezwinger (2016), Nico Rosberg, als Sky-Experte über den Briten, der seinen Weggang schon vor der Saison angekündigt hatte.
Was dann folgte, hatte er nach eigenen Angaben unterschätzt. «Die Emotionen kommen in Wellen, das ist nicht immer einfach zu kontrollieren», sagte er auf dem Yas Marina Circuit. Bei einer ersten Abschiedszeremonie am Donnerstag in Abu Dhabi «hat der halbe Raum geweint», berichtete Wolff. Im Rennen klagte Hamilton zunächst über den mangelnden Speed, arbeitete sich aber immer weiter nach vorn.
Norris hält dem Druck stand
Die Sonne war bereits untergegangen, aber das Geschehen auf der Strecke dauerte an. Piastri erhielt zusätzlich zu seinem Kollisionspech eine Zehnsekundenstrafe, weil er einem Kollegen leicht hinten aufgefahren war. Leclerc, der theoretisch noch um den zweiten Platz in der Fahrerwertung kämpfte, arbeitete sich schnell von Startplatz 19 nach vorne.
Der Druck auf McLaren und insbesondere Norris nahm weiter zu. Der Brite verteidigte seine Pole Position souverän und führte das Rennen vor Sainz an. Solange dies so blieb, spielte es keine Rolle, an welcher Position Leclerc am Ende landete. Die Scuderia musste 21 Punkte aufholen. Etwa 20 Runden vor Schluss lagen Sainz und Leclerc dann hinter Norris. Und daran änderte sich auch nichts.