Deutschland hat ein neues Eiskunstlauf-Traumpaar: Minerva Hase und Nikita Wolodin holen EM-Gold. Die nächsten großen Aufgaben warten schon auf die beiden. Und die haben es nicht nur sportlich in sich.
Nach EM-Coup: Eislauf-Duo Hase/Wolodin vor goldener Zukunft?

Nach dem Sieg bei der EM in Tallinn sang der russische Gebürtige Nikita Wolodin mit seiner Eiskunstlauf-Partnerin Minerva Hase voller Freude die deutsche Nationalhymne, um allen Zuschauern zu zeigen: „Schaut her, ich bin auch außerhalb des Eises erfolgreich.“
Denn nach dem Gewinn der Goldmedaille bei der Europameisterschaft streben Hase und Wolodin danach, ihren gemeinsamen Traum von den Olympischen Spielen zu verwirklichen. In etwa einem Jahr werden diese in Mailand und Cortina d’Ampezzo stattfinden. Ob Hase und Wolodin im Paarlauf-Wettbewerb teilnehmen werden, steht noch nicht fest.
Die sportliche Qualifikation steigt Ende März bei der Weltmeisterschaft in Boston in den USA und dürfte für Hase/Wolodin ein Klacks sein. Als Europameister zählen die beiden auch dort schließlich zum Favoritenkreis. «Im Moment versuchen wir, nicht an Medaillen bei Weltmeisterschaften zu denken», sagt Hase.
Hase/Wolodin wollen sich bei WM steigern
Das Ziel sei es, sich im Vergleich zur Leistung bei der EM noch einmal zu steigern, erklärt die gebürtige Berlinerin. «Wir haben jetzt noch einige Zeit bis zu den Weltmeisterschaften. Also ist das Hauptziel, die Fehler, die wir hier gemacht haben, auszumerzen.»
Auch bei der nächsten Veranstaltung werden die deutschen Eiskunstläufer Katarina Hase und Daniel Wolodin erneut auf ihre Hauptkonkurrenten, das italienische Duo Sara Conti/Niccolò Macii, treffen, mit denen sie in der Hauptstadt Estlands ein Herzschlagfinale hatten. Sowohl im Kurzprogramm als auch in der Kür unterliefen beiden Paaren kleinere Fehler – am Ende konnten die Deutschen ihre Konkurrenten mit fast sechs Punkten Vorsprung auf den zweiten Platz verweisen.
Hase sagt, dass sie sich direkt nach der Kür unsicher war, ob der Auftritt zum Sieg gereicht habe. Nach der Entscheidung brach sie vor Freude in Tränen aus. „Man werde das alles erst in ein paar Tagen realisieren“, so Wolodin.
Deutschtest als größtes Hindernis für Olympiatraum
Um an den Olympischen Spielen teilnehmen zu können, muss sich vor allem der gebürtige Russe noch ordentlich ranhalten. Dem 25-Jährigen, der seit 2022 ein sportliches Duo mit Hase bildet, fehlt der deutsche Pass, um an dem Großereignis teilnehmen zu dürfen. Die größte Hürde ist der obligatorische Deutschtest, dem er sich erstmals im Mai stellen will.
Wenn Wolodin den Test besteht, könnte er die Erfolgsgeschichte mit Hase bei der WM und dann bei Olympia fortsetzen. In Tallinn sorgten sie für den größten deutschen Eiskunstlauf-Triumph seit fast sieben Jahren, als Aljona Savchenko und Bruno Massot Olympiasieger und auch Weltmeister wurden. Das letzte Mal holten Aljona Savchenko und Robin Szolkowy 2011 Gold für Deutschland bei einer EM.
Titel als Aufschwung? Hoffen auf mehr TV-Zeiten und Nachwuchs
Vor allem die Deutsche Eislauf-Union profitiert vom Erfolg, nachdem Kristina Isaev bei den Frauen und Nikita Starostin bei den Männern in Tallinn bereits im Kurzprogramm nach enttäuschenden Leistungen ausgeschieden waren. Das Paarlaufen hingegen ist positiv zu erwähnen: Neben Hase/Wolodin belegten Annika Hocke/Robert Kunkel den achten Rang. Letizia Roscher und Luis Schuster landeten auf dem zwölften Platz.
Von ihrem Coup versprechen sich Hase und Wolodin einen Aufschwung, nachdem die Sportart in den vergangenen Jahren hierzulande – auch aufgrund der ausbleibenden Erfolge – bei vielen kaum eine Beachtung fand. «Wir hoffen einfach, dass die Goldmedaille unseren Sport in Deutschland wieder attraktiver macht», sagt Hase.
Die 25-Jährige hofft vor allem auf längere Fernsehzeiten und Kinder, die Interesse am Eiskunstlaufen haben – mit der Erwartung, dass diese Kinder die Nationalhymne nach einem großen Erfolg genauso leidenschaftlich singen wie Nikita Wolodin und sie selbst.