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Deutsche Stars fehlen bei Hallen-WM in Nanjing

Keine deutschen Top-Athleten bei Hallen-WM in China – Fokus auf Tokio und Sommer-Vorbereitung.

Wird in Nanjing nicht um Medaillen springen: Olympiasiegerin Malaika Mihambo.
Foto: Peter Dejong/AP/dpa

Bei der am Freitag beginnenden Hallen-WM der Leichtathletik im chinesischen Nanjing nimmt nur ein achtköpfiges deutsches Team teil, obwohl eine Weltmeisterschaft stattfindet.

Keine Kugelstoß-Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye, kein Weitsprung-Star Malaika Mihambo. Die beiden Aushängeschilder des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) fehlen bei den Titelkämpfen genauso wie die Doppel-Europameisterin von 2022, Gina Lückenkemper, oder der deutsche Sprint-Rekordhalter Owen Ansah. Auch internationale Stars wie 100-Meter-Olympiasieger Noah Lyles aus den USA oder die niederländische 400-Meter-Läuferin Femke Bol glänzen durch Abwesenheit. Andere – zum Beispiel Stabhochsprung-Weltrekordler Armand Duplantis aus Schweden – nehmen die weite WM-Reise auf sich.

Wegen Corona: Hallen-WM folgt zwei Wochen nach EM

Die Weltmeisterschaften in China sollten ursprünglich im Jahr 2020 stattfinden und somit wie üblich im jährlichen Wechsel zur Hallen-EM. Aufgrund von Corona musste die WM jedoch mehrmals verschoben werden, so dass sie nun außerhalb der Reihe in einem ungeraden Jahr stattfindet und damit zwei Wochen nach der EM in Apeldoorn in den Niederlanden, an der beispielsweise Mihambo mit Bronze und Ogunleye mit Silber erfolgreich teilgenommen hatten.

Statt eine ewig lange Hallensaison zu bestreiten, richtet sich der Fokus und die Vorbereitung der beiden deutschen Stars auf den Sommer. Der DLV hat Verständnis dafür. «Das muss man immer sehen: Das sind ja auch Strapazen. Das kostet ja im Aufbau locker noch mal drei, vier Wochen», sagt Sportvorstand Jörg Bügner. 

Tokio geht vor

Einige Athletinnen und Athleten, wie Gesa Krause, verzichteten komplett auf Wettbewerbe unter dem Hallendach. Die Hindernis-Spezialistin konzentriert sich stattdessen auf den Straßenlauf. Andere, wie der deutsche 100-Meter-Rekordhalter Ansah, beendeten ihre Hallensaison bereits vor Apeldoorn. Denn das Hauptziel ist nicht Nanjing, sondern Tokio.

In der japanischen Hauptstadt endet im September ein langes Leichtathletik-Jahr mit dem Höhepunkt Freiluft-WM. Dort wollen die Sportler ihre Topform erreichen. «Draußen ist es natürlich bedeutsamer», sagt Mihambo. Sie absolviert derzeit ein Trainingslager in den Bergen und versucht, mit Skilanglauf ihre Ausdauer zu stärken, wie die 31-Jährige auf Instagram schreibt. Denn gemessen werden die Leichtathleten erst an ihrem Abschneiden in Tokio.

Dreispringer Heß führt Mini-Aufgebot an

Auch für Dreispringer Max Heß steht Tokio ganz oben auf der Prioritätenliste. Er wird als einer der wenigen aus dem DLV-Team in Nanjing dennoch dabei. «Ich finde es immer toll, mich mit internationaler Konkurrenz auch zu messen», sagt Heß.

Der 28-Jährige plant, seine Sammlung von Medaillen im Reich der Mitte am Freitag (4.05 Uhr MEZ) zu vergrößern. Die bisherigen Leistungen sind vielversprechend: Der Athlet aus Chemnitz liegt auf dem zweiten Platz der Weltjahresbestenliste und gewann vor knapp zwei Wochen bei der EM die Silbermedaille mit einer Weite von 17,43 Metern. Nur Andy Díaz Hernández, der für Italien antritt und 17,71 Meter sprang, war weiter.

Heß will Uralt-Rekord knacken

«Vielleicht kann man das Tableau umdrehen und die Plätze tauschen», sagt Heß in der Hoffnung auf den ganz großen Coup. Der Europameister von 2016 peilt nicht nur Edelmetall an, sondern hat auch einen deutschen Uralt-Rekord im Blick. Ein gewisser Ralf Jaros stellte 1991 die Bestmarke von 17,66 Metern auf, an der selbst der frühere Weltmeister Charles Friedek gescheitert war.

Heß traut sich zu, den Rekord zu brechen. Seine Sprünge – auch der beste Versuch in Apeldoorn – seien noch nicht bei 100 Prozent gewesen. «Da haben wir noch ganz kleine Stellschrauben in den Bereichen, das sind minimale Sachen, die da fehlen.» In Nanjing will er versuchen, das besser zu machen. Und fügt lachend hinzu: «Und dann können wir uns eventuell über einen deutschen Rekord freuen.»

dpa