Eine Entscheidung fällt am 26. September 2026 – Ausgang offen. Berlin, München, Hamburg oder Rhein-Ruhr?
Deutschland sucht Super-Bewerber für Olympia 2036, 2040 oder 2044

Der Fahrplan bleibt unverändert, der Vierkampf um den Olympia-Kandidaten ist offiziell eröffnet: Berlin, München, Hamburg oder die Region Rhein-Ruhr mit der Kernstadt Köln? Deutschland sucht im Rahmen eines schwierigen Auswahlprozesses den Spitzenbewerber für die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044. Ergebnis ungewiss.
«Am Ende geht es darum, eine Entscheidung zu treffen, hinter der wir alle uns versammeln können, hinter der sich das ganze Land versammeln kann – gemeinschaftlich», verteidigte Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), das langwierige Prozedere. Erst am 26. September 2026 auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung in Baden-Baden soll eine Entscheidung fallen.
Gut genug für Deutschland, aber auch gut genug international?
Es gibt keine Garantie dafür, dass Deutschland im internationalen Wettbewerb mit potenziellen europäischen Gegnern wie Madrid oder Istanbul tatsächlich erfolgreich sein wird, auch wenn sich die Bundespolitik und der deutsche Sport selbstbewusst zeigen.
Sport-Staatsministerin Christiane Schenderlein (CDU) betonte, dass in der schwarz-roten Bundesregierung die Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele «das sportpolitische Ziel dieser Legislaturperiode» sei.
Weikert sicher: Vier sehr starke Bewerbungen
«Aus vier sehr starken Bewerbungen wird am Ende die stärkste als Sieger hervorgehen. Und wer das schafft, hat auch international gute Chancen, die Olympischen und Paralympischen Spiele nach Deutschland zu holen», sagte Weikert auf der Mitgliederversammlung am Wochenende in Frankfurt am Main.
Es wurde mit einer klaren Mehrheit entschieden, welche Kriterien und Kategorien zur Bewertung der Konzepte herangezogen werden sollen, um Empfehlungen für den 26. September auszusprechen. Reisezeiten, Hotelkapazitäten sowie die Unterbringung von Athletinnen und Athleten sind ebenso wichtig wie die internationale Strahlkraft und die nationale Akzeptanz.
Die Hauptstadt als Sorgenkind
Und genau hier liegen bei einem der vier Kandidaten die großen Schwierigkeiten. Der Hauptstadt Berlin, die als weltweit bekannte Metropole und mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten wohl im internationalen Wettbewerb die besten Chancen haben dürfte, fehlt der Rückhalt durch die Bevölkerung.
Es wird kein Referendum geben – auch weil die Landesverfassung dies derzeit nicht vorsieht. Obwohl die schwarz-rote Koalition um den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) die Bewerbung unterstützt, wird am 20. September ein neues Abgeordnetenhaus gewählt. Nur sechs Tage vor dem entscheidenden Tag in Baden-Baden.
Die Linke und die Grünen in Berlin sind gegen eine Bewerbung. Ein neuer Senat könnte die Machtverhältnisse in der Hauptstadt verschieben und die Haltung der Regierung zu Olympia grundlegend ändern.
München mit Rückenwind – Hamburg und Rhein-Ruhr können folgen
Die Berliner Probleme hat München nicht. Die Kandidatur der bayerischen Landeshauptstadt wurde mit dem frühen Referendum Ende Oktober und einer klaren Mehrheit von 66,4 Prozent gestärkt. «Sehr zufrieden, ja geradezu glücklich» sei er darüber, sagte Weikert. «Deutschland, das lässt sich jetzt schon sagen, hat wieder Lust auf Olympia.»
Sollten sich wie München auch Hamburg und die Region Rhein-Ruhr bei ihren Bürgerentscheiden für Olympia aussprechen, droht ein Hauen und Stechen um die Großveranstaltung. Weikert sieht dem Vierkampf gelassen entgegen. «Wir alle hier stehen hinter Olympia in Deutschland – ausnahmslos, einig und stark.»
Nicht überall läuft’s so harmonisch wie bei der Olympia-Bewerbung
„Während bei der Olympia-Bewerbung Sport und Politik an einem Strang ziehen, gibt es Kontroversen um andere Themen wie das geplante Spitzensportfördergesetz.“
Schenderlein ließ in Frankfurt durchblicken, dass Fördermittel für Sportarten mit geringen Medaillenaussichten künftig gekürzt werden. «Die Währung im Leistungssport» seien Medaillen, betonte sie und verteidigte damit den Referentenentwurf zum Gesetz.
Weikert über mögliche Kürzungen: «Mit uns nicht besprochen»
Dass man sich nur auf erfolgversprechende Sportarten konzentriere, sei «mit uns nicht besprochen», äußerte Weikert. «Zum zweiten haben wir die Politik bisher vertreten – und wir haben die auch nicht geändert, dass wir auf alle Sportarten schauen.»
Der DOSB kritisiert zusätzlich, dass der Sport im geplanten Gesetz zu wenig Einfluss bei der Geldvergabe habe. «Tun Sie es mit dem Sport und nicht ohne ihn. Und bitte nie gegen ihn. Wir sind die größte Bürgerbewegung des Landes: 29 Millionen Mitgliedschaften in 86.000 Vereinen», sagte Weikert.
Kommt nach Super-Bewerber die Super-Sportnation?
Sport und Politik sind sich einig, dass das Ziel der Mitgliederversammlung ist, dass Deutschland bis 2035 zu den Top-Fünf-Sportnationen weltweit zählt.
Vor allem im Hinblick auf die Sommersportarten ist das jedoch ehrgeizig. Bei den letzten Spielen in Paris vor knapp anderthalb Jahren belegte Deutschland zumindest im Medaillenspiegel nur den enttäuschenden zehnten Platz. Das soll sich ändern – unabhängig davon, ob der Traum von Olympia in Deutschland platzt oder wahr wird.








