Durch Berlin ziehen Tausende Oranje-Fans und feiern. Im Olympiastadion hat dann aber Gegner Österreich die Nase vorn. Das 3:2 beschert der Rangnick-Elf den Gruppensieg.
Österreich verdirbt Oranje-Party und feiert Gruppensieg
Die Österreicher von Ralf Rangnick haben in der anspruchsvollen EM-Gruppe D die Favoriten Frankreich und Niederlande herausgefordert und sich überraschend den Gruppensieg gesichert.
Das österreichische Nationalteam vereitelte die große Oranje-Party in Berlin und besiegte die Niederländer in einem mitreißenden Spiel mit 3:2 (1:0). Der BVB-Profi Marcel Sabitzer erzielte das entscheidende Tor für die Österreicher kurz vor Schluss (80. Minute).
Auch Frankreich konnte im Parallelspiel nicht gegen Polen gewinnen, daher beenden die Österreicher die Vorrunde auf dem ersten Platz und erreichen zum zweiten Mal in Folge das EM-Achtelfinale. Die Elftal hatte bereits vor dem Spiel den Einzug ins Achtelfinale sicher, könnte nun aber als Gruppendritter unter anderem auf die bisher überragenden Spanier treffen.
Im Olympiastadion führte ein Eigentor von Donyell Malen aus Dortmund (6. Minute) zur Führung Österreichs. Kurz nach der Pause glich Cody Gakpo (47.) mit einem schnellen Gegenangriff der Elftal aus. Romano Schmid von Werder Bremen (59.) und der stark kritisierte Memphis Depay (75.) trafen danach, bevor Sabitzer aus spitzem Winkel vollendete.
Wieder Tausende Niederländer in der Stadt unterwegs
Wie bereits in Hamburg und Leipzig war die Berliner Innenstadt vor dem Spiel orange dominiert. Genau 36 Jahre nach dem EM-Triumph von München zogen laut Polizeiangaben rund 20.000 niederländische Fans bei einem fröhlichen Fanmarsch zum Stadion. Der niederländische Verband KNVB erwartete insgesamt 40.000 Fans in der Stadt.
Auch der berühmte «Oranjebus», ein in den Farben der niederländischen Nationalelf gehaltener Doppeldeckerbus, war dabei. Rund 8500 der mindestens 20.000 erwarteten Österreicher feierten bei bestem Sommerwetter am Breitscheidplatz und marschierten von dort los.
Nach sechs Minuten feierten im Stadion zunächst nur die Rot-Weißen dank Malen. Österreichs Alexander Prass hatte den Ball scharf nach innen gepasst, wo er zwar keinen Mitspieler fand, aber Malen, der den Ball per eingesprungener Grätsche ins eigene Tor lenkte.
Niederländer lassen Chancen liegen
Der Profi aus Dortmund hatte kein Glück. Obwohl er die niederländische Offensive über die rechte Seite belebte, vergab er wie zuvor Tijjani Reijnders kläglich eine große Chance. Auch Memphis Depay, der mit einem weißen Stirnband auffiel, hatte kein Glück bei einem Kopfballversuch. Vieles lief nicht rund im Spiel der Elftal, die im gewohnten 4-3-3-System selten die gewünschte Dominanz erreichte.
Die großteils in der Ostkurve untergebrachten niederländischen Anhänger litten still mit, während die Österreich-Fans in Hälfte eins lautstark sangen. «Immer wieder, immer wieder Österreich», tönte es von den Rängen. Und immer wieder setzte ihre Elf gegen defensiv anfällige Niederländer zu gefährlichen Vorstößen an. Einen Distanzschuss von Sabitzer parierte Bart Verbruggen, auch gegen Marko Arnautović war der niederländische Torwart zur Stelle.
Der Bondscoach Ronald Koeman, der neben Leverkusens Jeremie Frimpong zunächst auch auf Leipzigs Xavi Simons verzichtet hatte, korrigierte seine Entscheidung mit der Einwechslung von Simons noch vor der Trinkpause nach 34 Minuten – mit Erfolg. Der erste Angriff nach dem Seitenwechsel über den Leipziger führte zum sehenswerten Ausgleich durch Liverpools Gakpo, zuvor hatte sich Florian Grillitsch einen folgenschweren Ballverlust geleistet.
Der Hoffenheimer machte sein Missgeschick wieder wett, als er seinen Bremer Bundesliga-Kollegen Schmid fand, der die genaue Flanke per Kopf zur erneuten Führung der Österreicher verwertete. «Oh, wie ist das schön», stimmten die Fans der Rangnick-Elf an.
Eine turbulente Schlussphase entwickelte sich, die Depay mit einem künstlerisch ansprechenden abermaligen Ausgleich einleitete. Anschließend beobachtete Rangnick, der auf die gelb-vorbelasteten Christoph Baumgartner und Konrad Laimer in der Startelf verzichtet hatte, einen kraftvollen Abschluss von Kapitän Sabitzer, der zum 3:2 hinter dem chancenlosen Verbruggen im Netz landete.