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San Marino auf dem Weg zur WM-Qualifikation

Ein möglicher sportlicher Twist: San Marino braucht eine Niederlage, um in die Playoffs zu gelangen. Eine Fußball-Sensation könnte bevorstehen.

San Marino gelangen in seiner Historie nur zwei Pflichtspielsiege. (Archivfoto)
Foto: Felice Calabro/AP/dpa

Was für ein historisches Fußball-Kuriosum wäre es: Das kleine San Marino gemeinsam mit dem eigentlich großen Italien in den Quali-Playoffs zur WM. Der 210. und damit Letzte der FIFA-Weltrangliste zumindest für einen kurzen Augenblick auf einer Ebene mit dem viermaligen Weltmeister. Die Auswahl von Amateuren und Freizeitkickern zusammen in einem K.o.-Wettbewerb mit Fußball-Millionären und internationalen Stars.

Ein erweitertes WM-Turnier 2026 mit 48 Teams und einem komplizierten Qualifikationsmodus ermöglicht es mehreren Fußballzwergen, auf die große Bühne zu treten. Während Usbekistan, Jordanien und Kap Verde bereits ihre WM-Premiere geschafft haben, haben auch Nationen wie Suriname oder Curaçao noch die Möglichkeit, sich für das XXL-Turnier in den USA, Mexiko und Kanada im nächsten Sommer zu qualifizieren. San Marino könnte ebenfalls noch ins Rampenlicht treten.

WM-Ticket sehr unwahrscheinlich – Playoff-Teilnahme möglich

Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Mini-Republik sich am Ende tatsächlich für die Weltmeisterschaft qualifiziert. In einem kleinen K.o.-Turnier würden nämlich um Klassen bessere Nationen wie voraussichtlich Italien, Ukraine oder die Türkei warten.

Der Einzug in die Playoffs Anfang 2026 ist unwahrscheinlich, aber dennoch möglich. Es wäre eine Fußball-Sensation. Auf dem Weg dorthin könnte es nun dazu kommen, dass die Amateure aus der Enklave in der Nähe von Rimini nicht einen Sieg, sondern paradoxerweise eine hohe Niederlage benötigen, um die Playoffs zu erreichen.

Fragwürdiges Kuriosum? Bitte hoch verlieren

Es ist etwas kompliziert: San Marino liegt in der Quali-Gruppe H punktlos auf dem letzten Platz, daher hat es keine Chance mehr auf einen der ersten beiden Plätze. Am letzten Spieltag wird die Auswahl nächste Woche beim Gruppendritten Rumänien spielen, der möglicherweise in einem Fernduell mit Bosnien-Herzegowina um den zweiten Tabellenplatz kämpfen wird, der zur Teilnahme an den Playoffs berechtigt. San Marino hat ein großes Interesse daran, dass die Rumänen Zweite werden.

Rumänien braucht den zweiten Platz eigentlich nicht, da sie bereits als Gruppensieger der Nations League für die Playoffs gesetzt sind. Nun könnte dieser Platz jedoch an einen anderen Nations-League-Gruppensieger gehen – zum Beispiel an San Marino, das die Nations-League-Gruppe I der Liga D vor Gibraltar und Liechtenstein gewonnen hat. Deshalb besteht die Hoffnung, auch wenn weitere Szenarien für die Playoff-Teilnahme eintreten müssten.

Absichtlich hoch verlieren, um am Ende zu jubeln: Wird dieses sportlich fragwürdige Kuriosum tatsächlich eintreten? Statistisch gesehen würde eine deutliche Niederlage jedoch nicht besonders auffallen. San Marino hat in seiner Fußballgeschichte bisher nur zwei Pflichtspiele gewonnen, beide gegen Liechtenstein. Kürzlich verlor das Team von Trainer Roberto Cevoli in der WM-Qualifikation gegen die Tabellenführer aus Österreich mit 0:10.

Darmstädter Profi mit Suriname vor großem Coup

Derartige Rechenspiele haben andere Außenseiter nicht nötig – bei ihnen gilt eher: Verlieren verboten. Suriname etwa mit dem Darmstädter Zweitligaprofi Jean-Paul Boëtius will mit zwei Siegen aus noch zwei Spielen das erstmalige WM-Ticket lösen und feiern wie noch nie. «Unser Land ist nicht allzu groß, aber Party machen können wir», hatte der 31-Jährige dem «Darmstädter Echo» schon im Sommer im Hinblick auf seinen WM-Traum gesagt.

28 von 48 Teilnehmern stehen fest

Das kleine Land aus dem Norden Südamerikas – eingequetscht zwischen Guyana, Französisch-Guyana und Brasilien – nimmt nicht an der Qualifikation dort teil, sondern in Mittel- und Nordamerika. Da die Top-Teams USA, Kanada und Mexiko als Gastgeber diesmal fest dabei sind, haben kleinere Teams wie Suriname und auch Curaçao eine Chance. Im Gegensatz zu Suriname liegt die Karibikinsel in der Gruppe mit Favorit Jamaika nur auf dem zweiten Platz.

Bereits 28 Teams haben sich einen der 48 Startplätze für die Weltmeisterschaft gesichert, und in den nächsten Tagen werden noch mehr hinzukommen. Das Tableau wird im Frühjahr durch interkontinentale und europäische Playoffs vervollständigt. Auch San Marino hofft darauf, unter den Großen zu sein.

dpa