Franziska Preuß schwärmt: "Ein besseres Rennen kann man nicht haben." Die Gesamtweltcup-Führende festigt ihre Spitzenposition und hat nun 142 Punkte Vorsprung.
Deutschlands Biathletinnen siegen in Ruhpolding und sind WM-Favoriten
Der umjubelte Staffelsieg in der Ruhpoldinger Party-Arena war für Deutschlands Biathletinnen der perfekte Mutmacher für eine erfolgreiche Weltmeisterschaft. «Ein besseres Rennen kann man nicht haben», schwärmte Franziska Preuß. Die Gesamtweltcup-Führende lief in ihrem Wohnort vor über 20.000 Zuschauern bei Traumwetter mit der deutschen Fahne in der Hand über die Ziellinie und machte das Frauenteam endgültig zum Favoriten auf den WM-Titel, der in gut einem Monat in der Schweiz vergeben wird.
Am Tag danach unterstrich Preuß ihre herausragende Form mit Platz zwei im Massenstart, durch die sie das Gelbe Trikot der Spitzenreiterin weiter festigte und nun schon 142 Punkte Vorsprung hat. Bis zur Ziellinie kämpfte die Bayerin um ihren achten Podestplatz des Winters. «Ich habe schon auf die Zähne beißen müssen, aber das Publikum schreit so sehr, da kann man gar nicht anders», sagte Preuß. Einzig Siegerin Elvira Öberg aus Schweden war besser und kam 25 Sekunden vor Preuß, die einmal in die Strafrunde musste, ins Ziel.
Erneut war es extrem laut, genauso wie am Samstag, als Preuß bereits mit großem Abstand auf den letzten Metern jubelte. «Ich habe den Zieleinlauf genossen, das ist wirklich etwas ganz Besonderes», erklärte die 30-Jährige. Zusammen mit Stefanie Scherer, Selina Grotian und Sophia Schneider wurde die ehemalige Weltmeisterin in der Gänsehaut-Atmosphäre der Chiemgau Arena gefeiert.
Norwegen und Frankreich hatten auf den Plätzen zwei und drei keine Gelegenheit. Der zweite aufeinanderfolgende Staffelsieg und der nächste Einzel-Coup von Preuß waren aus deutscher Perspektive die emotionalen Höhepunkte eines aufregenden Heim-Wochenendes, an dem auch Abschiedstränen flossen.
Biathlon verliert Superstar Bö am Saisonende
Johannes Thingnes Bö, der Rekordweltmeister, gab überraschend am Samstag seinen Rücktritt nach dieser Saison bekannt. Der fünfmalige Olympiasieger aus Norwegen beendet seine Karriere ein Jahr früher als geplant und wird nicht an den Olympischen Winterspielen 2026 in Italien teilnehmen. Die Sportwelt verliert somit ihren Superstar, der Bestmarken für die Ewigkeit gesetzt hat.
«Ich weiß, dass ich es schaffen könnte, noch öfter zu gewinnen, weil ich eine unglaubliche Gabe habe. Ich muss fast nicht trainieren, um die Nummer eins zu sein», sagte Bö und brach bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz immer wieder in Tränen aus. «Aber es reicht nicht, um noch ein Jahr weiterzumachen.»
Der 31-jährige Bö will der Familie mehr Zeit widmen, seine Kinder Gustav und Sofia in Ruhe aufwachsen sehen. Am 23. März geht er bei seinem Heimspiel am Osloer Holmenkollen letztmalig an den Start. «Ich bin sehr motiviert, so gut wie möglich abzuschließen und Gelb zu verteidigen», sagte der Spitzenreiter im Gesamtweltcup. In Ruhpolding wurde er am Tag nach seiner Ankündigung Dritter im Massenstart und verpasste seinen 80. Weltcupsieg nur knapp.
Deutsche Männer wieder ohne Einzel-Podestplatz
Beim Sieg des Italieners Tommaso Giacomel hatten die Deutschen keine Möglichkeit, den Sieg zu erringen. Justus Strelow war mit einer Strafrunde als Siebter der beste DSV-Skijäger, Philipp Nawrath (3) kam auf Rang elf ins Ziel. Am Freitag hatten sie zusammen mit der Staffel immerhin den dritten Platz belegt, in den Einzelrennen reichte es in Ruhpolding genau wie in der Vorwoche in Oberhof wieder nicht für einen Podestplatz.
Dort standen einmal mehr die Frauen um ihre überragende Schlussläuferin Preuß. Die Bayerin ist in der Form ihres Lebens und glänzte in der Staffel mit zwei fehlerfreien Schnellfeuereinlagen. «Es ist nicht so, dass ich mich da hinstelle und mir gar nichts scheiß. Ich war natürlich angespannt», sagte Preuß, erklärte dann aber auch: «Aktuell schaffe ich es ganz gut, dass ich die Gedanken, die einen durcheinanderbringen, aus dem Kopf bekomme.» Im Massenstart verursachte ein kurzes Zucken ihren einzigen Patzer.
Sie sei in den entscheidenden Situationen «voll bei der Sache», sagte Preuß. «Das ist dieser berühmte Flow.» In diesem Zustand würde sie gerne noch länger bleiben, denn nach der WM-Generalprobe in der kommenden Woche im italienischen Antholz geht es zum Saison-Highlight.
Bei der Weltmeisterschaft in Lenzerheide in der Schweiz werden vom 12. bis 23. Februar die WM-Titel vergeben. Eine Goldmedaille in einem Einzelrennen konnte Preuß noch nicht gewinnen. Vieles deutet darauf hin, dass sich das bald ändert.