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Franziska Preuß auf dem Weg zum Gesamtweltcupsieg

Die Biathlon-Weltmeisterin könnte mit einem Sieg am Holmenkollen ihre Erfolgsserie krönen und ein stattliches Preisgeld einstreichen.

Franziska Preuß kann erstmals den Gesamtweltcup gewinnen.
Foto: Martin Schutt/dpa

Franziska Preuß könnte sich mittlerweile problemlos das Übergepäck für die Trophäenkoffer im Flugzeug leisten. Die Biathlon-Weltmeisterin hat im besten Winter ihrer Karriere bereits mehr als eine Viertelmillion Euro allein durch Preisgelder verdient. Ein erfolgreicher Abschluss am Holmenkollen in Oslo und der erstmalige Triumph im Gesamtweltcup würden die Summe noch weiter erhöhen. Obwohl es der 31-Jährigen nicht um Geld geht, sind Erfolge im beliebtesten TV-Wintersport der Deutschen auch finanziell relativ lukrativ.

Die Situation ist jedoch äußerst herausfordernd. Mit nur 20 Punkten führt Preuß vor dem Sprint am Freitag (16.15 Uhr/ARD und Eurosport) immer noch im Kampf um die große Kristallkugel vor der Französin Lou Jeanmonnot. Seit Mitte Dezember liegt die Bayerin ununterbrochen an erster Stelle. Der Punktestand beträgt 1048 zu 1028. Am Holmenkollen über der Hauptstadt Norwegens können maximal 270 Punkte pro Athletin noch gewonnen werden, 90 für jeden Sieg.

Keine andere Biathletin trifft so sicher

Nach dem Auftakt über 7,5 Kilometer folgen bis Sonntag in der Wiege des Nordischen Skisports noch Verfolgung und Massenstart. «Noch habe ich den kleinen Vorteil», sagte Preuß, die vor der Anreise einen kurzen Heimatbesuch in Ruhpolding zur Entspannung einlegte: «Ich gebe einfach mein Bestes, mehr kann man ohnehin nicht machen.»

Im Februar sammelte Preuß vier WM-Medaillen in Lenzerheide und erhielt dafür allein 55.000 Euro, wobei der Höhepunkt das Gold in der Verfolgung dank eines fehlerfreien Rennens war. Mit einer Trefferquote von 92 Prozent ist sie die Beste im Feld. Ihre starken Laufleistungen ermöglichen es Preuß, auch am Ende ganz vorne zu sein. Dies ist schon lange ihr großes Ziel.

Mehr Preisgeld als die meisten Skispringer

Der erste Platz würde 40.000 Euro einbringen, der zweite Platz immer noch 32.000 Euro – natürlich vor Steuern. Der Weltverband IBU zahlt für einen normalen Weltcupsieg 15.000 Euro aus. Die Preisgelder wurden in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht.

Zum Vergleich: Preuß ist derzeit die deutsche Top-Verdienerin im Wintersport und hat mit gut 260.000 Euro insgesamt sogar mehr Preisgeld erhalten als die meisten männlichen Skispringer. Laut offizieller Statistik ist Andreas Wellinger mit gut 155.000 Euro derzeit der finanziell erfolgreichste Deutsche, bei den Frauen ist es Selina Freitag mit etwas mehr als 80.000 Euro.

Im Bereich Alpin ist Emma Aicher mit gut 160.000 Euro als Zehnte die einzige Deutsche in den Top Ten der Preisgelder. Die Alpin-Stars verdienen insgesamt deutlich mehr als Biathleten. Bei der Alpin-WM in Saalbach gab es für Gold 61.000 Euro, Preuß erhielt für ihren WM-Sieg 25.000 Euro und kann nun die sechste deutsche Gesamtweltcupsiegerin werden. Zuletzt trug Laura Dahlmeier das Gelbe Trikot 2017 bis zum Schluss.

Die Zeit der vielen Krankheiten ist vorbei

Vor einem Jahr hätte Preuß es für fast absurd gehalten, überhaupt nur an diesen Erfolg zu denken. Zwei Mal musste sie eine Saison vorzeitig beenden, aufgrund von Infekten und Krankheiten. Auch während eines Winters musste sie mehrmals aussetzen und bei Weltmeisterschaften auf wichtige Rennen verzichten. Erst eine Operation der Nasennebenhöhlen brachte im vergangenen Frühjahr endlich Linderung.

«Ich merke einfach, dass es im Körper keinen Herd mehr gibt, der mich limitiert», sagte Preuß: «So konnte ich insgesamt besser trainieren, mit deutlich höheren Umfängen, und ich fühle mich belastbarer.» Das war seit November deutlich zu sehen. In 18 Weltcuprennen stand sie elfmal auf dem Podest, hatte kaum schlechte Auftritte und verdiente sich den Respekt der Konkurrenz. «Sie scheint unantastbar», hatte Jeanmonnot vor der WM gesagt.

Konkurrentin Jeanmonnot siegte deutlich öfter

Die 26-Jährige ist die größte Widersacherin von Preuß, im Vorjahr wurde sie hinter der Italienerin Lisa Vittozzi Gesamt-Zweite. Jeanmonnot gewann dann in dieser Weltcup-Saison siebenmal, Preuß nur einmal. Die Ergebnisse der WM in der Schweiz werden für die Rechnung nicht berücksichtigt. «Wir machen beide eine super gute Saison», sagte Preuß. «Egal, wie es ausgeht, wir können stolz auf das sein, was wir geschafft haben.»

Und Preuß führt nicht nur in einer Disziplinwertung vor dem Finale am Holmenkollen, sondern auch in zwei. Im Sprint liegt sie sieben Punkte vor der Französin Justine Braisaz-Bouchet, im Massenstart sogar mit 41 Zählern vor Elvira Öberg aus Schweden. Die IBU zahlt der Disziplin-Siegerin jeweils 12.000 Euro, während die Zweite leer ausgeht. Im Kampf um die kleine Kugel in der Verfolgung hat sie mit 79 Punkten Rückstand auf Jeanmonnot wohl keine Chance mehr.

dpa