Mit 3:0 gewannen Kaufmann, Winter und Mittelham das Finale gegen Rumänien. Ein besonderer Erfolg für das leidensfähige Team.
Deutsche Frauen holen Rekordsieg bei Tischtennis-Team-EM in Kroatien

Die Jubelschreie von Annett Kaufmann übertönten alles in der großen Sport- und Konzertarena von Zadar. Die deutschen Frauen haben den ersehnten Rekordsieg bei der Tischtennis-Team-EM in Kroatien geschafft. Mit 3:0 gewannen Kaufmann, Sabine Winter und Nina Mittelham das Finale gegen Rumänien. «Ich bin sehr dankbar für dieses Team», sagte Kaufmann danach. Mit zehn Titeln sind die deutschen Frauen jetzt die alleinigen Rekord-Europameisterinnen vor Ungarn.
Das Team von Tamara Boros, der kroatischen Bundestrainerin, hatte bereits 2023 und 2021 den EM-Titel gewonnen. Trotzdem stellt dieser Erfolg einen Wendepunkt für das deutsche Tischtennis dar und ist eine besondere Anerkennung für ein kämpferisches Team.
«Alles dreht sich um Annett, Annett, Annett»
Die 19-jährige Kaufmann war zwar bereits 2023 und 2021 im Kader. Doch dieser Titelgewinn ist der erste, bei dem ohne sie nichts mehr ging. Die selbstbewusste Junioren-Weltmeisterin besiegte im Finale Europas beste Einzelspielerin Bernadette Szöcs. Sie bestreitet in der Regel das erste Spiel. Und sie ist immer die Erste, die die Interviews gibt.
Denn Kaufmann zieht mittlerweile im gesamten deutschen Tischtennis das größte Interesse auf sich, nach dem Karriereende von Timo Boll und ihrem eigenen Auftritt bei den Olympischen Spielen. Am Ende stand sie in Zadar mit der Goldmedaille auf dem Treppchen. Die Männer hatten schon am Samstag im Halbfinale mit 1:3 gegen Topfavorit Frankreich verloren.
«Annett kann für die Asiatinnen wirklich sehr gefährlich werden», lobte Boros. Sechs Spiele, sechs Siege: Das ist Kaufmanns EM-Bilanz in Zadar. Und das, obwohl sie mit einer Ellbogen-Verletzung angereist war und das gesamte Turnier mit einer Bandage bestritt.
Für das Team ist das manchmal eine Herausforderung. «Die Mannschaft muss sich daran gewöhnen: Alles dreht sich um Annett, Annett, Annett. Aber das funktioniert bis jetzt ganz gut», erklärte die Bundestrainerin.
Drei Spielerinnen – drei besondere Geschichten
Das deutsche Team besteht nicht nur aus Kaufmann. Zu den prägenden Erfahrungen zwischen der EM 2023 und der EM 2025 gehört: Die europäische Top-16-Siegerin Han Ying riss innerhalb eines Jahres zweimal die Achillessehne. Sie wurde in Zadar geschont.
Nina Mittelham war auch in diesem Jahr mehrere Monate aufgrund einer Bandscheibenverletzung abwesend. Ohne viel Spielpraxis kam sie nach Kroatien, musste dort zunächst wegen eines Infekts aussetzen – und gewann trotzdem jedes ihrer vier Spiele.
Auch Sabine Winter hat eine besondere Geschichte. Mit 32 Jahren änderte sie noch einmal Spielsystem und Schlägerbelag. «Ganz ehrlich: Ich habe nicht erwartet, dass sie so gut sein kann», sagte Boros. Denn auch Winters EM-Bilanz ist beeindruckend: sechs Siege in sechs Spielen.
Heimspiel für Bundestrainerin
Am Ende bleibt die Bundestrainerin selbst. Zum ersten Mal erlebte die Kroatin als Trainerin ein großes Turnier in ihrem Heimatland. Boros war früher selbst die Nummer zwei der Welt und WM-Zweite im Einzel. Sie wurde in Zadar vom Publikum gefeiert, traf frühere Mitspielerinnen, gab viele Interviews. Jetzt macht Boros erst mal Urlaub in der Heimat – mit dem EM-Titel im Gepäck.







