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Olympia-Fieber und gedämpfte Sorgen: Paris vor dem Start

Die Macher der Sommerspiele fühlen sich bereit für das Milliarden-Spektakel. Das deutsche Team peilt viele Medaillenfeste an. Doch die Sicherheitslage und eine Doping-Affäre sorgen für Fragezeichen.

Tausende Sicherheitskräfte schützen die Sommerspiele in Paris.
Foto: Michael Kappeler/dpa

Für Emmanuel Macron ist es nichts weniger als «eine Verabredung mit der Geschichte». Wenige Tage vor der Eröffnung der Sommerspiele in Paris steigt auch bei Frankreichs Präsident das Olympia-Fieber. Immer mehr Athletinnen und Athleten beziehen ihre Zimmer im olympischen Dorf, an den Wettkampfstätten laufen nur noch Restarbeiten und die Präsenz von Polizei und Sicherheitskräften ist deutlich gestiegen. «Alles ist bereit, die Vorfreude steigt», sagt Organisationschef Tony Estanguet. 

Der dreimalige Kanu-Olympiasieger schätzt die Kosten für die dritten Sommerspiele in der französischen Hauptstadt nach 1900 und 1924 auf rund 4,5 Milliarden Euro. Estanguet versichert, dass alles privat finanziert ist und nichts aus Steuergeldern stammt.

Das Vorbild Paris elektrisiert auch den Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbunds kurz vor seiner Abfahrt in die Gastgeberstadt am Dienstag. «Paris ist in der Nähe, wir werden viele Fans aus Deutschland dort haben. Das ist auch im Hinblick, dass man sich vielleicht selbst mal wieder bewerben will, positiv», sagte DOSB-Chef Thomas Weikert im ZDF-«Sportstudio». 

Der DOSB plant nach zwei olympischen Corona-Ausgaben wieder rauschende Medaillenpartys in einem opulenten Deutschen Haus, das dieses Mal mit einer Fanzone für 3000 Zuschauer in einem Rugbystadion eingerichtet ist. Weikert möchte damit die oft skeptische deutsche Öffentlichkeit für eine eigene Olympia-Bewerbung inspirieren, wie der 62-Jährige betont. Dafür sind jedoch auch sportliche Erfolge erforderlich, nachdem es 2021 in Tokio mit 37 Medaillen die schwächste Ausbeute seit der Wiedervereinigung gab.

Deutsches Team

«Das Ziel ist sicherlich mindestens das Ergebnis, was wir bei den letzten Spielen erreicht haben», heißt die eher vorsichtige Vorgabe von Weikert. Unter die besten zehn Nationen im Medaillenspiegel soll es wieder gehen. Das würden auch die jüngsten Hochrechnungen des Dachverbands zeigen, sagt Weikert.

In Paris starten 427 deutsche Athleten, darunter 211 Frauen und 216 Männer. 255 von ihnen nehmen erstmals an den Olympischen Spielen teil. Neben den Reitern und Kanuten zählen auch Weitspringerin Malaika Mihambo, Zehnkämpfer Leo Neugebauer und Schwimmer Florian Wellbrock zu den größten Gold-Hoffnungen.

Sicherheit

Die Polizei patrouilliert bereits beim Eintreffen der Olympia-Gäste in Paris am Bahnsteig, auch Militärkräfte sind überall zu sehen. Deren Präsenz vor Beginn der Spiele wurde stark erhöht – dazu kommen noch bis zu 20.000 private Sicherheitskräfte.

Aus Sicht des geschäftsführenden Innenministers gibt es derzeit keinen Grund zur Beunruhigung. «Soweit uns bekannt ist, gibt es keine charakteristische Bedrohung der Sicherheit der Olympischen Spiele», sagte Gérald Darmanin dem «Le Journal du Dimanche». Die Nachrichtendienste hätten bislang keine drohende Gefahr festgestellt. Auch die Eröffnungsfeier könne wie geplant auf der Seine stattfinden. Auch Organisationschef Estanguet bekräftigt, dass Sicherheit die «Priorität Nummer 1» sei.

Tickets

Die Eröffnungs- und Schlussfeier sowie mehrere Abendveranstaltungen in der Leichtathletik sind bereits geplant – es gibt noch freie Plätze in über 20 Sportarten, wie die Organisatoren mitteilen. Insgesamt wurden rund 8,8 Millionen Tickets verkauft, aber eine sechsstellige Anzahl ist noch verfügbar. Verbraucherschützer raten dringend davon ab, Tickets von Privatpersonen in Paris zu erwerben. Es wird empfohlen, Tickets ausschließlich auf der offiziellen Olympia-Verkaufswebsite oder der offiziellen Wiederverkaufswebsite zu kaufen.

Corona

Die Angst vor Corona begleitete die Tour de France bis zum Ende. Einige Radprofis mussten das Rennen vorzeitig aufgrund einer Infektion aufgeben und die Organisatoren führten eine Maskenpflicht in bestimmten Bereichen ein. Die Olympia-Macher ergreifen derzeit keine speziellen Maßnahmen.

OK-Chef Estanguet sagte unter Berufung auf die französischen Gesundheitsbehörden und die sinkenden Corona-Zahlen im Land, dass die normalen Empfehlungen gelten würden, sich zum Beispiel regelmäßig die Hände zu waschen. Derzeit bestehe kein Anlass, die Maßnahmen zu verschärfen. Olympia wurde 2021 in Tokio und 2022 in Peking aufgrund der Pandemie unter strengen Auflagen und größtenteils ohne Zuschauer abgehalten.

Doping-Wirbel

Der Ärger um positive Dopingtests bei 23 chinesischen Top-Schwimmern wirkt weiter nach. «Wir tun alles Mögliche, damit das aufgeklärt wird. Das muss zum Schutz der Athletinnen und Athleten auch der Fall sein. Sonst können wir uns den Wettbewerb nämlich sparen», sagte DOSB-Präsident Weikert dem ZDF. 

Im April wurde bekannt, dass 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer Anfang 2021 bei einem nationalen Wettkampf in China positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet wurden. Die chinesische Anti-Doping-Agentur Chinada führte die positiven Tests auf Verunreinigungen in einer Hotelküche zurück und entschied sich gegen Sperren.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada folgte dieser Bewertung. Trotz heftiger Kritik angeführt von den USA stellte ein unabhängiger Ermittler aus der Schweiz kein Fehlverhalten der Wada fest. «Ein bissel empört» sei auch der deutsche Sport, bekräftigt Weikert. Bundestrainer Bernd Berkhahn stellt sich bereits auf Proteste in der Schwimmhalle ein.

dpa