Portugals Kapitän erstmals in Karriere des Platzes verwiesen – droht vorzeitiges WM-Aus und Sperre für Turnierphase.
Cristiano Ronaldo droht Sperre für Fußball-WM nach Ellenbogenschlag

Cristiano Ronaldo könnte bei der Fußball-Weltmeisterschaft als Zuschauer enden, nachdem er Irlands Dara O’Shea mit dem Ellenbogen getroffen hat. Der 40-jährige Kapitän Portugals wurde am Donnerstag in der 61. Minute des Spiels in Dublin nach Überprüfung durch den Videobeweis vom Platz gestellt – zum ersten Mal in seinem 226. Länderspiel. Unter Buhrufen der irischen Fans verließ er das Spielfeld, verzog die Lippen und reagierte mit ironischem Applaus und einem hochgestreckten Daumen.
«Die Szene zeigt seinen Willen, das Spiel noch zu drehen. Ich finde, die Bilder wirken schlimmer, als es tatsächlich war, und man sollte nicht vergessen, dass es die erste Rote Karte seiner Karriere in der Nationalmannschaft ist», sagte sein Trainer Robert Martínez nach Abpfiff beim Sender SportTV. Mit Blick auf die verpasste vorzeitige WM-Quali sprach er von einem «Spiel zum Vergessen».
Trainer über Ronaldo-Rot: «Er hatte Pech»
Gegenüber dem Sender RTP betonte Martínez: «Es war keine Gewalt dabei, er wollte sich nur freimachen. Er hatte Pech.» Doch der historische Platzverweis könnte weitreichende Folgen haben. Die WM-Regularien der FIFA legen fest, dass zwar Gelbe Karten nach der Qualifikation gestrichen werden, Sperren nach Platzverweisen aber mit in die Turnierphase getragen werden.
Portugals Superstar strebt seine sechste WM-Teilnahme an. Die Dauer seiner Sperre wird von der Disziplinarkommission der FIFA festgelegt. Er wird im letzten Gruppenspiel gegen Armenien nicht spielen können, um Platz eins und das direkte WM-Ticket zu sichern.
Portugal muss Vorsprung in der WM-Quali behaupten
Portugal muss nach der Niederlage gegen Irland seinen Vorsprung in der Gruppe A vor Ungarn (8) verteidigen, das gleichzeitig zu Hause gegen Irland (7) spielt. Wenn Portugal in die Playoffs muss, könnten möglicherweise zwei weitere Spiele als bereits vor der WM abgesessene Sperren anfallen.
Für gewöhnlich wird bei einer Tätlichkeit eine Sperre von drei Spielen verhängt. Die Richter des Weltverbandes haben jedoch die Möglichkeit, mildernde oder verschärfende Umstände zu berücksichtigen. Ronaldo und der portugiesische Verband können gegen das erste Urteil auf jeden Fall Berufung bei der FIFA-Berufungskommission einlegen.
Urteil wohl erst nach Abschluss der Gruppenphase
Es könnte als Argument für eine mildere Strafe dienen, dass Ronaldo in seinem 226. Länderspiel zum ersten Mal vom Platz gestellt wurde. Schiedsrichter Glenn Nyberg aus Schweden hatte zunächst Gelb gezeigt und nach dem Videostudium auf Rot entschieden.
Pikant ist das FIFA-Urteil, mit dem frühestens in der kommenden Woche und damit nach Abschluss der Gruppenphase zu rechnen ist, in jedem Fall. Kommt Ronaldo mit einer Sperre von nur einem Spiel davon, könnte der Vorwurf einer «Lex Superstar» laut werden. Schließlich lebt die WM auch von den Auftritten der Altstars wie Cristiano Ronaldo und Argentiniens Lionel Messi.
Sperren vor großen Turnieren: Auch Deutsche schon betroffen
Beispiele für Rote Karten vor großen Turnieren gibt es auch im deutschen Fußball. Im Spiel um Platz drei des Confederations Cup 2005 wurde Mike Hanke vom Schiedsrichter des Feldes verwiesen und erhielt eine Sperre für zwei Pflichtspiele. Da Deutschland bis zur Heim-WM 2006 nur noch Testspiele hatte, betraf die Sperre auch die Endrunde. Trotzdem nominierte Bundestrainer Jürgen Klinsmann den Wolfsburger Stürmer für seinen Kader.
Vor der Heim-EM 2024 erhielt Leroy Sané im Testspiel gegen Österreich die Rote Karte. Die FIFA bestrafte die Tätlichkeit mit einer Sperre von drei Spielen. Ein Einspruch des DFB wurde abgelehnt. Sané absolvierte jedoch die Strafe in den folgenden Testspielen vor dem Turnier und konnte somit an der EM teilnehmen.








