Platz drei bei der Tour de France: Deutschlands Radstar Florian Lipowitz wird in Paris ausgiebig gefeiert. Der Bundeskanzler findet das «sensationell».
Rad-Held Lipowitz: Lange Party-Nacht und ein Paris-Bummel
Unzählige Umarmungen, Selfies und Autogramme – die improvisierte Party am Red-Bull-Teambus in Sichtweite des Arc de Triomphe forderte Florian Lipowitz noch einmal vollständig heraus. Nach über drei Wochen harter Arbeit auf den Straßen Frankreichs erfüllte Deutschlands neuer Radstar seinen Freunden und Fans jeden Wunsch mit einem Lächeln. Die Feier mit Pizza, Bier und einem DJ in einer Seitenstraße der prächtigen Champs-Élysées markierte für den Dritten der Tour de France den Beginn einer langen Nacht in Paris.
Vor dem Fortsetzen des Party-Marathons in der Stadt der Liebe mit einem großen Fest auf einem Schiff auf der Seine gönnte sich der 24-jährige Schwabe auch einen ruhigen Moment. Hand in Hand schlenderte er mit seiner Freundin Antonia sowie einigen Familienmitgliedern und Freunden zunächst in Richtung Triumphbogen.
«Ich brauche mit Sicherheit noch ein, zwei Tage, um zu begreifen, was da in den letzte drei Wochen alles passiert ist», gestand Lipowitz. «Das war immer mein Traum. Ich habe nie gedacht, dass er Wirklichkeit wird. Dass ich bei meiner ersten Tour gleich auf das Podium gefahren bin, ist etwas ganz Besonderes.»
Bundeskanzler schreibt von «deutschem Sensationserfolg»
Wie hoch diese Leistung einzuschätzen ist, zeigte auch die schnelle Gratulation des Bundeskanzlers: «Ein deutscher Sensationserfolg bei der Tour de France: Glückwunsch, Florian Lipowitz, zu einem grandiosen dritten Platz!», schrieb Friedrich Merz auf der Plattform X.
Lipowitz ist nach seinem Coup in der Grande Nation endgültig in der Weltspitze angekommen. Nur die beiden Ausnahmefahrer, der nun viermalige Tour-Champion Tadej Pogacar und dessen Dauerrivale Jonas Vingegaard, waren nach 21 Etappen schneller als der ehemalige Biathlet und Radsport-Quereinsteiger aus Laichingen. «Pogi und Jonas sind aber noch auf einem anderen Level», gestand der Debütant ein.
Red-Bull-Teamchef träumt von Tour-Sieg
Wie lange der Tour-Dominator aus Slowenien weiter einen scheinbar unstillbaren Appetit auf Titel verspürt, ist nicht absehbar. «Die Olympischen Spiele in Los Angeles sind eines meiner Ziele, die in drei Jahren stattfinden. Danach werde ich vielleicht über einen Rücktritt nachdenken, wir werden sehen», sagte der 26 Jahre alte Pogacar der französischen Sportzeitung «L’Equipe».
Lipowitz wird voraussichtlich im nächsten Jahr erneut mit den beiden Stars bei der Tour konkurrieren. Der Grand Départ wird 2026 wieder außerhalb von Frankreich stattfinden. Zu Beginn werden drei Etappen rund um die katalanische Metropole Barcelona gefahren.
Lipowitz‘ Entdecker Ralph Denk würde nur allzu gerne mit seinem Schützling einmal die Tour gewinnen. «Das wäre ein Traum. Und träumen darf man ja.» Der dritte Platz bei der Frankreich-Rundfahrt ist für den Red-Bull-Teamchef «ein Meilenstein». «Wir haben den Giro, die Vuelta und Weltmeisterschaften gewonnen, aber wir waren hier noch nie auf dem Podium», sagte Denk, der die Entwicklung des jungen Schwaben als «Herzensprojekt» bezeichnet.
«Es ist die Kirsche auf der Torte, dass du das mit einem Fahrer erreichst, der bei dir Berufsfahrer geworden ist.» Das seien «emotional andere Siege», als die von Ex-Weltmeister Peter Sagan, für die man «viel Geld bezahlt» habe.
Ein Croissant und einen Café au Lait
Lipowitz selbst «will den Moment genießen» und nicht zu sehr an die Zukunft denken. «Ich freue mich jetzt schon auf eine Pause», sagte er. Den Montag wollte er mit seiner Freundin noch in Paris verbringen und durch die Stadt bummeln – ganz auf die französische Art: mit einem Croissant und einem Café au Lait.