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Thomas Müller vor möglichen Abschied beim FC Bayern

Der 35-jährige Müller könnte nach der Club-WM in die Major League Soccer wechseln. Ein Engagement beim Los Angeles FC steht im Raum.

Auch als Reservist immer für etwas Besonderes gut: Thomas Müller verfolgt das Spiel gegen Boca Juniors auf einer Kühlbox sitzend.
Foto: Sven Hoppe/dpa

Thomas Müller dimmt seine sonst kräftige Stimme plötzlich auf leise. Abgekämpft steht das Bayern-Urgestein nach 90 Minuten Schwerstarbeit in der Gluthitze von Charlotte mit Stoppelbart in den Katakomben des «Bank of America Stadiums». Und dann trifft ihn ziemlich unvermittelt diese Frage. Ob er es im Kopf habe, dass nach dem Ende der Gruppenphase nun jedes Spiel bei der Club-WM wirklich das allerletzte im Trikot des FC Bayern sein kann? 

«Ja klar», antwortet der 35-Jährige: «Aber das weiß ich ja schon länger.» Und dann ist er bemüht, das Thema verbal abzuschütteln wie einen Gegenspieler auf dem Fußballplatz. «Es macht das Spielen trotzdem Spaß. Alles geben macht Spaß. Und wenn’s vorbei ist, ist es vorbei!» Wenn es denn so einfach wäre.

«Du sitzt auf dem gepackten Koffer»

Bereits am Sonntag (22.00 Uhr/Sat.1 und DAZN) könnte es soweit sein. Wenn der deutsche Meister in Miami im Achtelfinale auf Flamengo Rio de Janeiro trifft, Brasiliens derzeit stärkstes Team. Müller zum Letzten?

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Der Ur-Bayer geht nach 25 Bayern-Jahren auch in ganz persönliche K.o.-Runden beim Turnier in den USA. Aber er will das nicht mit negativen Vorahnungen tun. Gewinnen oder heimfliegen? «Natürlich sind diese Win-or-go-home-Spiele immer kribbelig. Du sitzt ein bisschen auf dem gepackten Koffer. Aber ich bin überzeugt, dass wir noch einige Zeit hier sind.»

Der 13. Juli, das WM-Finale im MetLife Stadium bei New York, bleibt der Zielort der Legende. Ein Bayern-Abschiedsspiel auf richtig großer Bühne. «Das Turnier nimmt jetzt Fahrt auf», sagt der 35-Jährige. Und Flamengo soll nicht zum finalen Stopp werden. Sein 250. Pflichtspieltor für Bayern, das er beim 10:0 gegen Auckland City ekstatisch bejubelte, soll nicht das letzte sein.

Für Sentimentalität noch kein Platz 

Auch die Teamkollegen, vor allem langjährige wie Leon Goretzka, möchten «gar nicht nachdenken» über einen FC Bayern ohne das Unikat Müller. «Ich glaube, sentimental werden wir dann noch früh genug», sagte der Nationalspieler in Charlotte. Die Freizeit in Orlando verbringen die Freunde auf dem Golfplatz. 

Müller wird fehlen. Und zwar vielen. Dem Verein. Der Mannschaft. Und auch der Öffentlichkeit. Und den Medien. Der schlagfertige Müller neckt die Reporter auf seiner letzten Bayern-Dienstreise gerne. «Ich bin ein bisschen enttäuscht von deiner Frage», sagt er etwa. Müller beherrscht das Fußball-(Show)Business. 

Was geschieht nach der Club-WM? Nach dem letzten Spiel im Trikot mit der Nummer 25? Viele tragen es an den Spielstätten der Bayern. Müller erhält den lautesten Applaus. Bleibt der 35-Jährige eventuell nach der Weltmeisterschaft in den Vereinigten Staaten?

Los Angeles und TV-Experte bei der WM 2026?

Müller denkt angeblich darüber nach, sich bei Los Angeles FC in der Major League Soccer zu engagieren. Dieser Verein ist der Partnerclub der Bayern. Die Bosse der Bayern würden dies begrüßen. Müller könnte als Werbefigur für München auf dem US-Markt agieren.

Der FC Cincinnati besitzt jedoch die Discovery Rights an Müller. Das bedeutet, dass der Club aus Ohio das exklusive Verhandlungsrecht hat, wenn ein MLS-Team den Spieler verpflichten möchte. Cincinnati müsste daher die Rechte an Müller erwerben. Dies war auch bei Marco Reus der Fall, als er 2014 zu LA Galaxy wechselte.

Wenn man Müller in Cincinnati, Miami oder Charlotte auch bei extremen Temperaturen über den Platz rennen sieht, erkennt man, dass der Weltmeister von 2014 immer noch Freude am Fußballspielen hat. Ein Jahr beim Fußball in L.A. könnte ihm auch helfen, sich vom FC Bayern abzulösen.

Es könnte auch eine gute Vorbereitung auf die richtige WM der Nationalteams in einem Jahr in den USA, Kanada und Mexiko sein. In der Szene wird gemunkelt, dass der eloquente Müller dann für einen deutschen TV-Sender als Experte arbeiten wird. Für die Zuschauer wäre das bestimmt ein Gewinn.

Joker Müller

Aber das ist Zukunftsmusik. Die Gegenwart heißt Flamengo. Müller dürfte von Vincent Kompany in Miami wieder als Joker eingeplant sein. So wie beim 2:1 gegen die Boca Juniors, als er am Spielfeldrand auf einer Kühlbox sitzend zuschaute. Einen Abschiedstour-Bonus bekommt Müller nämlich nicht. «Wir haben viel Konkurrenz vorne. Jeder hat seine Rolle. Ich schaue nicht ganz viel auf die Individuen. Wichtig ist, dass das Kollektiv stimmt», sagte der Trainer. 

Müller freut sich auf Miami. «Das Stadion dürfte sehr gut gefüllt sein. Viele brasilianische Fans werden Stimmung machen. Und solche Fußballfeste wünschen wir uns jetzt», sagt er. Es soll nur nicht sein letztes sein.

dpa