Auf dem gefährlichen Highspeed-Kurs von Dschidda ließ Piastri Verstappen keine Chance und übernahm die WM-Führung mit seinem zweiten Sieg in Serie.
Piastri übernimmt WM-Führung von Verstappen

Oscar Piastri hat auf dem gefährlichen Highspeed-Kurs von Dschidda mit einer abgezockten Coolness-Vorstellung selbst dem überraschend wieder erstarkten Max Verstappen keine Chance gelassen und zum ersten Mal in seiner Karriere die WM-Führung übernommen. Der 24 Jahre alte Australier entriss dank seines zweiten Sieges in Serie und bereits dem dritten in dieser Saison seinem McLaren-Teamkollegen Lando Norris Platz eins im Klassement.
Verstappen erhielt eine Zeitstrafe wegen eines Manövers in der ersten Kurve beim Großen Preis von Saudi-Arabien gegen Piastri, schaffte es aber dennoch auf den zweiten Platz. Nach der Überraschungs-Pole am Vortag betonte der 27-jährige Niederländer, dass niemand ihn im Kampf um seinen fünften aufeinanderfolgenden WM-Titel abschreiben sollte, auch nicht wegen des widerspenstigen Red Bulls. Charles Leclerc fuhr im Ferrari auf den dritten Platz in Dschidda, gefolgt von Norris auf dem vierten Platz. Nico Hülkenberg erreichte im Sauber nur den 15. Platz.
Kein guter Tag für den einzigen deutschen Piloten
Der Start war entscheidend. „Zur großen Überraschung aller – auch seiner selbst – hatte es Verstappen auf die Pole geschafft, die 42. seiner Karriere. Sein Vorsprung auf Piastri: Zehn Tausendstelsekunden.“
Bereits zu Beginn des Grand-Prix-Hattricks mit drei Rennen an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden hatte Verstappen in Japan alles und noch ein bisschen mehr aus dem so komplizierten RB 20 herausgeholt. In Suzuka konnte er seine Pole verteidigen und mit dem Gewinn des Großen Preises von Japan seinen ersten Saisonsieg einfahren und das McLaren-Duo im eigentlich stärkeren Auto übertreffen.
Norris mit Reifenrisiko nach Quali-Crash
Norris hat sich in Saudi-Arabien bereits selbst benachteiligt. Fahrfehler, Unfall, nur der zehnte Platz in der Qualifikation. Das bedeutete auch: Risiko, um im Rennen nach vorne zu kommen. Nur Norris entschied sich beim Start für den härtesten Reifensatz. Und das bei Temperaturen von immer noch knapp 40 Grad in Dschidda.
Piastri und Verstappen warteten ganz vorne auf den mittelweichen Reifen, bis die roten Ampeln ausgingen. Als es passierte, hatte Piastri den etwas besseren Start. Er drängte sich neben Verstappen mit leichtem Vorteil in die erste Kurve, für den Niederländer wurde es eng, er wich aus, verließ die Strecke und fuhr vor Piastri wieder zurück auf den seitlich begrenzten Asphaltstreifen.
Problem: Das ist nicht erlaubt. Problemlösung eins: Verstappen lässt freiwillig Piastri vorbei. Problemlösung zwei: Verstappen bekommt eine Zeitstrafe. Das Team verzichtete auf eine Ansage, stattdessen informierte sein Renningenieur Verstappen über die fünf Sekunden, die er aufgebrummt bekam. «Das ist verdammt wundervoll», kommentierte Verstappen zynisch.
Aufgrund einer sehr frühen Safety-Car-Phase aufgrund eines Unfalls von Verstappens Teamkollege Yuki Tsunoda und dem französischen Alpine-Piloten Pierre Gasly konnte Verstappen vorerst keinen Vorsprung herausholen. Piastri blieb auch weiterhin deutlich sichtbar im Rückspiegel, als Bernd Mayländer das Safety Car, das seit dem ersten Rennen in Dschidda jedes Mal mindestens einmal zum Einsatz kam, zurück in die Box brachte.
Norris nutzte die Ausfälle von Tsunoda und Gasly aus, die vor ihm gestartet waren, und arbeitete sich weiter nach vorne. Allerdings war der 25-Jährige dabei nicht immer taktisch klug. Er überholte den Rekordweltmeister Lewis Hamilton im Ferrari zweimal so, dass dieser direkt zurückschlagen konnte.
Per Funk an Verstappen: «Gib alles, was du hast»
Norris‘ harte Reifen zahlten sich nun aus. Die Konkurrenz mit den gelb markierten Gummis bekam langsam Probleme. Nur Verstappen schien nicht betroffen zu sein, er baute seinen Vorsprung auf Piastri auf knapp drei Sekunden aus. George Russell im Mercedes lag sogar fast neun Sekunden zurück.
Zeit zum Handeln bei McLaren: Piastri kam an die Box und ließ nun seinerseits die haltbarsten Reifen aufziehen. Auch Russell kam rein. Nun war das Team um Red Bulls Strategin Hannah Schmitz gefragt. Und Verstappens Ausnahmekönnen. «Gib alles, was du hast», funkte sein Renningenieur, ehe er seinen Schützling zum Reifenwechsel reinholte.
Die Mechaniker verharrten fünf Sekunden, bevor sie die Reifen wechselten. Piastri überholte nun Verstappen, der kurzzeitig auch noch hinter Hamilton lag. Letztendlich konnte er Piastri nicht mehr einholen. Nach dem enttäuschenden Wochenende in Bahrain war der zweite Platz jedoch mehr, als Verstappen und Red Bull erwarten konnten.