Nach dem Finalsieg in München gegen Ben Shelton blickt Zverev optimistisch auf kommende Turniere und die French Open.
Turniersieg bei BMW Open: Alexander Zverev mit neuem Mut
Bevor Alexander Zverev sich in zwei freie Tage und dann Richtung Madrid verabschiedete, bekam er vom Münchner Turnierdirektor Patrik Kühnen noch einen Schokokuchen zum Geburtstag. Ob der Tennis-Star vom süßen Nachtisch kostete, blieb unklar. Trotzdem konnte er äußerst zufrieden von den BMW Open abreisen. Der Turniersieg bei dem Sandplatzevent gab Zverev die Gewissheit: Er kann es noch.
Daran waren in den vergangenen Wochen vermehrt Zweifel aufgekommen, gleich bei sechs Turnieren nacheinander hatte es nicht gereicht für ein Viertelfinale. «Über die letzten Monate brauchen wir nicht mehr sprechen», stellte Zverev am Ostersonntag klar, «ich möchte das hinter mir lassen.»
Lederhose, Sportwagen, Selfie mit Söder
Der Gewinner der Olympischen Spiele 2021 schaut optimistisch in die Zukunft, besonders nach seinem Sieg im Finale von München gegen Ben Shelton. Mit einem klaren 6:2, 6:4 besiegte der Hamburger den US-Jungstar. Dadurch gewann er viel Selbstvertrauen für die bevorstehenden Masters-Turniere in Madrid und Rom sowie für den Höhepunkt der Sandplatzsaison, die French Open in Paris Ende Mai.
«Das sind schon schöne Emotionen, und die nehme ich mit in die nächsten Wochen», kündigte Zverev an. Rund 6.000 Fans hatten ihm noch auf dem Center Court ein Ständchen zum 28. Geburtstag gesunden. Dann war er in die Sieger-Lederhose geschlüpft und hatte im Sportwagen eine kleine Runde gedreht. Aus dem Grinsen kam er überhaupt nicht mehr heraus.
Geschenk aus Barcelona: Rückkehr an Weltranglistenplatz zwei
Papa Alexander filmte die Szenen mit dem Handy, Freundin Sophia Thomalla sang bei der kurzen Happy-Birthday-Einlage mit. Auch Fußball-Star Thomas Müller jubelte von der Tribüne. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder machte ein Selfie mit Zverev, als er den Siegerpokal überreichte.
«Das war eine der besten Wochen, die man als Tennisspieler haben kann», sagte Zverev sichtlich erleichtert. Zu dem Zeitpunkt am Nachmittag wusste er noch gar nicht, dass am Abend ein weiteres Geschenk aus der Ferne folgen sollte: Weil der Spanier Carlos Alcaraz das Finale von Barcelona gegen Holger Runde verlor, kletterte Zverev in der Weltrangliste wieder zurück auf Platz zwei hinter Spitzenreiter Jannik Sinner (Italien).
Zverev will nicht mehr zurückblicken
Der Hamburger kündigte als Belohnung an, dass er sich zwei Tage freinehmen werde, um Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Dann steht das Masters von Madrid an. Am Dienstagmorgen will er in die spanische Hauptstadt fliegen.
Gut möglich, dass das ATP-500-Turnier von München der große Wendepunkt in Zverevs Tennisjahr ist. Vor allem seinen Comeback-Erfolg gegen den Niederländer Tallon Griekspoor pickte er selbst heraus. «Ich habe in dem Viertelfinale ein Match gewonnen, das ich hätte verlieren müssen. In den letzten Wochen war es genau andersrum: Ich habe viele Matches verloren, die ich hätte gewinnen müssen.» Aber zurückblicken will er ja nicht mehr.
Motiviert für Madrid, Rom und Paris
Nach seinem dritten Erfolg bei den BMW Open nach 2017 und 2018, durch den er mit Rekordsieger Philipp Kohlschreiber gleichzog, ist das Feuer entfacht für Madrid, Rom und Paris. «Das sind alles Turniere, die ich eigentlich gern habe», sagte Zverev. «Ich möchte dort genauso weitermachen.»
Wenn das gelingt, dann muss ihm nicht bange sein. Finalgegner Shelton hatte in der Woche von München gleich zweimal schon verloren geglaubte Spiele noch gewonnen. Zverev aber war zu stark. Der Deutsche zeigte kaum Schwächen beim Service und ließ keine einzige Break-Chance für den Amerikaner zu. «Wenn mein Aufschlag läuft, dann kommt das ganze Spiel hinterher», sagte er. Dazu retournierte er beachtlich und gewann deshalb verdient.
Dass der Erfolgshunger wieder da ist bei Zverev, das konnte man auch bei der Dankesbotschaft in Richtung seines Teams heraushören. «Wir haben noch zehn Jahre Arbeit vor uns», rief der Tennisstar. Und diese Arbeit soll dann auch mit dem von ihm ersehnten ersten Grand-Slam-Sieg belohnt werden.