Der Grand Prix im Fürstentum ist Kult. Allerdings sind Rennen in Monaco seit Jahren zu wenig spektakulär und spannend. Das soll eine einzigartige Regel ändern – reicht das?
Mythos Monaco: Wie die Formel 1 die Langeweile bekämpft
Im berühmten Hafen von Monaco liegen die teuren Yachten dicht beieinander, jeden Tag wird es im Fürstentum lebhafter. Die Einzigartigkeit des Formel-1-Spektakels an der Côte d’Azur wird bereits vor dem ersten Rennen am Freitag deutlich. Kaum ein Sportereignis auf der Welt steht im Frühjahr bei den Reichen und Schönen so sehr im Mittelpunkt wie dieses. Monaco – das bedeutet Luxus, Sehen und Gesehen werden. In sportlicher Hinsicht war es zuletzt jedoch vor allem eins: ziemlich langweilig. Das soll sich am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) endlich ändern.
Bei diesem Grand Prix werden erstmals und erstmalig alle Fahrer verpflichtend zwei Boxenstopps machen müssen. Die Fia reagiert damit auf das Rennen im Vorjahr und erhofft sich durch mehr taktische Möglichkeiten eine höhere Spannung. Durch eine rote Flagge konnten die Fahrer ihre Reifen in der ersten Runde wechseln und somit die Vorgabe erfüllen, mindestens zwei Reifenmischungen zu nutzen. Anschließend fuhren sie ohne weitere Stopps bis zum Ende des Rennens, im Grunde genommen in derselben Reihenfolge. Action? Fehlanzeige!
Nirgendwo wird seltener überholt
Im schmalen Asphaltstreifen von Monaco feierte Ferrari-Pilot Charles Leclerc einen unspektakulären Heimsieg. Früher wurde beim einzigartigsten Grand Prix der Saison manchmal überhaupt nicht angehalten, die Fahrer verwendeten nur einen Reifensatz, und die Startaufstellung bestimmte in der Regel die Reihenfolge im Ziel. Wird sich dieses Jahr aufgrund der Sonderregel alles ändern?
Es ist eine Tatsache: In Monaco wird so selten überholt wie nirgendwo sonst. Seit 1984 gab es im Durchschnitt gerade mal zwölf Überholmanöver pro Rennen. Viele würden gerne eine Veränderung sehen, aber es gibt nur Gedankenspiele dazu. Eine mögliche Lösung wäre ein Umbau mit einer neuen Überholzone am berühmten Schwimmbad. Doch bisher sind Veränderungen am Unwillen der oft als hochnäsig empfundenen und wenig kompromissbereiten Veranstalter des Automobile Club de Monaco gescheitert.
Formel-1-Boss: Jeder Fahrer will im Fürstentum siegen
Im Fürstentum gewinnt weiterhin meistens der Fahrer, der auf dem ersten Startplatz steht. Das Qualifying am Samstag ist besonders wichtig, da das Überholen auf der mit 3,337 Kilometern kürzesten Strecke im Rennkalender mit den breiten und langen Boliden kaum noch möglich ist. Trotz dieser Schwierigkeiten wurde der Vertrag mit dem Kurs bereits bis 2031 verlängert.
«Die Straßen von Monte Carlo sind einzigartig», sagte Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali: «Der Grand Prix von Monaco bleibt ein Rennen, das alle Fahrer gewinnen wollen.»
Trotz aller berechtigten Kritik ist Monaco für die Formel 1 ein einzigartiger Ort. Prominente aus Hollywood und dem Sportbereich sitzen auf den Tribünen und genießen das besondere Flair an der sonnigen Côte d’Azur, wo eines der ältesten und traditionsreichsten Rennen im Motorsport stattfindet. Der Grand Prix mit seinen anspruchsvollen Strecken ist nahezu jedem bekannt. Juan Manuel Fangio, Niki Lauda, Ayrton Senna, Michael Schumacher – sie alle haben bereits in den engen Straßen triumphiert.
Wenn das Herz höher schlägt
Der Fahrer ist in dem Nobelort mit nur rund 39.000 Einwohnern zu jeder Sekunde gefordert, denn die Leitplanken sind ganz nah, Fehler werden knallhart bestraft. «Du spürst es, dass dein Herzschlag jedes Mal etwas höher ist auf der Qualifikationsrunde als auf einer anderen Strecke. Da ist viel Adrenalin», sagte Weltmeister Max Verstappen schon. Die Fahrer lieben das, deswegen betonte Kollege Fernando Alonso auch: «Monaco gehört immer in den Rennkalender.»
Bereits im ersten Formel-1-Jahr 1950 wurde in Monaco gefahren, und seit 1955 ist der Klassiker jedes Jahr im Programm. Im vergangenen Jahr wurde spekuliert, dass Monaco seinen Stammplatz schnell verlieren könnte und möglicherweise nur noch alle zwei Jahre ein Rennen an der Mittelmeerküste stattfindet. Trotz neuer Bewerber für WM-Läufe, die viel Geld investieren, und alter Rennstrecken, die weichen müssen, behält das Fürstentum seinen Platz bei.
Im Fürstentum wird es richtig teuer
In der Vergangenheit hat Monaco finanzielle Vorteile genossen, indem es deutlich weniger Antrittsgeld zahlte als andere Orte. Es wird vermutet, dass sich dies ändern wird und der Grand Prix mindestens noch siebenmal stattfinden wird. Um teilzunehmen, muss man ohnehin tief in die Tasche greifen. Die Liegegebühr für eine Woche im Hafen kann für die größten Privatjachten über 120.000 Euro betragen, auch VIP-Pakete gibt es für drei Tage mit Training, Qualifikation und Rennen im Bereich bis zu 20.000 Euro – natürlich ohne Hotelzimmer.
«Monaco ist wegen seines Erbes und seiner Geschichte dabei. Das ist alles», hatte Red-Bull-Teamchef Christian Horner bereits vor der jüngsten Vertragsverlängerung kritisiert und Veränderungen gefordert: «Auch das Kronjuwel muss mit der Zeit gehen. Wenn man stehen bleibt, geht man rückwärts.» Die neue Boxenstoppregel kann also nur ein Anfang sein.