Biathleten mit Militärgrad, aber Eiskunstläufer unter neutraler Flagge: Wer aus Russland und Belarus darf wirklich auf Medaillenjagd gehen? Die Verbände ringen mit teils schwierigen Entscheidungen.
Olympia: Wo sich Russen und Belarussen qualifizieren dürfen

Es ist noch unklar, welche Athleten aus Russland und Belarus aufgrund des anhaltenden Angriffskrieges gegen die Ukraine bei den Winterspielen in Mailand und Cortina d’Ampezzo antreten dürfen. Einige Weltverbände haben bereits Anpassungen vorgenommen und Starts unter neutraler Flagge erlaubt, während der Biathlon-Weltverband weiterhin am Ausschluss festhält – auch wegen eines besonderen Umstandes.
Biathlon: Anders als in anderen Disziplinen sind Starter dieser Sportart mit einer Waffe unterwegs. «Das ist zwar vielleicht etwas polemisch», sagte Kommunikationsdirektor Christian Winkler von der Internationalen Biathlon-Union der dpa vor dem am Donnerstag beginnenden Weltcup im französischen Annecy-Le Grand-Bornand. «Was ich aber sagen würde: Das Bild ist schon schwer vorstellbar, dass ukrainische und russische Athleten mit einem Gewehr nebeneinanderstehen.»
Hinzu kommt bei potenziellen russischen Startern die meist enge Verbindung zur Armee. Teilweise haben sie sogar militärische Dienstgrade. Auch deswegen hält die IBU trotz des steigenden Drucks und der Beantragung eines beschleunigten Verfahrens vonseiten des russischen Verbandes an ihrer Position fest, bestätigt Winkler: «Es ist ihr gutes Recht, vor den Cas zu ziehen. Aber wir sind recht gelassen, weil wir vorbereitet sind und wir glauben auch, dass wir gute Argumente haben. Unsere Entscheidung ist basierend auf unserer Verfassung getroffen worden.»
Ski nordisch und Ski alpin: Laut einem Urteil des Cas wurden kürzlich die ersten Skisportlerinnen und -sportler aus Russland und Belarus zu Qualifikationswettkämpfen zugelassen. Der Ski- und Snowboardverband Fis veröffentlichte eine Liste mit Namen, die als neutrale Athletinnen und Athleten ab sofort an Events teilnehmen dürfen, um sich für die Spiele qualifizieren zu können.
Auch in der aktualisierten Liste vom Montag sind Langläufer und Kombinierer vertreten. Eine Besonderheit besteht in der Nordischen Kombination, wo es nur um Männer geht. Frauen sind in dieser Disziplin nicht bei den Olympischen Spielen vertreten.
Im Dezember 2024 legte der Weltverband Isu die Zulassungskriterien für die ersten vier als Olympia-Qualifikation gewerteten Weltcups fest. Drei Sportler aus Belarus und fünf aus Russland nahmen insgesamt teil. Neben Qualifikationszeiten müssen für eine Olympia-Teilnahme Quotenplätze über die Disziplinwertung im Weltcup erfüllt werden.
Eiskunstlauf: Pjotr Gumennik (Russland), Adelija Petrosjan (Russland) sowie Viktoria Safonowa (Belarus) haben über einen Qualifikationswettbewerb in Peking im September Quotenplätze geholt und wurden auch schon vom Internationalen Olympischen Komitee als Teilnehmer unter neutraler Flagge bestätigt. Paarläufer und Eistänzer wurden nicht für das Qualifikationsevent in China zugelassen. Präsident Andreas Wagner von der Deutschen Eislauf-Union sagte: «Wenn jetzt die Entscheidung getroffen worden wäre, sie weiterhin komplett auszuschließen, hätte ich damit gut leben können. Weil ich finde, es hat sich auch an der Situation nicht wirklich was geändert. (…) Jetzt hat man die Tür aufgemacht für Athleten, von denen man glaubt, die beurteilen zu können und die sozusagen sauber sind.»
Bob, Rodeln und Skeleton: Nach einem Prüfprozess unter der Leitung der IBSF AIN Task-Force und mit Unterstützung von Sportradar hat der Bob- und Skeleton-Weltverband (IBSF) am 12. Dezember eine Liste der individuellen neutralen Athleten (AIN) veröffentlicht, die mit sofortiger Wirkung an IBSF-Wettbewerben teilnehmen dürfen. Allerdings nur im Monobob der Frauen und im Skeleton. Darauf befinden sich ein Bobfahrer und eine Bobfahrerin, sieben Skeletonis sowie fünf Trainer und Techniker plus ein Arzt sowie drei Offizielle.
Seit dem Testwettbewerb im Cortina d’Ampezzo Eugenio Monti Sliding Centre nehmen jeweils drei Frauen und drei Männer am Einsitzer-Wettbewerb im Rodeln teil. Jedoch wurden einige von ihnen beim Weltcup in Lake Placid erneut disqualifiziert, da anscheinend neue Anhaltspunkte vorliegen. Die Qualifikation erfolgt über ein Punktesystem.
Die Nationalmannschaften von Russland und Belarus wurden vom IOC vollständig von den olympischen Wettbewerben ausgeschlossen. Der Weltverband IIHF hat sich dieser Empfehlung angeschlossen. Beim Turnier, an dem diesmal wieder die Stars aus der Nordamerika-Liga NHL teilnehmen, werden daher einige Top-Cracks fehlen.
Auch im Curling gilt das Verbot für Teams aus beiden Ländern.








