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Aus in New York: Jule Niemeier zieht sich zurück

Für Jule Niemeier ist bei den US Open nach einer bitteren Achtelfinal-Niederlage Schluss. Sie spielt eine Stunde lang Weltklasse-Tennis, bricht dann aber ein. Auch Nadal verabschiedet sich früh.

Zieht «viel Selbstvertrauen» aus der Niederlage gegen Iga Swiatek: Jule Niemeier in Aktion.
Foto: Eduardo Munoz Alvarez/AP/dpa

Mit gemischten Gefühlen trat Jule Niemeier die Heimreise aus New York an. Beim langen Rückflug bekam die neue deutsche Tennis-Hoffnung viel Zeit, um den Ärger über das bittere Achtelfinal-Aus bei den US Open zu verarbeiten und die Freude über das Erreichte zuzulassen.

«Da ist noch viel Frust, ich kann die positiven Sachen noch nicht erkennen», gab die 23-Jährige bei Eurosport zu: «Ich werde jetzt zurückfliegen, mich ein bisschen zurückziehen, runterfahren – und dann glaube ich, dass in den nächsten zwei, drei Tagen auch viel Stolz dabei sein wird.»

Einen Satz lang hatte Niemeier in der Runde der besten 16 die Weltranglisten-Erste Iga Swiatek entzaubert, dann bekam sie selbst eine Lehrstunde erteilt. Kein Wunder, dass Niemeier das 6:2, 4:6, 0:6 gegen die topgesetzte Polin emotional nicht so richtig einordnen konnte. Eines aber wusste Dortmunderin auf jeden Fall: Der brillante erste Satz ist ab sofort ihr Maßstab.

«Wir werden an Jule noch viel Spaß haben»

«Wenn ich das gegen die Nummer eins der Welt spielen kann, dann kann ich das auch gegen die anderen», sagte Niemeier, die zudem eine kleine Warnung an Swiatek und Co. aussprach. Bekomme sie mehr Konstanz in ihr Spiel, «dann kann ich auf der Tour sehr, sehr gefährlich werden und viele gute Spielerinnen schlagen».

Auch für ihren Trainer Christopher Kas war der erste Satz, in dem Niemeiers gefürchteter Aufschlag funktionierte, sie ein sehr variables und mutiges Spiel sowie Nervenstärke zeigte, «absolute Weltklasse». Doch Kas fügte auch an: «Noch ist Jule nicht in der Weltklasse angekommen. Da werden wir uns weiter rantasten.» Kas, der schon Sabine Lisicki und Mona Barthel zu Erfolgen geführt hat, ist sich sicher: «Wir werden an Jule noch viel Spaß haben.»

«Es ist viel Potenzial da»

Schon bei ihrem erst dritten Grand-Slam-Turnier konnte Niemeier, die anders als die sieben weiteren deutschen Starter und Starterinnen nicht an der Auftakthürde gescheitert war, vollauf überzeugen. Nach ihren drei Siegen gegen höher eingestufte Gegnerinnen wird sie in der Weltrangliste von aktuell Platz 108 einen großen Schritt nach vorn machen. Und Niemeier bewies, dass ihr Viertelfinal-Einzug vor zwei Monaten auf Rasen in Wimbledon kein Zufall war.

«Es ist viel Potenzial da, ich hoffe, dass ich das in den nächsten Monaten und Jahren ausschöpfen kann», sagte Niemeier, die nach dem für sie herausragenden ersten Grand-Slam-Jahr 2022 Hunger auf mehr bekommen hat: «Nur weil ich eins, zwei gute Turniere gespielt habe, heißt das nicht, dass es das Ende ist.»

Niemeier ist eine für die großen Plätze

Um irgendwann vielleicht sogar mal um den Titel mitzuspielen, muss die dynamische und aufschlagstarke Athletin noch die Beinarbeit und Fitness verbessern. An beiden Dingen hat sie in den vergangenen Monaten hart gearbeitet, die Fortschritte waren auf den Hartplätzen im Flushing-Meadows-Park zu erkennen. «Ich merke, dass ich stabiler in den Ecken bin, auch die längeren Ballwechsel gehen kann, mich gut erhole», sagte Niemeier.

Die Aufsteigerin hat aber eine Gabe, die man nicht lernen kann. «Sie ist wirklich eine für die großen Plätze, für die große Bühne», sagte Bundestrainerin Barbara Rittner der Deutschen Presse-Agentur über die ihrer Meinung nach «furchtlose» Niemeier: «Ihren Willen und Mut, ihr offensives Spiel durchzuziehen, finde ich beeindruckend.»

Nadal freut sich auf die Geburt seines Sohns

Vielleicht tröstete es Niemeier, dass sich der große Tennisstar Rafael Nadal in der gleichen Runde wie sie verabschiedete. Der 22-malige Grand-Slam-Turniergewinner verlor mit 4:6, 6:4, 4:6, 3:6 gegen den wie entfesselt aufspielenden US-Amerikaner Frances Tiafoe.

«Ich habe mich um sehr viel wichtigere Dinge zu kümmern als Tennis», sagte der Spanier, der sich an die Seite seiner hochschwangeren Frau Xisca Perelló sehnte. «Jetzt ist der Moment, meinen ersten Sohn zu bekommen und darauf zu hoffen, dass alles gut wird.» Wann er auf die Profitour zurückkehrt, ließ der müde wirkende Mallorquiner offen: «Wenn ich fühle, dass ich bereit für den Wettbewerb bin, dann werde ich da sein.»

dpa