Zverev erwartet schweres Match gegen Sinner, der auf Hartplatz aktuell unschlagbar ist. Fitness und Form entscheiden über Sieg.
Ultimative Herausforderung für Zverev gegen Topform-Sinner

Nach dem erfolgreichen Start und zwei Tagen Pause steht Tennisstar Alexander Zverev beim Turnier der Besten vor einer großen Herausforderung. Sein Gegner Jannik Sinner ist in Topform, motiviert durch den Kampf um die Nummer 1 der Welt mit Carlos Alcaraz und profitiert zudem vom Heimvorteil in Turin. Auf Hartplatz gibt es derzeit keine größere Aufgabe im Welttennis.
«Sinner ist momentan der beste Spieler auf diesem Belag, gar keine Frage. Deswegen erwarte ich ein sehr schweres Match», sagte Zverev (28) vor dem zweiten Gruppenspiel der ATP Finals in der Inalpi Arena gegen den Italiener an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/Sky): «Wenn ich nicht zu hundert Prozent fit bin, dann habe ich gar keine Chance. Das hat man in Paris gesehen.»
Beeinträchtigt von einem geschwollenen Knöchel kassierte Zverev beim Masters-Turiner in Frankreichs Metropole vor anderthalb Wochen eine im wahrsten Sinne des Wortes schmerzhafte Halbfinal-Klatsche: 0:6, 1:6 – so deutlich hatte der Hamburger seit 2014 nicht mehr verloren. Sinner zeigte nach dem viel zu leichten Sieg Mitgefühl und bekritzelte eine Kamera am Spielfeldrand mit der Nachricht «Get well soon» (gute Besserung).
Der Aufschlag spielt die Schlüsselrolle
Nach dem Besuch bei dem Arzt, der ihn auch schon bei seinem folgenschweren Bänderriss im rechten Knöchel 2022 operiert hatte, scheint es körperlich tatsächlich besser zu gehen. „Ich fühle mich gut“, versicherte der Olympiasieger von 2021 nach seinem Zweisatzsieg zum Auftakt des Prestigeturniers gegen den US-Amerikaner Ben Shelton. Aber reichen Fitness und Form auch gegen Ausnahmekönner Sinner?
Alles hängt vom Aufschlag ab – glaubt der 24 Jahre alte Italiener. «Der Platz wird durch die Abnutzung von Tag zu Tag schneller. Der Aufschlag wird der Schlüssel zum Erfolg sein», sagte der viermalige Grand-Slam-Turniersieger. Serviert Zverev wie gegen Shelton mit einer Gewinn-Quote von 84 Prozent beim ersten Aufschlag, hat er definitiv eine Chance. Doch auch Sinner präsentierte sich beim souveränen Auftaktsieg gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime aufschlagstark.
Zverev scherzt: Sinner geht allen «auf’n Sack»
Zverev sollte es vermeiden, sich auf lange Ballwechsel einzulassen. Dadurch kann Sinner seine Dominanz und Kraft bei den Grundschlägen zum Ausdruck bringen. Im Australian-Open-Finale zu Beginn des Jahres gab er Zverev keine Chance. Allerdings kennt Zverev auch die Möglichkeiten, wie er den Südtiroler herausfordern kann. Beim knappen Drei-Satz-Finale in Wien Ende Oktober brachte er Sinner an den Rand einer Niederlage.
«Jannik, du gehst uns Spielern allen so was von auf’n Sack», hatte Zverev danach bei der Siegerehrung scherzhaft gesagt: «Entspann dich mal, wir wissen, dass du der beste Spieler auf der Welt bist. Lass mich auch mal was gewinnen.» Doch diesen Gefallen wird ihm Sinner zumindest nicht freiwillig tun. Schließlich treibt ihn vor allem die sportliche Dauerrivalität mit Alcaraz immer weiter an.
Becker will Zverev weiter «ein bisschen provozieren»
Die beiden Ausnahmespieler seien «Lichtjahre» vom Rest entfernt, hatte Zverev vor ein paar Wochen gesagt. Als Sinner wegen seiner Dopingsperre im ersten Saisondrittel drei Monate gesperrt war, erlitt Zverev ausgerechnet in dieser Zeit eine Formkrise und vergab die gute Chance auf die Nummer 1 der Weltrangliste. Dieses Ziel ist jetzt völlig außer Reichweite – obwohl Zverev als Dritter immer noch so etwas wie «the best of the rest» ist. Doch dass das nicht sein Anspruch ist, will er nun gegen Sinner beweisen.
Boris Becker glaubt an Zverevs Chance. Er habe ihn zuletzt zwar kritisiert («Weltklasse sieht anders aus»), aber Zverev habe sportlich «wunderbar darauf reagiert», sagte die Tennis-Ikone im gemeinsamen Podcast mit Ex-Spielerin Andrea Petkovic: «Ich glaube, wir sollten ihn öfters sportlich kritisieren und so ein bisschen provozieren und reizen.» Er tue dies nur bei Spielern, die er «respektiere und vielleicht sogar mag», betonte Becker: «Ich will, dass Sascha Zverev das Turnier in Turin gewinnt.»
Eine Niederlage gegen Sinner würde die Titel-Träume noch nicht beenden. Im letzten Vorrundenspiel gegen Auger-Aliassime, der gegen Sinner Wadenprobleme hatte, könnte Zverev immer noch einen der beiden Topplätze in der Björn Borg Gruppe sichern und somit ein Halbfinalticket ergattern.








