Neue Ära bei Red Bull: Verstappen konzentriert sich auf Auto-Verbesserungen vor GP von Belgien in Spa-Francorchamps.
Verstappen lässt Horner hinter sich und fokussiert auf die Zukunft
Mit zu vielen Gedanken an den Rauswurf seines langjährigen Chefs Christian Horner und über die Probleme der Vergangenheit will Max Verstappen keine Zeit verschwenden. «Zurückzuschauen macht für mich keinen Sinn. Das macht dich auch nicht schneller», sagte der Formel-1-Weltmeister. Stattdessen zähle für den Titelverteidiger vor dem Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) nur, «dass wir am Auto arbeiten und es wieder so schnell wie möglich machen».
Für den 27-Jährigen ist es eher Nebensache, dass beim Red-Bull-Rennstall um den Niederländer am Wochenende eine neue Zeitrechnung beginnt. Horner stand 20 Jahre lang dem Team vor, bevor er vor gut einer Woche unsanft abgesetzt wurde. Red Bull feierte unter der Regie des Engländers unter anderem acht Fahrertitel – vier von Verstappen und vier von Sebastian Vettel. Doch die vergangenen 18 Monate verliefen nicht nach Plan, McLaren um WM-Spitzenreiter Oscar Piastri zog vorbei. Das sorgte nicht nur bei Verstappen für Frust.
Verstappen gibt sich unschuldig am Horner-Aus
«Das Management hat beschlossen, das Schiff in eine andere Richtung zu lenken», sagte Verstappen. Deswegen übernimmt der Franzose Laurent Mekies (48), bekommt aber weniger Macht als Horner, der bei allen Entscheidungen das letzte Wort hatte. Er habe keinen Druck gemacht, Horner abzusetzen, sei auch nur über den Schritt informiert worden, sagte Verstappen. Die beiden kennen sich lange, Horner holte ihn im Alter von gerade mal 18 vom eigenen Nachwuchsteam in den Red Bull. Gleich das erste Rennen gewann der Teenager, es folgte eine steile Karriere mit Jahren der Dominanz.
Verstappen erzählte im Fahrerlager in Belgien, dass er weiter mit Horner im Austausch sei, genau wie Teamkollege Yuki Tsunoda. «Wir hatten in dieser Woche schon Kontakt», sagte der Japaner. Verstappen vermied direkte Kritik an Horner und dankte ihm sogar. Sein Vater Jos Verstappen hatte den Ex-Boss dafür schon öfter öffentlich attackiert, auch im Skandal rund um angebliches persönliches Fehlverhalten Horners im Umgang mit einer Mitarbeiterin. Auch diese Affäre trug neben der sportlichen Misere ihren Teil zur Abberufung bei.
Offene Zukunft: «Das Leben ist unvorhersehbar»
Die Formel 1 sei ein knallhartes Geschäft – Verantwortliche kommen und gehen, meinte Verstappen. «Solche Dinge können passieren. Ich bin der Fahrer, andere entscheiden das», sagte der 65-malige Grand-Prix-Sieger. Dass Horner weg ist, habe jedenfalls «keinen Einfluss» auf seine Zukunftsentscheidung, betonte Verstappen: «Wir haben großartige Jahre gehabt.»
Ob es weitere geben wird? Das scheint offen. Denn seit Monaten wird über einen vorzeitigen Abschied des Gesichts von Red Bull Racing spekuliert. Eigentlich besitzt der Topfahrer noch einen Vertrag bis Ende 2028, über Ausstiegsklauseln gibt es viele Gerüchte. «Es gibt auch die Möglichkeit, dass ich morgen nicht mehr aufwache. Dann fahre ich gar nicht mehr», antwortete er einem Journalisten auf die Frage, ob er sich einem anderen Team anschließen will. «Das Leben ist unvorhersehbar, aber ich bin glücklich darüber, wo ich bin.»
Kein Wechsel zu Mercedes – oder erst später?
Es sei weiterhin das Ziel, «dass ich bis zum Ende meiner Karriere hier fahre», ergänzte Verstappen. Was diese Worte wert sind, werden die kommenden Monate zeigen. Vor allem Mercedes zeigt Interesse an dem Ausnahmekönner, wird in der kommenden Saison aber wohl weiter auf die Stammfahrer George Russell (27/Großbritannien) und Kimi Antonelli (18/Italien) setzen. Das muss aber nicht heißen, dass Verstappen mittelfristig nicht doch zum Werksteam des deutschen Autobauers wechselt, wenn es bei Red Bull weiter nicht läuft.
Verstappens gesamte Aufmerksamkeit gilt jedoch den kommenden Rennen, auch wenn die Chancen auf Titel Nummer fünf in seinem unterlegenen Auto gering sind. Auf der traditionsreichen Strecke in Spa-Francorchamps würde er gerne an vergangene Erfolge anknüpfen. Dreimal hintereinander gewann er bis 2023 auf dem anspruchsvollen Kurs in den Ardennen. Der Grand Prix ist auch besonders, da er in Belgien geboren wurde und bis zu seinem 18. Lebensjahr auch einen belgischen Pass hatte. Tausende Fans werden aus den Niederlanden anreisen, um ihm zuzujubeln.
Vor dem 13. von 24 Saisonläufen ist Verstappen nur Dritter der Gesamtwertung, hat schon 69 Punkte Rückstand auf Piastri. An Motivation mangelt es ihm aber nicht: «Spa ist ein Klassiker und seit jeher meine Lieblingsstrecke im Kalender. Für mich ist das wie ein zweites Heimrennen.»