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«Notfallsitzung» und andere Probleme der Club-WM

Die reformierte Club-WM der FIFA mit dem FC Bayern und Borussia Dortmund soll in knapp acht Monaten starten. Die Finanzierung und andere wichtige Dinge sind aber noch ungeklärt.

FIFA-Chef Gianni Infantino steht vor der neuen Club-WM unter Druck.
Foto: Evan Agostini/Invision/AP/dpa

Gianni Infantino lässt keine Gelegenheit aus, sein neues Milliardenprojekt in den Himmel zu loben. Die reformierte Club-WM mit dem FC Bayern und Borussia Dortmund werde eine «neue Ära für den Clubfußball auf der ganzen Welt» einläuten, ließ der FIFA-Präsident zuletzt verlauten. Gut acht Monate vor dem Anpfiff in den USA sind aber entscheidende Fragen offen, darunter die, wer das alles bezahlen soll.

Medienunternehmen und Fernsehsender bekamen zuletzt von Infantino höchstpersönlich die Einladung zu einem «exklusiven, privaten Briefing», wie es in der Einladungs-Mail hieß. «Notfallsitzung» spottete die «New York Times». Dass der FIFA-Chef den Rechteverkauf ankurbelt, ist zumindest «äußerst ungewöhnlich», wie ein erfahrener Rechtehändler sagte, der an dem sogenannten «Broadcaster Briefing» vor wenigen Wochen teilnahm. Infantino hatte zusammen mit Nasser Al-Khelaifi eingeladen, dem einflussreichen Vorsitzenden der europäischen Clubvereinigung ECA und von Paris Saint-Germain.

Video-Schalte mit Bayern und BVB

Beim Video-Meeting dabei waren nach Angaben von anderen Teilnehmern auch BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und Bayern-Vorstandschef Jan-Christian Dreesen. Die beiden deutschen Großclubs sind für das Turnier vom 15. Juni bis zum 13. Juli qualifiziert. Die Verantwortlichen finden den Wettbewerb prima, schließlich verspricht er weitere Einnahmen. Nach Angaben des Portals «The Athletic» rechnen Europas Top-Clubs mit jeweils mehr als 50 Millionen US-Dollar.

Dafür bräuchte die FIFA, die noch keine Angaben zu den Prämien machen will, entsprechend hohe Einnahmen. Die sollen vor allem aus den TV-Rechten kommen. Der Weltverband hatte nach Angaben der «New York Times» bereits mit Apple über einen weltweiten Streaming-Vertrag zur Übertragung des Turniers verhandelt. Dieser auf rund eine Milliarde Dollar taxierte Kontrakt wurde jedoch nicht abgeschlossen.

Konkurrenz durch Frauen-EM und Gold Cup

Die FIFA hat kürzlich die Medienrechte für das Turnier 2025 in den USA und die Club-WM 2029 mit jeweils 32 Teams und 63 Spielen separat ausgeschrieben. Beim Verkauf sind im Prinzip die Sender ausgeschlossen, die wie ARD und ZDF im kommenden Sommer die Frauen-EM (2. bis 27. Juli) übertragen.

In anderen TV-Märkten gilt dies ähnlich für den Gold Cup. Die Kontinentalmeisterschaft für Nordamerika, Mittelamerika und die Karibik (14. Juni bis 6. Juli) in den Vereinigten Staaten und Kanada stellt in den teilnehmenden Ländern eine bedeutende TV-Konkurrenz dar. Und der Gold Cup bringt noch eine ganz andere Herausforderung mit sich.

Klage wird bei der EU-Kommission eingereicht 

Diejenigen Spieler, die mit ihrer Nationalmannschaft und ihrem Verein qualifiziert sind, werden vor die Wahl gestellt: Gold Cup oder Club-WM? Dies könnte insbesondere für Spieler der drei mexikanischen Vereine und der beiden US-Clubs problematisch werden.

Die Veranstaltung, die von Infantino ausführlich beworben wird, ist bereits umstritten, da durch die Erweiterung des Turniers mehr Spiele anstehen und den Topstars der Branche ein Sommer ohne echte Pause droht. Die FIFA argumentiert dagegen und führt Statistiken an, die zeigen, dass die Belastung für einzelne Spieler nicht zunimmt.

https://x.com/FIFACWC/status/1840156781580038528

Vor allem wegen der vergrößerten Club-WM wollen die Ligen-Vereinigung European Leagues und die Spielergewerkschaft Fifpro bei der EU-Kommission Beschwerde gegen den Weltverband FIFA einreichen. Die Terminierung und Vergrößerung des Club-WM zeige, «dass die geistige und körperliche Gesundheit der teilnehmenden Spieler nicht berücksichtigt wird», schrieb Fifpro dazu. Erfahrungsgemäß dürfte es allerdings bis zu einer Klärung durch die EU-Kommission lange dauern.

Was passiert bei Vereinswechsel während der WM? 

Die FIFA steht auch vor einem rechtlichen Problem ganz anderer Art im Zusammenhang mit der Club-WM. Während des Turniers könnten Profis auftreten, deren Verträge mit den teilnehmenden Vereinen auslaufen. Oder Spieler, die ab dem 1. Juli bei einem der Clubs einen neuen Vertrag haben.

Aktuell laufen bei mehreren Spielern des FC Bayern die Verträge aus, darunter Manuel Neuer, Thomas Müller und Joshua Kimmich. Auch beim englischen Meister sind die Verträge der Starspieler Kevin De Bruyne und Ilkay Gündogan betroffen.

Wie sollten Vereine mit dieser Situation umgehen? Es ist wahrscheinlich, dass die Zukunft der genannten Stars früher als erwartet geklärt wird. Die FIFA hat sich jedoch bereits mit den Vertragsregularien befasst, um den betroffenen Clubs frühzeitig Optionen aufzuzeigen und mögliche Missverständnisse zu vermeiden.

Topvereine sollen sich untereinander einigen 

Eine wichtige Regel besagt, dass ein Spieler während der Club-WM nur für einen Verein spielen kann. Es ist also nicht möglich, bis zum 30. Juni für Club X zu spielen und dann ab dem 13. Juli für Club Y. Zwischen dem 1. und 10. Juni wird auch ein Transferfenster geöffnet, in dem verpflichtete Spieler früher als üblich beim neuen Verein registriert werden können. Dies erfolgt nur nach dem Willen der jeweiligen Mitgliedsverbände.

Während der Club-WM selbst wird es den Angaben zufolge auch ein Zeitfenster vom 27. Juni bis zum 3. Juli geben. Während dieser Periode können die Vereine Spieler, deren Verträge während des Turniers auslaufen, ersetzen. Gleichzeitig rief die FIFA die teilnehmenden Clubs und Spieler auf, bei auslaufenden Verträgen angemessene Lösungen zu finden, um die Teilnahme der Profis zu erleichtern.

dpa