Für Julian Nagelsmann zählen im Endspurt ums WM-Ticket nur zwei Siege. Sonst drohen riskante Playoffs. Was der DFB-Präsident dazu sagt und wie der Bundestrainer seinen Personalkurs verteidigt.
Boss-Ansage an Nagelsmann – WM-Ticket ohne Jux und Tollerei

Im November-Nebel von Wolfsburg setzte Julian Nagelsmann mit seiner neuen, knallroten Trainingsjacke allein optisch bereits ein deutliches Zeichen. Mit seiner Ansprache machte der Bundestrainer noch vor dem Training vor 4.000 Fans unmissverständlich klar, was im Endspurt um das WM-Ticket für die Fußball-Nationalmannschaft auf dem Spiel steht.
«Wir haben keine weitere Möglichkeit für einen Ausrutscher, weil wir uns den schon genehmigt haben. Deswegen müssen wir die beiden Spiele gewinnen», sagte Nagelsmann. Mit zwei Siegen am Freitag (20.45 Uhr/RTL) in Luxemburg und drei Tage später beim Showdown gegen die Slowakei in Leipzig soll Platz eins in der Gruppe A gesichert und die direkte Qualifikation für die WM-Endrunde 2026 ganz ohne alle denkbaren Rechenspiele gesichert werden.
Luxemburg und Slowakei sind nicht die Gegner, an denen sich Nagelsmann im nächsten Sommer bei der WM in den USA, Mexiko und Kanada messen lassen will, auch wenn von einer Titelansage schon lange keine Rede mehr ist. Aber für das WM-Ticket dürfen die Hürden aus Europas mittlerer und unterer Fußball-Kategorie jetzt bloß nicht unterschätzt werden.
Slowakei-Hypothek wirkt nach
Das 0:2 zum Auftakt in der Slowakei hat immer noch schmerzhafte Auswirkungen und wird auch Teil der Ansprache von Nagelsmann an sein Team um Kapitän Joshua Kimmich und beim FC Liverpool weiterhin um seine Bestform kämpfenden Florian Wirtz sein, verriet der Bundestrainer.
«Es sollte schon bei allen dazu führen, dass wir gewarnt sind», erinnerte Nagelsmann an den Fehlstart von Bratislava. Wie angespannt die Lage um die DFB-Elf ist, wie sehr ein Umweg über risikobehaftete Playoffspiele im März 2026 wäre, wenn Platz eins noch verspielt wird, macht auch eine Ansage von Verbandsboss Bernd Neuendorf deutlich.
DFB-Präsident formuliert Anspruch
«Ich erwarte ganz klar, dass wir die beiden Spiele gewinnen und damit auch die Gruppe, sodass wir idealerweise in den Lostopf 1 kommen und bei der Auslosung Anfang Dezember dann Klarheit über alles haben und nicht in irgendwelche Qualifikationsrunden müssen», sagte der DFB-Präsident.
Neuendorf bezeichnet sich selbst ausdrücklich nicht als Alphatier und muss Nagelsmann als wichtigsten Angestellten des Verbandes doch die Botschaft mit auf den Weg geben. «Wir gehen hoch konzentriert in diese beiden Spiele und ich bin überzeugt, dass wir sie erfolgreich gestalten», sagte Neuendorf. «Das ist die klare Erwartung.»
Immerhin: Der vierfache Weltmeister geht als Tabellenführer in die letzten Partien 2025. «Wir sind nicht abhängig von anderen Ergebnissen erst mal, sondern nur abhängig von unserer eigenen Leistung. Das ist gut», sagte Nagelsmann.
Seine Erwartungen für die Qualifikationsrunde haben sich genau sieben Monate vor dem Beginn der Weltmeisterschaft nicht erfüllt. Die dominante Spielweise, die im August als Ziel festgelegt wurde, wurde nicht oder nur in sehr begrenztem Maße gezeigt. Vor dem letzten Doppelpack fühlte sich der Bundestrainer herausgefordert, zu einer Vielzahl von Personalien Stellung zu beziehen.
Leroy Sané kehrt auf Bewährung zurück, Angelo Stiller aus Stuttgart wird nicht berufen. Der junge Kölner Said El Mala (19) gibt sein Debüt in der Bundesliga mit sehr wenig Erfahrung, im Gegensatz zu Bayerns Lennart Karl (17). Und dann die immer wieder bange Frage, wie es Wirtz in England ergeht. Nagelsmann hatte viel zu erklären.
Seine Offensivverteidigung gab der 38-Jährige im Eingangsstatement vor: «Wir machen ja keine Kader-Nominierung aus Jux und Tollerei», sagte er. Da klang im Unterton das Unverständnis mit, das seine Personalstrategie zuletzt auch als Zick-Zack-Kurs negativ interpretiert wurde.
Es steht außer Frage, dass Nagelsmann noch dabei ist, sein WM-Konzept zu entwickeln, während die Top-Teams aus Spanien, Argentinien, England und Brasilien bereits Feinschliff und unverzichtbare Automatismen erarbeiten. Die Abwesenheit seiner WM-Säulen Marc-André ter Stegen, Antonio Rüdiger, Kai Havertz und Jamal Musiala erschwert Nagelsmann die Situation.
Aktuelle Verletzungssorgen bereitet Nico Schlotterbeck. Der Cut am Fuß, erlitten im Dortmunder Bundesliga-Spiel, macht mehr Probleme als zunächst auch vom Borussen-Verteidiger selbst angenommen. «Das ist über Nacht schon dick geworden, sieht nicht ganz optimal aus», sagte der Bundestrainer.








