Der Große Preis von Kanada wird zum Taktik-Krimi mit jeder Spannung. Am Ende setzt sich Polesetter George Russell im Mercedes durch. Die beiden WM-Führenden knallen zusammen.
Norris und Piastri crashen in Kanada – Russell siegt

Lando Norris stieg völlig frustriert aus seinem McLaren und nahm die Schuld für den Unfall mit seinem Teamkollegen Oscar Piastri sofort auf sich. «Tut mir leid, das war alles mein Fehler. Das war dumm von mir», sagte der Brite. Vier Runden vor Schluss endete ein hart geführter Zweikampf zwischen dem WM-Zweiten Norris und Formel-1-Spitzenreiter Oscar Piastri mit einem üblen Crash. Norris musste sein Auto auf der Zielgeraden stehen lassen, Piastri rettete sich immerhin noch als Vierter ins Ziel.
Es war nicht wichtig, dass George Russell im Mercedes den Großen Preis von Kanada vor Weltmeister Max Verstappen im Red Bull gewonnen hat, angesichts des McLaren-Dramas. Verstappen zeigte sich unbeeindruckt von einer möglichen Rennsperre und kehrte dieses Mal emotional kontrolliert mit einem zweiten Platz zurück.
Youngster Antonelli wird Dritter
Obwohl der Formel-1-Weltmeister in Montreal seinen vierten Sieg in Folge verpasste, präsentierte er sich im Red Bull fehlerfrei. Der 27-jährige Niederländer holte auch Punkte im WM-Kampf gegen die diesmal schwächelnden und schließlich sogar crashenden McLaren.
Antonelli machte einen starken Tag für Mercedes perfekt, indem er Dritter wurde. Nico Hülkenberg fuhr seinen Sauber auf den achten Platz und sicherte sich zum zweiten Mal in Folge WM-Punkte.
Russell verteidigte seine Pole Position am Start problemlos gegen Verstappen. Das Duell in der ersten Startreihe war mit Spannung erwartet worden, da der Titelverteidiger dem Silberpfeil-Piloten vor zwei Wochen aus Wut absichtlich ins Auto gefahren war. Für den Rammstoß hatte Verstappen nicht nur eine Zehn-Sekunden-Strafe erhalten, die ihn in Barcelona am Ende auf Platz zehn zurückwarf. Außerdem erhielt er drei Strafpunkte in der Sünderkartei. Wenn er beim kommenden Großen Preis in Österreich nur einen weiteren kassiert, würde das eine Sperre für den Grand Prix in Silverstone nach sich ziehen.
McLaren zum Start mit Problemen
In Montreal hatte der viermalige Weltmeister keinen Aussetzer und trieb Russell vor sich her. Die vorherigen drei Großen Preise hatte Verstappen allesamt gewonnen. Überraschend hatten die zuletzt meist dominanten McLaren zu Beginn nichts mit dem Kampf um die Spitze zu tun. Der WM-Zweite Norris leistete sich in der Qualifikation Fahrfehler und konnte sich erst mal nicht von seinem siebten Platz verbessern. Spitzenreiter Piastri verlor sogar einen Rang und war anfangs nur Vierter.
Verstappen konnte Russell nicht überholen, während Antonelli hinter ihm im zweiten Mercedes eine Bedrohung darstellte. Verstappen entschied sich frühzeitig für einen Reifenwechsel auf dem Highspeedkurs, um Druck auf die Konkurrenz auszuüben. Kurz darauf folgten auch Russell, Antonelli und Piastri dem Beispiel und gingen an die Box.
Verstappen kommt nicht an Russell vorbei
Norris, der Brite, hielt sich bis zur 30. von 70 Runden am längsten unter den Top-Fahrern auf der Strecke und führte zeitweise. Nachdem er neue Reifen bekam, war die alte Reihenfolge wiederhergestellt. Verstappen kämpfte weiterhin mit Russell und verlor allmählich den Anschluss. Als Fünfter fuhr Norris nun die schnellsten Runden und wurde zunehmend eine Bedrohung für die Fahrer vor ihm.
Der Abrieb der Reifen war hoch und bereitete vielen Fahrern Probleme, Verstappen und Antonelli waren die ersten, die erneut wechselten und Russell kurz vorbeiließen. Aufgrund der vielen Boxenstopps war es zeitweise schwierig, den Überblick zu behalten. Leclerc wartete dieses Mal am längsten, dahinter blieb die Reihenfolge 20 Runden vor Schluss unverändert: Russell, Verstappen, Antonelli – und die Spitzengruppe rückte immer enger zusammen.
McLaren-Duell kurz vor Schluss
Auch 15 Runden vor Schluss war die Vergabe der Podestplätze noch völlig ungewiss. Keiner der Top Fünf beging einen entscheidenden Fehler – aber plötzlich kam es zu einem Duell zwischen den McLaren. Norris fuhr dicht an Piastri heran – und dann kam es zum Zusammenstoß zwischen den beiden. Keiner war bereit, dem anderen Platz zu machen. Das Rennen endete hinter dem Safety Car.