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Nagelsmann präsentiert neuen Kader für die WM 2026

Deutschlands Fußballnationalmannschaft erlebt einen Generationswechsel, während Nagelsmann die Mannschaft verjüngt und auf die kommenden Turniere vorbereitet.

Julian Nagelsmann startet mit der Nationalmannschaft Richtung WM 2026.
Foto: Marijan Murat/dpa

Nach dem schmerzhaften EM-Aus gegen Spanien sind die Tränen versiegt. Wenn Julian Nagelsmann 55 Tage später seinen ersten Kader auf dem Weg zur WM 2026 in Amerika vorstellt, wird der Bundestrainer nicht nur in seinen Hauptaufgaben als brillanter Taktiker und Motivator gefordert sein.

Nun muss er erstmals als Baumeister bei den ersten Prüfungen gegen Ungarn am 7. September in Düsseldorf und gegen die Niederlande am 10. September in Amsterdam ran. Große Namen werden am Donnerstag (10.00 Uhr) in der Personalliste der Fußball-Nationalmannschaft fehlen. Die Zeit der Weltmeister von 2014 ist vorbei.

Wie reagiert Nagelsmann auf die Rücktritte von Manuel Neuer, Ilkay Gündogan, Thomas Müller und Toni Kroos?

Der Bundestrainer hatte selbst eine Zäsur für die Zeit nach der EM angekündigt, wenn auch eine kleine. Von einem «jungen Kader» könne keine Rede sein, sagte Nagelsmann während des Turniers. Bei einem Schnitt knapp unter 30 Jahren, keine Übertreibung. Der Abschied von Kroos stand fest, die Entscheidungen von Neuer und Müller wurden von Nagelsmann wohl sogar erwartet. Einzig Gündogans Rücktritt war eher nicht einkalkuliert. Sprich: Nagelsmann ist insgesamt vorbereitet und will das Team Richtung Amerika 2026 auch verjüngen. 

Einen radikalen Umbau braucht es aber nicht. «Wir haben einen großen Grundstock an Spielern, die 26, 27, 28 sind und auf jeden Fall noch die WM spielen können», sagte der Bundestrainer. Die Lust, den schnell postulierten Traum vom goldenen WM-Pokal real werden zu lassen, ist jedenfalls vorhanden. «Ich freue mich auch, wieder anzugreifen», sagte der 37-Jährige. 

Ist Joshua Kimmich als neuer Kapitän gesetzt?

Ein Anführer zu sein, war schon immer das Ziel des Bayern-Profis. Das ist sein Anspruch und seine Selbstwahrnehmung. Die Misserfolge von 2018 bis 2022 waren jedoch auch mit seinem Namen verbunden. Jetzt besteht eine große Chance, dass Kimmich als Nachfolger von Gündogan mit der schwarz-rot-goldenen Binde am Arm den Eindruck nachhaltig korrigieren kann.

Mit 91 Länderspielen hat er die meisten der aktuellen Nationalspieler vor Antonio Rüdiger (74) und Leroy Sané (65) – beide vom Charakter her keine klassischen Kapitäne. Im nächsten Sommer kann Kimmich schon in den 100er-Club aufrücken.

Es ist noch nicht offiziell, aber Nagelsmann wird ihm wahrscheinlich die Verantwortung übertragen. Ob damit – wie beim FC Bayern – eine Rückkehr vom rechten Verteidiger ins defensive Mittelfeld verbunden ist, bleibt abzuwarten.

Welche Konsequenzen hat der Rücktritt von Neuer als ewige Nummer eins?

Der Abschluss der legendären Karriere des Bayern-Torhüters im DFB-Trikot nach dem WM-Sieg, insgesamt 124 Spielen und mehreren Torwart-Rekorden markiert eine Zäsur. Doch zumindest für die WM 2026 und EM 2028 besteht sportlich keine große Lücke zu befürchten. Marc-André ter Stegen (32) wartet seit Jahren auf diesen Moment. Bei der EM war er sich wohl bewusst, dass die Perspektive als Neuer-Backup noch bestehen bleibt. Er hat bereits 40 Länderspiele absolviert, ist Kapitän und Führungsspieler beim FC Barcelona. Nagelsmann muss sich also keine Sorgen machen.

