Angelique Kerber vor Wimbledon: Erstrundenniederlagen und Mutterrolle
Trotz Enttäuschungen und Mutterrolle will Kerber in Wimbledon alles geben und ihr Bestes auf Rasen zeigen.
Um auf dem heiligen Rasen zu glänzen, muss Angelique Kerber so einiges abschütteln.
Foto: Steven Paston/PA Wire/dpa
Nach den Enttäuschungen der vergangenen Wochen könnte Angelique Kerber, wenn sie die herausgeputzte Wimbledon-Anlage betritt, so einiges im Kopf herumspuken.
Die Erstrundenniederlagen in Berlin und Bad Homburg haben ihre Vorbereitung auf den Rasenklassiker am Montag komplett vereitelt. Doch ihr großer Triumph in Wimbledon 2018, als sie gegen Serena Williams gewann, wird diesen Ort für sie immer besonders machen. Zwei Jahre zuvor stand sie bereits im Finale.
«Kein schönes Gefühl»
Zum ersten Mal wird Kerber nun als Mutter in Wimbledon antreten. Erfolgsaussichten wie in der Vergangenheit liegen in weiter Ferne – und dennoch hört sie noch nicht auf. «Natürlich ist es traurig und enttäuschend, dass ich jetzt besonders hier in Bad Homburg in der ersten Runde raus bin», sagte die 36-Jährige, als sie genau eine Woche vor dem Auftakt des Rasenklassikers 5:7, 3:6 gegen das russische Talent Diana Schneider verloren hatte.
«Trotzdem werde ich auch jetzt versuchen, das Positive mitzunehmen und in Richtung Wimbledon zu schauen und da versuchen, alles rauszuholen», sagte Kerber, «aber klar, es ist kein schönes Gefühl, wenn man Zuhause in der ersten Runde verliert.» Offen räumte sie ein, in den entscheidenden Momenten gegen die 16 Jahre jüngere Russin «zu viele einfache Fehler» gemacht zu haben. «Ich habe mich gut gefühlt. Ich habe mich gut vorbereitet, ich habe alles getan, um gut zu spielen», sagte sie. Und dennoch reichte es nicht.
Seit ihrem Comeback rund um den Jahreswechsel, seitdem die Australian-Open- und US-Open-Siegerin von 2016 mit Töchterchen Liana reist, hatte sie sich auf die Rasensaison gefreut. Auf ihrem Lieblingsbelag wollte sie wieder angreifen. Zum Auftakt des kurzen Saisonabschnitts beschwichtigte sie dann zwar, sie wolle sich «keinen Druck» machen. Selbstbewusst sagte sie aber auch: «Ich weiß, dass ich gut spielen kann.» Und: «Rasen ist einfach mein Belag.»
Ziel vor Wimbledon verfehlt
Das Publikum in Berlin und Bad Homburg, wo sie auch als Turnierbotschafterin tätig ist, sollte ihr einen zusätzlichen Schub geben. Doch nun wird sie ohne einen Sieg auf Rasen in ihr Erstrundenmatch in Wimbledon gehen. Ihr Ziel, so viele Matches auf Rasen wie möglich zu bestreiten, hat sie klar verfehlt. In Berlin verlor Kerber ihr Erstrundenmatch in drei Sätzen gegen Linda Noskova (19) – wie die Russin Schneider (20) stammt auch die Tschechin aus einer anderen Generation.
Die frühere Damenchefin im deutschen Tennis, Barbara Rittner, hält Kerber dennoch für eine unangenehme Gegnerin und traut ihr einiges zu. «Keiner will in Wimbledon gegen Angie spielen», sagte die Berliner Turnierdirektorin: «Sie hat sich zuletzt in einem hervorragenden Zustand präsentiert. Sowohl was ihr Spiel als auch ihren Fitnesszustand betrifft. Sie kennt Wimbledon, sie liebt den Belag und natürlich braucht sie das Quäntchen Glück bei der Auslosung.»
Viele Niederlagen nach Babypause
In Wimbledon war Kerber 2021 mit dem Halbfinaleinzug ihr bestes Grand-Slam-Resultat seit ihrem dritten Grand-Slam-Titel 2018 gelungen. In diesem Jahr hat sie weder bei den Australian Open noch bei den French Open eine Grand-Slam-Runde überstanden. Sollte sie auch in Wimbledon zum Auftakt ausscheiden, wird Liana ihr helfen, die Niederlage zu verdauen. «Dieses Gefühl, wenn man verloren hat, dauert nicht mehr so lange», erzählte die junge Mutter: «Tennis ist auf Platz zwei gerückt. Jemand anderes ist auf Platz eins».
