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Norwegen gegen Israel: Brisanz überlagert Fußball-Freude

Norwegen empfängt Israel in der WM-Quali. Doch es geht um viel mehr als um Sport. Infantino ruft zur Ruhe auf, der Friedensprozess könnte dafür sorgen.

Immer wieder gab es zuletzt Proteste für Palästina und gegen Israel - auch rund um Sportveranstaltungen.
Foto: Giannis Papanikos/AP/dpa

Sorgen vor einem Skandalspiel, gigantische Sicherheitsvorkehrungen und Ausschluss-Debatten: Das Länderspiel Norwegen gegen Israel sorgt seit Wochen für Diskussionen. Eigentlich geht es um die Teilnahme an der Fußball-WM im nächsten Jahr. Norwegen um Superstar Erling Haaland kann sich erstmals seit 1998 für die WM-Endrunde qualifizieren. Auch Israel hat noch Chancen. Doch angesichts der politischen Brisanz wirkt das wie ein Randaspekt der Partie in Oslo.

Norwegens Verbandschefin hat eine klare Meinung

Vor dem Hintergrund des militärischen Vorgehens Israels im Gazastreifen hatte sich Lise Klaveness deutlich für einen Ausschluss des Staates aus dem Fußball ausgesprochen. «Persönlich bin ich der Meinung, dass – wenn Russland ausgeschlossen worden ist – auch Israel ausgeschlossen werden sollte», sagte die für ihre klaren Haltungen bekannte Präsidentin des norwegischen Fußballverbands NFF im Podcast «Pop og politikk».

Vor der Zustimmung zu wichtigen Teilen des von den USA vorgestellten Friedensplans wies sie auch darauf hin, dass mehrere israelische Clubs aus illegalen Siedlungen in besetzten palästinensischen Gebieten stammen. Dies widerspricht den Regeln der FIFA. Israel habe so schwerwiegende Regelverstöße begangen, dass es fraglich sei, ob das Land am Fußball teilnehmen dürfe, sagte sie.

Solche und ähnliche Aussagen rufen in Israel natürlich heftige Kritik hervor. «Wir hoffen, dass das Spiel nicht so einseitig wird wie die Vorsitzende des norwegischen Fußballverbands, die Schwierigkeiten hat zu verstehen, dass eine Suspendierung nicht zu einer Lösung für den Frieden beiträgt – ein Anliegen, das der Präsident des israelischen Verbands bei jeder Gelegenheit wiederholt», sagte Schlomi Barzel vom israelischen Fußballverband auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Infantino ruft zur Ruhe auf

Der NFF, der die Einnahmen des Spiels für die Arbeit der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen im Gazastreifen spenden möchte, war mit seiner Sicht der Dinge jedoch nicht allein. Ohne den Durchbruch beim Friedensplan hätten sich die israelkritischen Stimmen möglicherweise in der vergangenen Woche bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) durchgesetzt. Auch bei der FIFA wird man erleichtert sein, dass die Ausschlussdebatte – zumindest auf dieser Ebene – durch die neuesten Entwicklungen abgemildert wurde.

FIFA-Präsident Gianni Infantino rief die Fans zur Ruhe auf. Die Menschen sollten sich über den Friedensplan freuen und «den Prozess unterstützen», sagte der Chef des Fußball-Weltverbands vor Medienvertretern am Rande der Generalversammlung der europäischen Club-Vereinigung in Rom. Inzwischen hat das israelische Kabinett dem Abkommen mit der Hamas zur Freilassung aller Geiseln und einer Feuerpause im Gaza-Krieg zugestimmt.

Rekordinvestitionen in die Sicherheit

Norwegen investiert angesichts der Vorgeschichte und der jüngsten Proteste bei Sportveranstaltungen für Palästina und gegen Israel in ein umfangreiches Sicherheitskonzept. Der NFF gibt so viel Geld wie nie zuvor für die Sicherheit rund um das Spiel im Ullevaal-Stadion aus.

«Wir tun zehnmal mehr als bei einem normalen Länderspiel, daher fühlen wir uns gut vorbereitet», sagte Klaveness dem Rundfunksender NRK. Die Partie soll nicht von Zwischenfällen überschattet, die sportlich hervorragende Ausgangslage auf keinen Fall gefährdet werden.

Vor dem Spiel am Samstag um 18.00 Uhr führt Norwegen die Tabelle der Gruppe I mit 15 Punkten und sechs Zählern Vorsprung vor den zweitplatzierten Italienern und Israel an. Mit einem Sieg wäre die langersehnte Qualifikation für die Mannschaft von Trainer Stale Solbakken kaum noch zu nehmen. Allerdings müssen die Norweger auf ihren verletzten Kapitän Martin Ödegaard verzichten, der das Spiel von der Tribüne aus verfolgen will.

Israel, das wie Italien neun Punkte auf dem Konto hat, sollte auch gewinnen, um weiter größere WM-Chancen zu haben. Das Team von Trainer Ran Ben Schimon spielt schon drei Tage später in Udine gegen Italien. Auch rund um diese Partie gab es bereits heftige Diskussionen: Udines Bürgermeister hatte gefordert, das Spiel zu verschieben.

dpa