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Superstar Tadej Pogacar auf Double-Mission bei der Tour de France

Pogacar will als erster Radprofi seit 26 Jahren das Double aus Tour de France und Giro d’Italia gewinnen. Ein großes Ziel mit besonderem Anstrich.

Nils Politt vom Team UAE Team Emirates ist bereit für den Tour-Start.
Foto: Bernd Weißbrod/dpa

Superstar Tadej Pogacar hatte keine Zeit zu verlieren. Kaum in Florenz angekommen, schickte er sein Team um den deutschen Edelhelfer Nils Politt sofort zur Streckenbesichtigung nach Rimini. Der slowenische Ausnahmekönner hat ein großes Ziel: Als erster Radprofi seit Marco Pantani vor 26 Jahren will Pogacar das Double aus Tour de France und Giro d’Italia gewinnen.

Bei der am Samstag in Italien beginnenden 111. Frankreich-Rundfahrt wird es zum ersten großen Kräftemessen der Fantastischen Vier (Pogacar, Titelverteidiger Jonas Vingegaard, Weltmeister Remco Evenepoel und Ex-Giro-Sieger Primoz Roglic) kommen, was dem ehrgeizigen Vorhaben einen besonderen Anstrich verleiht.

Politt, der seit dieser Saison bei UAE im Pogacar-Team fährt, ist von einem Triumph seines Kapitäns überzeugt: «Er sieht fit aus, wenn ich ihn so angucke. Beim Giro hat er gezeigt, dass er in einer anderen Liga fährt», sagte der Kölner der Deutschen Presse-Agentur. Und Pogacar, der nur 34 Tage nach seinem Triumph beim Giro seine nächste Mission in Italien startet, schickte gleich mal eine Warnung an die Konkurrenz: «Ich denke, dass es unglaublich wird. Ich habe den Eindruck, dass ich mich noch verbessert habe.»

Fragezeichen hinter Titelverteidiger Vingegaard

Noch besser? Mit fast zehn Minuten Vorsprung und insgesamt sechs Etappensiegen dominierte der 25-Jährige im Mai den Giro, wo jedoch die großen Rivalen fehlten. Das hat sich nun geändert, obwohl hinter Titelverteidiger Vingegaard noch ein großes Fragezeichen steht. Seit seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt am 4. April, bei dem der Däne mehrere Rippenbrüche, eine Lungenquetschung und einen Pneumothorax erlitt, hat er kein Rennen mehr bestritten.

«Ich bin der Titelverteidiger, und ich bin entschlossen, den Status in diesem Sommer zu verteidigen», verkündete der Gewinner von 2022 und 2023. Dass es jedoch gleich in der ersten Woche der 3498,3 Kilometer langen Rundfahrt mit schweren Etappen in Italien, der Kletterpartie zum 2642 Meter hohen Col du Galibier, einem schweren Einzelzeitfahren und einer Gravel-Etappe ordentlich zur Sache geht, gefällt dem Vingegaard-Team überhaupt nicht. «Wir hätten es lieber sanfter gehabt», sagte Teammanager Merijn Zeeman: «Wir kämpfen darum, dass sich alles am letzten Tag entscheidet.»

Erstmals Tour-Finale in Nizza

Am Schlusstag wird die Tour mit einem Einzelzeitfahren von Monaco nach Nizza beendet. Seit 1989 gab es das nicht mehr, als Laurent Fignon auf den Champs Élysees gegen Greg Lemond den Gesamtsieg um acht Sekunden verlor. Wegen der bevorstehenden Olympischen Spiele müssen die Radprofis dieses Jahr auch auf ein Tour-Finale in der französischen Hauptstadt verzichten.

Im letzten Jahr hatte Vingegaard mit 7:29 Minuten Vorsprung Paris erreicht. Letztes Jahr sei er im Zeitfahren mental eingebrochen, räumte Pogacar ein. Er sei damals nach seinem Sturz im Frühjahr nicht bei 100 Prozent gewesen. Dieses Mal herrschen umgekehrte Vorzeichen. Der Druck also bei Pogacar, den Jan Ullrich bereits als «Eddy Merckx unserer Zeit» beschreibt? «Diamanten werden unter großem Druck fabriziert», sagte Pogacar scherzhaft der französischen Zeitung «L’Équipe». Die Zeit sei gekommen, um das Double in Angriff zu nehmen.

Startschuss für Red Bull

Einer, der auch etwas dagegen hat, ist sein Landsmann Roglic. Mit dem Know-how des neuen Topsponsors Red Bull, der beim deutschen Bora-hansgrohe-Team eingestiegen und am Mittwoch vorgestellt worden ist, soll das Trauma von 2020 besiegt werden. «Man kann die Ergebnislisten nicht umschreiben. Vielleicht gibt es irgendwann mal eine Revanche. Viel Zeit hat er nicht mehr. In fünf Jahren ist es zu spät. Man kann schon sagen: Jetzt oder nie», sagte Teamchef Ralph Denk der dpa.

Vor vier Jahren wurde Roglic am vorletzten Tag der vermeintlich sichere Tour-Sieg von Pogacar noch entrissen. Nun soll es im blauen Trikot mit den roten Bullen auf der Brust noch klappen. «Das ist ein schönes Trikot, um in die Tour zu starten, aber ich hoffe, dass ich sie mit einem Gelben beende», sagte der 34-Jährige bei der Präsentation am Mittwoch in Salzburg.

Auch Evenepoel träumt von Gelb. Das belgische Wunderkind hat bereits in jungen Jahren große Erfolge erzielt: Straßen-Weltmeister und Vuelta-Sieger 2022, Weltmeister im Zeitfahren 2023 und verschiedene Klassiker-Siege. Aber reicht es für den 24-Jährigen auch gegen die Besten der Besten bei der Tour? In den letzten Tagen habe er extra noch Gewicht verloren, so Evenepoel.

Wenn sich die Stars der Branche duellieren, werden die acht deutschen Tour-Starter wohl nur eine Statistenrolle einnehmen. Allenfalls ein Etappensieg dürfte im Bereich des Möglichen liegen. Ex-Tour-Champion Ullrich macht ihnen Hoffnung: «Ich glaube, dass uns dies auch dieses Jahr bei der Tour gelingt.» Den letzten deutschen Tagessieg gab es 2021 durch Politt. Der Kölner hat dieses Jahr anderes im Sinn.

dpa