Trainer Vincent Kompany kündigt Kultur und Familie an. Bayern dominiert nicht nur auf dem Platz.
FC Bayern München: Feuchtfröhlicher Wiesn-Besuch mit Top-Zugang Luis Díaz
Vom Rekordrausch beseelt und mit breiter Brust stimmte Sportvorstand Max Eberl sich und die Mannschaft des FC Bayern München um Top-Zugang Luis Díaz auf einen feuchtfröhlichen Wiesn-Besuch ein. Jetzt könne man sich auch «mal ein Bierchen gönnen», sagte Eberl. Angesichts der erdrückend wirkenden Dominanz des deutschen Fußball-Rekordmeisters ging es in so heiterer Atmosphäre wie schon lange nicht mehr aufs Münchner Oktoberfest.
«Ein bisschen Kultur und Familie, wir werden die Zeit nutzen», kündigte Trainer Vincent Kompany an. In Lederhosen und Haferlschuhen dürften die Bayern unter dem Belgier eine ähnlich gute Figur machen wie zuletzt auf dem Platz.
Große Erwartungen gab es dabei vor allem an Luis Díaz, der am Samstagabend beim 3:0-Auswärtserfolg gegen Eintracht Frankfurt mit zwei Toren und einer Vorlage geglänzt hatte. «Da erwarte ich eine Top-Leistung von dem. Da erwarte ich, dass er sich mal die eine oder andere Maß gönnt», sagte Teamkollege Joshua Kimmich mit einem Augenzwinkern über den Kolumbianer.
Besser gestartet als unter Heynckes 2012/2013
Mit einer makellosen Bilanz von zehn Siegen aus zehn Spielen ist der Saisonstart besser als in der Triple-Saison 2012/2013 unter Jupp Heynckes. Dazu kommen mehrere individuelle Superlative sowie ein Königstransfer, der ohne Eingewöhnungszeit durchstartet – die Bayern liefern in der frühen Saisonphase perfekt ab. Selbst von dem vermeintlich dünnen Kader ist keine Rede mehr. Wer soll diesem FC Bayern in der Bundesliga gefährlich werden?
«Ob Bundesliga oder Champions League – sie sind für mich derzeit die Ausnahmemannschaft in Europa», sagte Sky-Experte Lothar Matthäus nach der nächsten Machtdemonstration der Münchner beim souveränen Sieg gegen die hoch gehandelte, aber auch chancenlose Eintracht. Schon nach 15 Sekunden hatte Díaz mit seinem Führungstor die Weichen auf Sieg gestellt.
Díaz glänzt nicht nur mit Toren und Vorlagen
Kompany lobte nicht nur die Scorerqualitäten des Südamerikaners, der im Sommer für rund 70 Millionen Euro vom englischen Meister FC Liverpool zu den Bayern kam und in Frankfurt in der 84. Minute für den Endstand sorgte. «Was bei uns sehr gut hereinpasst, ist einfach seine Aktivität und seine Energie», betonte Kompany.
Ähnlich beeindruckt von Díaz, der für die Weltmeisterschaft im kommenden Sommer großer Hoffnungsträger der Kolumbianer ist, zeigt sich Kimmich. «Ich hatte jetzt noch nie so einen Wechsel ins Ausland, aber ich glaube, dass es nicht so einfach ist, wenn du in ein neues Land kommst, die Sprache nicht sprichst. Wir haben auch schon viele Spieler davor gesehen, die das nicht so geschafft haben», erklärte der Nationalspieler. Díaz nennt er liebevoll «Lucho».
Kane trifft und trifft und trifft
Dieses Mal hat Díaz sogar Stürmer-Star Harry Kane die Show gestohlen, der mit seinem elften Tor in dieser Bundesliga-Saison auch einen Rekord aufgestellt hat. Nach dem sechsten Spieltag hatte noch kein anderer Spieler im Oberhaus so viele Treffer wie der Engländer erzielt.
Kane folgt somit weiterhin den Fußstapfen seines Vorgängers Robert Lewandowski, der in der Saison 2020/2021 mit 41 Toren den langjährigen Rekord von Gerd Müller (40 Tore, 1971/1972) gebrochen hat.
Kane erlebte kurz vor Ende des Spiels einen Schreckmoment, als er nach einem Zweikampf mit Eintracht-Torwart Kauã Santos ausgewechselt werden musste. «Mir geht es gut. Es war ein Schlag gegen den Knochen. Das hatte ich vor ein paar Wochen schon einmal, und heute war es an derselben Stelle. In ein paar Tagen ist alles wieder in Ordnung», sagte der 32-Jährige und gab damit schnelle Entwarnung.
Neuer siegt und siegt und siegt
Kane ist noch weit von einer anderen Bestmarke entfernt, die Keeper Manuel Neuer aufgestellt hat. Der Weltmeister von 2014 feierte in Frankfurt seinen 362. Bundesliga-Sieg und zog mit seinem früheren Teamkollegen Thomas Müller gleich, der bisher alleiniger Rekordhalter war.
«Das ist auf jeden Fall geil. Ich freue mich erst mal, mit Thomas gleichgezogen zu sein. Das Schöne ist, dass wir noch einiges vor der Brust haben und noch Spiele kommen werden. Wir spielen immer, um zu gewinnen», sagte Neuer.
Die Bayern haben nach der Länderspielpause die Möglichkeit, im Klassiker gegen Borussia Dortmund den Vorsprung auf den BVB auf sieben Punkte auszubauen und Neuer zum alleinigen Rekordhalter zu machen.