Hinter ter Stegen stehen in Oliver Baumann (34), Bernd Leno (32) und Kevin Trapp (34) drei weitere bereits ältere Kandidaten bereit. Zum ersten Herausforderer sollte jedoch Alexander Nübel (27) vom VfB Stuttgart werden, der kurz vor der EM noch aus dem Kader gestrichen wurde, nun aber voraussichtlich der Mann der Zukunft auf seiner Position sein dürfte.

Mit welchen neuen Gesichtern plant Nagelsmann?

Angelo Stiller (23) hätte bereits zur EM im starken Stuttgart-Block fahren können. Nun wird der Mittelfeldspieler als erster Debüt-Anwärter genannt. Zusammen mit Aleksandar Pavlovic (20), der aufgrund einer erneuten Mandelentzündung die EM-Teilnahme verpasste und somit praktisch ein Neuling ist, entwickelt sich hier ein zentrales Duo, das in Zukunft die gesetzten Jamal Musiala (21) und Florian Wirtz (21) zentral absichern kann.

Zwei weitere Kandidaten sind der Mainzer Brajan Gruda (20), der nach Brighton gewechselt ist, und der Gladbacher Rocco Reitz (22), die bereits im EM-Trainingslager als Ergänzungsspieler teilnehmen durften.

Welche Namen werden noch gehandelt?

Serge Gnabry (29) wäre ein bekannter Rückkehrer. Trotz seiner zahlreichen Verletzungen in der vergangenen Saison, die ihm die Teilnahme an der EM gekostet haben, überzeugt der Münchner zu Beginn der Saison. Ob das bereits für eine Nominierung ausreicht, bleibt abzuwarten. Ein weiterer möglicher Rückkehrer wäre der Innenverteidiger Malick Thiaw (23) von AC Mailand, der unter Hansi Flick als Bundestrainer im Sommer 2023 debütierte, dann aber den Anschluss verlor.

Worum geht es in den Spielen der Nations League?

Die Beziehung zwischen Deutschland und der Nations League war bisher keine Liebesbeziehung. Nicht einmal beim zweiten Hinsehen. Der Abstieg im Jahr 2018 wurde nur durch einen neuen Modus nachträglich vermieden, 2020 gab es eine 0:6-Niederlage in Spanien und 2022 deutete sich das folgende WM-Desaster in Katar bereits gegen Ungarn (0:1) und England (3:3) an. Die DFB-Elf hat nie um den Titel gespielt.

Diesmal ist geplant, mehr zu erreichen. Ungarn (7.9./19.11.), die Niederlande (10.9./14.10.) und Bosnien-Herzegowina (11.10./16.11.) sind zwar schwierige, aber besiegbar Gegner. Und erneut wurde der Wettbewerb reformiert. Als Gruppensieger oder -zweiter gibt es im März Playoffs um die Teilnahme am Finale im Juni. Als Gruppendritter muss man im März in Playdowns gegen einen Zweitplatzierten aus der B-Liga antreten. Nur als Letzter würde der Abstieg noch in diesem Jahr feststehen.

Was hat der Wettbewerb mit der WM 2026 zu tun?

In der Nations League geht es natürlich nicht um den Erfolg bei der Weltmeisterschaft. Allerdings wird zumindest der Weg nach Amerika vorbestimmt. Es ist festgelegt, dass Deutschland in einer Vierergruppe in der Qualifikation spielen wird, wenn es in der Nations League auf Platz eins oder zwei landet. Die Ausscheidungsrunde beginnt dann im September 2025 mit nur sechs Spielen. Als Letzter in der Gruppe würde man in eine Fünfergruppe kommen und bereits im März starten.

dpa