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Später Doppelschlag erlöst Nagelsmann gegen Nordirland

Nach der Slowakei-Pleite tut sich Deutschland auch gegen Nordirland lange schwer. Ein Joker und ein genialer Moment von Florian Wirtz retten das Team und den Bundestrainer vor der nächsten Blamage.

Nick Woltemade bleibt als Angreifer in der deutschen Startelf.
Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Gewonnen – aber wie? Trotz eines Joker-Tores von Nadiem Amiri und einem Freistoß-Treffer von Florian Wirtz hat die Fußball-Nationalmannschaft Nordirland mühevoll mit 3:1 (1:1) gewonnen. Trotz des erlösenden Doppelschlages in der 69. und 72. Minute sind die Zweifel auf dem steinigen Weg zur Weltmeisterschaft 2026 drei Tage nach dem 0:2-Fehlstart in der Slowakei aber nicht viel kleiner geworden.

Julian Nagelsmann gelang nach dem enttäuschenden Auftritt von Bratislava in seinem 25. Spiel als Bundestrainer mit einer auf fünf Positionen veränderten Elf kein Befreiungsschlag, sondern höchstens Schadensbegrenzung in Gruppe A.

Immerhin führte die Einwechslung von Amiri, dem Premieren-Torschützen, und Angreifer Maximilian Beier nach einer Stunde zu einem Happy-End vor 43.169 erleichterten Zuschauern in Köln. Das Duo brachte viel Schwung in die Offensive.

Ein schnelles Tor von Serge Gnabry (7.) ließ die Fans auf einen ruhigen Fußballabend hoffen. Doch nach dem Ausgleichstreffer der begrenzten Nordiren durch Isaac Price (34.) drohte die nächste Enttäuschung. Zur Halbzeitpause gab es laute Pfiffe. Die WM-Qualifikation wird am 10. Oktober in Sinsheim gegen Luxemburg fortgesetzt und drei Tage später mit dem Rückspiel gegen Nordirland in Belfast.

Applaus für Hummels – Ansage vom Ex-Weltmeister

Vor dem Anpfiff wurde Mats Hummels bei herrlichem Spätsommer-Wetter vom Deutschen Fußball-Bund für seine Karriere mit 78 Länderspielen geehrt und von den Fans mit viel Applaus bedacht. Der Weltmeister von 2014 nahm anschließend auf der Tribüne Platz und hoffte wie die anderen Fans auch auf «Wiedergutmachung für Donnerstag». Nagelsmann war sich der Bedeutung der Partie bewusst: «Wir müssen einfach ein anderes Gesicht zeigen, für unseren eigenen Anspruch – und natürlich dann auch für die Fans.»

Er zögerte nicht, personelle und taktische Änderungen vorzunehmen. Die meisten der fünf Startelf-Wechsel betrafen die Abwehr, die gegen die Slowaken bedenklich wackelte: Anstatt in einer Viererkette verteidigte das DFB-Team hinten mit drei Innenverteidigern, von denen Waldemar Anton und Robin Koch neu zur ersten Elf gehörten. Auf den Außenbahnen sollten David Raum und Jamie Leweling defensiv wie offensiv für mehr Tempo sorgen.

Gnabry cool 

Der Start nach Maß wurde jedoch von der Offensive verantwortet, die nach der Niederlage gegen die Slowakei ebenfalls heftig kritisiert wurde: Nach einem gewonnenen Zweikampf von Nick Woltemade schaltete Gnabry blitzschnell um und überholte seinen Gegenspieler. Vor dem Torwart von Nordirland, Bailey Peacock-Farrell, behielt der Bayern-Profi die Nerven und erzielte mit einem Lupfer das 1:0. Es war sein erstes Länderspieltor seit mehr als zwei Jahren – damals war Gnabry ebenfalls im Kölner Stadion gegen Belgien erfolgreich gewesen.

Nur kurze Zeit später wurde es nach einem schnellen Gegenangriff erneut gefährlich, als Gnabry diesmal auf Woltemade passte. Der ehemalige Stuttgarter, der für bis zu 90 Millionen Euro zu Newcastle United gewechselt war, verlor jedoch den Ball im Strafraum, anstatt den direkten Abschluss zu suchen.

Rüdiger erneut mit Schwächen

Zu Beginn verlieh die Führung der deutschen Mannschaft Stabilität, aber dann schalteten Joshua Kimmich und seine Kollegen plötzlich in den Verwaltungsmodus um. Diese Passivität wurde bestraft – auch weil Antonio Rüdiger erneut einen Fehler machte. Der Spieler von Real Madrid erhielt zuerst nach einem Foul seine zweite Gelbe Karte in der Qualifikation und wird im nächsten Spiel gegen Luxemburg im Oktober gesperrt sein. Dann verursachte Rüdiger den Eckball, der zum Ausgleich führte. Allerdings trug auch Gnabry zum Gegentor bei, da er den Torschützen Price bei der Standardsituation komplett aus den Augen ließ. Torwart Oliver Baumann war machtlos bei dem Volleyschuss aus kurzer Distanz.

Der Ausgleich hatte eine klare Auswirkung. Die Spieler konnten diesen Schlag vor der Halbzeit nicht mehr loswerden. Dass die Zuschauer sie nach dem Halbzeitpfiff mit einem Pfeifkonzert in die Kabine schickten, machte die Situation noch schwieriger.

Genialer Moment von Wirtz

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte Deutschland Schwierigkeiten gegen den Weltranglisten-71. Es dauerte bis zur 58. Minute, bevor sich eine gute Chance durch Lewelings Fernschuss ergab – bezeichnenderweise nach einer gelungenen Einzelaktion.

Die Aufforderung von Nagelsmann nach Intensität schien wie ein Weckruf zu wirken, denn plötzlich war sie wieder spürbar. Antons Lattentreffer nach einem Kopfball brachte dem Team neuen Schwung (63.). Amiri belohnte die Anstrengungen mit dem Tor zum 2:1 nach einer Flanke von Raum. Schließlich hatte auch Wirtz einen genialen Moment mit seinem Freistoßtor.

dpa