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DFB-Frauen vor Halbfinal-Kracher gegen Spanien mit Personalsorgen

Außenverteidigerin Sarai Linder fehlt im K.o.-Spiel, Wolfsburgerin hat Kapsel-Band-Verletzung am linken Sprunggelenk.

Wer spielt? Bundestrainer Christian Wück ist gefragt.
Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Beim lockeren Fußball-Tennis wärmte sich Torwart-Heldin Ann-Katrin Berger auf, während über den Rasenplatz von Zürich-Buchlern immer wieder Gelächter schallte. Bundestrainer Christian Wück kämpft weiterhin mit Personalsorgen zum Start der Vorbereitung auf den Halbfinal-Kracher gegen Spanien.

Die Außenverteidigerin Sarai Linder, die nach ihrem Austausch den Sieg von Basel am Ende mit Krücken gefeiert hatte, wird im K.o.-Spiel gegen die Weltmeisterinnen am Mittwoch (21.00 Uhr/ARD und DAZN) in Zürich fehlen. Laut Angaben des DFB hat sich die Wolfsburgerin eine Kapsel-Band-Verletzung am linken Sprunggelenk zugezogen.

«Können Ausfälle kompensieren»

Kathrin Hendrich wird auch nach ihrem Haareziehen mit Rot-Folge nicht dabei sein. «Was wir bewiesen haben, ist, dass wir Rote Karten, Ausfälle, Verletzungen kompensieren können», sagte DFB-Sportdirektorin Nia Künzer.

Die deutsche Nationalmannschaft war während der Vorbereitung in Herzogenaurach weitgehend unverletzt geblieben. Lediglich für Lena Oberdorf vom FC Bayern kam die EM nach ihrem Kreuzbandriss zu früh.

Auch Nüsken fehlt gegen Spanien 

Mit dem Ausfall von Kapitänin Giulia Gwinn (Knieverletzung) gleich im ersten Spiel, der Roten Karte ihrer Vertreterin Carlotta Wamser gegen Schweden, dem Platzverweis für Hendrich und Linders frühem Aus gegen Frankreich erwischte es die DFB-Frauen dann in der Defensive doch heftig. Und nun ist auch noch Sjoeke Nüsken, die Denkerin und Lenkerin im Mittelfeld, nach ihrer zweiten Gelben Karte gegen Spanien gesperrt.

Rebecca Knaak, Giovanna Hoffmann und Franciska Kett absolvierten am Wochenanfang bei der Übungseinheit nur Lauftraining – eine Regenerationsmaßnahme, wie es genannt wurde.

Psycho-Pusch durch Frankreich-Spiel?

Das Viertelfinale hatte den Spielerinnen körperlich alles abverlangt. «Ich glaube, wir brauchen jetzt drei Tage Eistonne und Erholung und dann schauen wir, ob wir noch elf Spielerinnen gegen Spanien aufstellen können», hatte Wück danach gesagt. So schlimm sieht’s im 23-köpfigen Kader aber doch nicht aus.

Klara Bühl verwies auf die Fitness beim Olympia-Dritten und den psychologischen Effekt des grandiosen Erfolgs. «Jeder hat gemerkt, was er imstande ist zu leisten. Ich glaube, dass wir aus dem Spiel unglaublich viel Positives Mitnehmen können», sagte die Bayern-Spielerin. Zieht Deutschland ins Finale ein, will auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zur Partie kommen.

Wück will «das Beste» aus der kurzen Pause bis zum Halbfinale machen: «Ich kann jetzt schon versprechen, dass wir auch den Spanierinnen einen heißen Tanz liefern werden.» 

DFB-Team muss nicht umziehen

Der 52-Jährige kann gegen den nächsten Favoriten immerhin auf Rückkehrerin Wamser setzen – und hat zwei Abwehrspezialistinnen, die gegen Frankreich bewiesen haben, dass sie EM-Form und Format haben: die Ex-Frankfurterin Sophia Kleinherne (VfL Wolfsburg) und Münchens erst 20 Jahre alte Franziska Kett.

Künzer setzt auch auf die mentale Stärke der deutschen Fußballerinnen und die neu entwickelte «Defensivlust». Sie sei nicht erst seit dem 6:5 im Elfmeterschießen gegen Frankreich «der Überzeugung, dass kein Team gern gegen uns spielt». Es habe sich herumgesprochen, dass Deutschland ein unangenehmer Gegner sei. «Wir machen uns auf den Weg in die Köpfe der Spanierinnen, sobald wir wieder fit sind», sagte die Ex-Weltmeisterin. 

Die Spielerinnen des Teams Wücks haben auch den Vorteil, dass es nur zehn Minuten mit dem Bus vom Teamhotel zum Letzigrund-Stadion in Zürich sind. Sie müssen also nicht einen Tag vor dem Spiel umziehen. Die Weltmeisterinnen aus Spanien sind am Genfer See und absolvierten am Montag in Lausanne ein Geheimtraining.

Am Trainingsplatz der deutschen Spielerinnen stand wiederum bereits der erste spanische Reporter mit TV-Kamera und nahm einen Begriff immer wieder in den Mund: «achtfacher Europameister». 

Der Gegner hat auch Respekt gezeigt. Spanien hatte in der Vorrunde mit 16 Toren die stärkste Offensive und gewann im Viertelfinale trotz zweier verschossener Elfmeter locker mit 2:0 gegen die Schweiz.

Tolle Erfahrungen mit Spanien bei Olympia 

Berger und das deutsche Nationalteam haben jedoch positive Erinnerungen an Spanien: Bei den Olympischen Spielen 2024 rettete die Torfrau mit einem gehaltenen Strafstoß in der Nachspielzeit das 1:0 im Spiel um Bronze.

Künzer will sich auch ein Beispiel an Italien nehmen, das am Dienstag im ersten Halbfinale in Genf auf England trifft. Das Team von Trainer Andrea Soncin habe es in der Gruppenphase beim 1:3 gegen Spanien «überwiegend gut gemacht», meinte Künzer. «Von daher ist es schon so, dass man sie packen kann.»

dpa