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«Papa wäre so stolz»: Owetschkin übertrifft ewigen Gretzky

Snoop Dogg, Michael Jordan und Roger Federer: Die Liste der Gratulanten ist lang. Sie alle huldigen Eishockey-Superstar Alex Owetschkin, der in einem besonderen Spiel eine Legende des Sports überholt.

Gretzky gratuliert: Sein Rekord ist nun Geschichte.
Foto: Adam Hunger/FR110666 AP/AP/dpa

Nach dem historischen Moment umarmten sich Alexander Owetschkin und Wayne Gretzky, auch ihre Ehefrauen Nastya und Janet umarmten sich noch auf dem Eis. Das 895. NHL-Tor des russischen Eishockey-Superstars sorgte für große Emotionen, denkwürdige Bilder und eine endlose Serie an prominenten Gratulanten.

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«The Great Eight» (die großartige Acht), wie Owetschkin genannt wird, wirkte von dem gigantischen Moment überwältigt und setzte unter ohrenbetäubenden «Owi! Owi!»-Rufen zu einer emotionalen Dankesrede an. «An meine Mama, meine Familie, meine wunderschöne Frau, meinen Schwiegervater, meine wunderbaren Kids: Danke. Ich liebe Euch so sehr und ohne Euch würde ich niemals hier stehen.»

895:894 Tore, jeweils 1487 Spiele

Die Bedeutung des 1:4 von Owetschkins Washington Capitals bei den New York Islanders wurde deutlich, als nach dem Treffer des 39-jährigen Russen eine spontane Zeremonie auf dem Eis stattfand. Das Spiel wurde für über 20 Minuten unterbrochen, um das Ereignis angemessen zu feiern.

«Es heißt, dass Rekorde aufgestellt werden, um sie zu brechen, aber ich bin mir nicht so sicher, wer noch mehr Tore erzielen sollte», sagte Kanadas Eishockey-Legende Gretzky über Owetschkin. Statistisch kurios: Owetschkin brauchte für seine 895 Treffer 1487 Spiele – exakt so viele Partien hat der inzwischen 64 Jahre alte Gretzky in der besten Eishockey-Liga der Welt absolviert und dabei nur ein Tor weniger erzielt.

Mit Frau, beiden Söhnen und der Mama

Owetschkin, der seine komplette Nordamerika-Karriere ausschließlich für Washington absolvierte, genoss die besonderen Minuten nach dem Tor zum zwischenzeitlichen 1:2 mit seinen Liebsten. Neben seiner Frau Nastya waren auch beide Söhne und seine Mama Tatyana an Owetschkins Seite. In einer vorproduzierten Videobotschaft ließ diese ausrichten: «Papa wäre so stolz.» Owetschkins Vater war 2023 gestorben.

Gretzkys Bestmarke aus dem Jahr 1994 galt als unüberbietbar. Allerdings brachte sein Nachfolger Owetschkin alle erforderlichen Fähigkeiten und die nötige Karrieredauer mit, um diesen Rekord zu brechen.

In neun Saisons stand Owetschkin in der Torjägerliste der NHL ganz oben. In 20 Spielzeiten erzielte er mindestens 20 Tore. «Die ersten 500 sind leicht», merkte Gretzky an. «Es sind die nächsten 500, die wirklich wertvoll sind – wenn man etwas älter wird und der Körper sich bemerkbar macht.»

Basketball-Rekordhalter gratuliert

Auch verschiedene Star-Athleten und andere Prominente würdigten den sporthistorischen Nachmittag. In einem Glückwunschvideo äußerten sich Legenden wie Michael Jordan, Roger Federer und Michael Phelps zu Ehren Owetschkins – ebenso wie Rapper Snoop Dogg und Filmgröße Danny DeVito. LeBron James, der seit Anfang 2023 die Punkteliste der Basketball-Liga NBA anführt, sagte: «Das ist eine unglaubliche Leistung. Ich bin super dankbar, viele deiner großen Momente erlebt zu haben.»

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Draisaitl denkt an Kindheit zurück

Auch in der NHL sind Owetschkins Verdienste unbestritten. Deutschlands herausragender Profi Leon Draisaitl würdigte den Routinier schon vor dem Erreichen der Rekordmarke. «Alex Owetschkin ist einer der größten Eishockeyspieler aller Zeiten, er steht aus meiner Sicht in einer Reihe mit allen Legenden. Seitdem ich Eishockey spiele, ist er irgendwie immer präsent», sagte Draisaitl.

Voller Bewunderung erinnerte er sich an seine eigene Kindheit zurück. «Er hat in seiner ersten NHL-Saison schon über 50 Tore geschossen, da habe ich als Zehnjähriger bei den Kölner Haien in der Jugend gespielt. Und jetzt, 19 Jahre später, spielen wir zweimal in der Saison gegeneinander und er schießt immer noch seine Tore», fügte der 29-Jährige an.

Der gebürtige Moskauer Owetschkin ist einer der prominentesten Sportler in Russland. Er steht aber vor allem im Ausland in der Kritik, da er sich nie von Russlands autoritärem Präsidenten Wladimir Putin distanziert und den Angriffskrieg gegen die Ukraine nie verurteilt hat. Wegen seiner offen zur Schau getragenen Sympathie für den Kremlchef gilt Owetschkin in Russlands Hauptstadt als «Unser Mann in Amerika». 

Sportlicher Makel: Olympia-Medaille fehlt

2017 hatte er das «Putin Team» gegründet, das die Wiederwahl des russischen Präsidenten ein Jahr später unterstützte. Der Bewegung schlossen sich nach Owetschkins Vorbild weitere prominente Sportler an. Zwar rief Owetschkin nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zaghaft zum Frieden auf. Kritik an Putin übte er aber nicht. Bis heute hängt ein gemeinsames Bild mit dem Kremlchef als Avatar auf dem Instagram-Account Owetschkins.

Der Eishockey-Star wurde 1985 als Sohn zweier Profisportler geboren – der Vater spielte Fußball, die Mutter Basketball – und zeigte früh sein großes Talent auf dem Eis. 2004 wählte ihn der Club aus Washington an erster Stelle im Draft aus, ein Jahr später gab er sein Debüt als Profi der Capitals.

Im Jahr 2018 hat er mit dem Team aus der Hauptstadt den Stanley Cup gewonnen. Mit der – derzeit von internationalen Wettbewerben ausgeschlossenen – russischen Auswahl wurde Owetschkin dreimal Weltmeister. Eine Olympia-Medaille blieb ihm jedoch verwehrt.

dpa