Viele Vereine sind nervös, denn sie wollen endlich wissen, mit wie viel Geld sie rechnen können. Trotz offengelegter Zahlen ist die Zukunft ungewiss.
DFL plant Restart der TV-Rechte-Auktion nach langem Streit
Die Clubs der beiden Fußball-Bundesligen warten gespannt auf den zweiten Versuch. Nach einem beispiellosen Streit und einer Verzögerung von 224 Tagen versucht die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Montag kommender Woche den Restart der Milliarden-Auktion der TV-Rechte. Viele Vereine sind nervös, denn sie wollen nach der ärgerlichen Verzögerung endlich wissen, mit wie viel Geld sie in den kommenden vier Spielzeiten rechnen können. Allerdings gibt es noch eine Ungewissheit im juristischen Bereich und Schwierigkeiten bei einem wichtigen Medienpartner.
Aktuell generieren beide Ligen im Durchschnitt rund 1,1 Milliarden Euro pro Saison. Wird es nun mehr sein? Oder werden die Vereine wie bei der Auktion vor vier Jahren Verluste hinnehmen müssen? Trotz der Zahlen, die während des Streits zwischen der DFL und dem Internet-Sender DAZN bekannt wurden, ist eine Prognose kaum möglich.
320 Millionen Euro Differenz
Laut dpa-Informationen hatte DAZN Mitte April rund 400 Millionen Euro pro Jahr für Paket B mit den Spielen am Freitag und am Samstagnachmittag geboten. Insgesamt waren es also 1,6 Milliarden Euro für die vierjährige Rechteperiode. Über den Zeitraum von vier Jahren hinweg lag das Angebot somit etwa 320 Millionen Euro über dem von Sky, der den Zuschlag dennoch erhalten hatte. Nach einem Urteil der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) im September verlor Sky jedoch das Paket mit 196 Spielen. Beim Neustart der Auktion muss Sky nun erneut mitbieten.
DAZN wollte Sky mit dem April-Angebot aus dem Markt drängen, glaubt der Sportmarketing-Experte Marco Klewenhagen. Der Geschäftsführer des Unternehmens SpoBis sagt: «Es wäre überraschend, wenn DAZN sein strategisches Ziel nun plötzlich nicht weiterverfolgen würde. Vorangegangene Streitigkeiten wurden durch den Entscheid des Schiedsgerichts ausgeräumt und sollten sich nicht darauf auswirken.»
Finanzielle Probleme bei Sky
Da die Konkurrenten bei der erneuten Auktion wahrscheinlich kaum weniger bieten werden als im April, könnte die DFL nachträglich ein Gewinner des für sie eigentlich peinlichen Urteils werden. Die offengelegten Zahlen dürften vor allem Sky bei der Berechnung eines neuen Angebots helfen. «Sky hatte zunächst ein deutlich niedrigeres Angebot abgegeben, doch nun hat das Unternehmen Klarheit über die ernstzunehmende und möglicherweise bedrohliche Strategie von DAZN», erklärt Klewenhagen.
Auf der anderen Seite kämpft die Sky-Gruppe mit finanziellen Schwierigkeiten. Im vergangenen Jahr hat das in Großbritannien ansässige Unternehmen eigenen Angaben zufolge Verluste verzeichnet und 1,2 Milliarden Pfund (1,44 Milliarden Euro) für die schwächelnden Tochterunternehmen in Deutschland und Italien abgeschrieben.
Zudem wurde vor zwei Wochen bekannt, dass Sky Media in Großbritannien über mehrere Jahre Werbeeinnahmen falsch berechnet und mehrere hundert Millionen Pfund zurückzahlen muss. «Die Abrechnungsthematik bei Sky Media UK steht in keinerlei Zusammenhang mit, noch hat sie Auswirkungen auf das Sky DACH Geschäft», heißt es auf Anfrage. «Sky Media UK hat eine intensive Überprüfung durchgeführt, alle Partner aktiv informiert und ist derzeit im Prozess, diese vollständig zu entschädigen. Zudem wurden alle notwendigen internen Maßnahmen ergriffen, damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt.»
DFL verkürzt die Auktion
Die Verhandlungsführer der DFL befinden sich in einer schwierigen Marktsituation, da sie bereits unter Druck stehen und von den Vereinen kritisch beobachtet werden. Besonders problematisch ist, dass das DIS-Urteil das fehlerhafte Vorgehen der fünf Vermarktungsspezialisten um Geschäftsführer Steffen Merkel und der beteiligten Präsidiumsmitglieder bestätigt.
Wie Mitte April beginnt auch die neue Auktion am kommenden Montag mit dem Wettbieten um Paket B. In den folgenden Tagen werden zuerst die anderen Pay-TV-Rechte für die Live-Übertragungen versteigert. Insgesamt wird die Auktion jedoch im zweiten Anlauf – im Vergleich zur ursprünglichen Planung – um zwei Tage verkürzt: An den letzten Tagen werden mehrere Free-TV-Pakete gleichzeitig angeboten und an den Höchstbietenden verkauft. Das ist die einzige Änderung im Ablauf.
Noch fehlt die Urteils-Begründung
Die Vereine werden voraussichtlich am 5. Dezember erfahren, wie hoch die Gesamteinnahmen in den Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 sind. Es bleibt nicht viel Zeit, da noch eine schwierige Diskussion ansteht: «Wir wollen das Thema Verteilung nach dem Abschluss der nationalen Ausschreibung angehen», hatte Merkel bereits angekündigt.
Noch aber gibt es einen Vorbehalt. Denn die Begründung des DIS-Urteils liegt noch nicht vor. «Es bleibt ungewiss, ob eine der beteiligten Parteien auf die Begründung des Schiedsgerichts reagieren wird», sagt Sportmarketing-Experte Klewenhagen. «Sollte eine Partei rechtliche Schritte gegen den Entscheid einleiten, wäre dies durchaus problematisch für alle Beteiligten, insbesondere für die Bundesliga, da sich der gesamte Prozess erheblich verzögern könnte.»