Das fulminante 107:88 von Deutschlands Basketballern gegen Litauen gerät in den Hintergrund. Kapitän Schröder macht rassistische Anfeindungen öffentlich. Der deutsche Verband kündigt Konsequenzen an.
«Das ist traurig»: Rassismus-Eklat um Schröder bei der EM

Dennis Schröder war tief getroffen und zeigte sich persönlich gekränkt. In ruhigem Ton sprach der deutsche Basketball-Star in die TV-Kameras und Mikrofone in der Interview-Zone das aus, was Fans und Reporter ihm und seiner geknickten Körperhaltung nach den rassistischen Anfeindungen ansehen konnten: «Das ist eine Sache, die ich nicht akzeptieren kann. Rassismus sollte nicht hierhin gehören. Das ist traurig.»
Beim beeindruckenden 107:88-Sieg des Weltmeisters über Litauen in der Arena in Tampere, Finnland, wurden Affengeräusche von Fans wahrgenommen, die Schröder und Teile des deutschen Trainerstabs gehört hatten. Laut dem Deutschen Basketball Bund (DBB) wurden zwei Personen des Stadions verwiesen – die Fiba gab später bekannt, dass eine Person ermittelt wurde und für den Rest der EM aus der Arena ausgeschlossen wird.
Schröders klare Botschaft
Der 31-jährige Schröder fühlte sich an Brasiliens Fußball-Star Vinicius Jr. von Real Madrid erinnert, der immer wieder Ziel von rassistischen Anfeindungen ist. Trotz seiner diplomatischen Interviews zeigte er später in den sozialen Medien deutlich seine Meinung.
«Ich wünschte, die Leute, die die Affenlaute gemacht haben, hätten den Mut, das auch außerhalb der Arena zu tun. Denn ich schwöre auf das Grab meines Vaters: Dann müssten sie die Konsequenzen tragen, denen sie in der Arena entkommen», schrieb Schröder bei Instagram emotional. Ein Statement des deutschen Verbands teilte der NBA-Profi mit trauernden Smileys und schrieb dazu: «Sag ’nein‘ zu Rassismus.»
Litauens Profis entschuldigen sich
Schröder hatte die Affenlaute unter anderem beim Gang in die Kabine zur Halbzeit wahrgenommen. Der DBB stellte sich sofort vor Schröder. «So etwas hat nirgendwo etwas zu suchen und ganz sicher nicht im bunten, vielfältigen und offenen Basketball», sagte Präsident Ingo Weiss. Der Funktionär kündigte an, man werde «nachhaltig beim Veranstalter intervenieren, dass solche Vorkommnisse hier nicht mehr passieren».
Litauens Spieler entschuldigten sich später bei Schröder. Auch der Verband bedauerte die Vorfälle. «Wir möchten eine klare Botschaft senden: Dies ist für uns völlig inakzeptabel und verstößt sowohl gegen die Werte des Basketballs als auch gegen die Werte in unserer Gesellschaft», wurde der litauische Verbandspräsident Mindaugas Balciunas in einer Mitteilung zitiert.
Die Fiba hat den Behörden nach eigenen Angaben das «relevante Filmmaterial und die Informationen zur Verfügung gestellt». Der Weltverband kündigte zudem an, Kontakt mit der Teamdelegation der Litauer aufzunehmen, «um sie über die Situation zu informieren und die Bemühungen zur Verhinderung ähnlicher Vorfälle bei künftigen Spielen zu unterstützen», hieß es.
Trainer: Können nur dagegen kämpfen
Vor den Vorfällen waren die grün gekleideten litauischen Fans die Stimmungsgaranten in Tampere – so erschien es zunächst auch beim rasanten EM-Topspiel, bei dem Deutschland sportlich seinen Medaillenanspruch zementierte. «Wenn es mal hitzig wird, ist das okay. Ich komme auch mit Beleidigungen aller Art klar. Aber Affengeräusche kann ich nicht akzeptieren», stellte Schröder klar.
Es wurde nicht mehr viel über die Basketball-Gala gesprochen, bei der Deutschland fast mühelos den dritten klaren Sieg bei dieser EM erzielte. Trainer Alan Ibrahimagic, der weiterhin den erkrankten Alex Mumbru vertritt, äußerte seine volle Solidarität mit Kapitän Schröder.
«Ich habe mitbekommen, dass Dennis sehr aufgeregt war – zu Recht. Im Sport und im Wettkampf haben solche Sachen nichts zu suchen. Wir hoffen, dass sich das legt und irgendwie gelöst werden kann. Wir können nur dagegen kämpfen», sagte Ibrahimagic. Während der Partie war der Zwischenfall zunächst nicht groß aufgefallen – das änderte sich, als Schröder selbst im Anschluss auf die Szenen aufmerksam machte.
Schröders Frau: «Sie sollten sich zutiefst schämen»
Der seit vielen Jahren in Nordamerika spielende Braunschweiger berichtet immer wieder von seiner Jugend und Kindheit und welchem Rassismus er ausgesetzt war. Seine Frau Ellen machte im Anschluss an den Vorfall aktuelle Hasskommentare öffentlich. Sie postete Screenshots mit beleidigenden und rassistischen Nachrichten und kommentierte dazu bei Instagram: «Leider sind solche Anfeindungen, gerade wenn man in der Öffentlichkeit steht, allgegenwärtig.»
Ellen Schröder wandte sich auch an die Verdächtigen im Publikum und verurteilte die Anfeindungen. «Es ist wirklich beschämend, wie sich einige litauische Fans meinem Ehemann gegenüber mit ihren rassistischen Kommentaren verhalten haben. Sie sollten sich für ein solches Verhalten zutiefst schämen», schrieb Ellen Schröder. Sie wünschte den Verdächtigen, «ihre Eltern hätten sie besser erzogen».