Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Schachmanns Neustart in Down Under

Jahrelang war Max Schachmann Mister Zuverlässig im Bora-hansgrohe-Team – bis ihn Corona aus der Bahn warf. Mit dem Saisonstart in Australien will er das Jahr 2022 hinter sich lassen.

Bora-Profi Maximilian Schachmann greift 2023 neu an.
Foto: David Stockman/BELGA/dpa

Temperaturen von über 30 Grad, traumhafte Strände und Begegnungen mit dem ein oder anderen Koala auf den Trainingsfahrten – Maximilian Schachmann hätte sicherlich schlechtere Orte für einen Neuanfang im Radsport wählen können als Australien.

Nach einem Jahr zum Vergessen mit zwei Corona-Erkrankungen und einem Erschöpfungssyndrom steigt der zweimalige deutsche Meister von Dienstag an bei der Tour Down Under nach gut einem halben Jahr Pause wieder so richtig ins Renngeschehen ein.

«Für mich war es wichtig, einen Reset zu machen und das nicht in die nächste Saison zu verschleppen, weil ich das Gefühl hatte, dass es nicht mehr viel zu retten gab», berichtete Schachmann jüngst aus dem Trainingslager. «Dann ist es manchmal besser, einen Schritt zurück zu machen und Anlauf zu nehmen, um dann einen weiteren Sprung zu machen.» Sprünge waren 2022 für den gebürtigen Berliner, der seinem Bora-hansgrohe-Team eigentlich immer zuverlässig Top-Ergebnisse geliefert hatte, gar nicht mehr drin.

Infekt nach Infekt

Auf eine Corona-Infektion im Winter war ein langwieriger Infekt gefolgt. Und als Schachmann im Juni endlich wieder seine Form erreicht hatte, war schon der nächste Coronavirus-Test positiv. Ein Sturz bei der Tour de France kam auch noch hinzu, Ende Juli ging dann nichts mehr für den 29-Jährigen. So blieben die Zweifel. Man höre medial viel, auch über Long Covid. «Dann kommt man schon ins Grübeln und denkt: Kommt jetzt das Alte wieder oder war es das jetzt? Die Ärzte sagen: Keine Sorge, mit der Ruhe kommt es wieder. Ich weiß aber, dass es keiner so genau weiß.»

Aktuell fühle er sich wieder gut, aber: «Training ist die eine Sache, Rennen fahren die andere. Das sind zwei Paar Schuhe.» Beim Warm-up am Samstag, einem Kriterium in Adelaide, rollte er als 64. über die Ziellinie. Immerhin ein Anfang. Australien sei aber ohnehin nicht sein Saisonziel. «Wenn ich nicht in der absoluten Spitze mitfahren kann, ist es kein Weltuntergang. Danach kommen viele Rennen in Europa, auf die ich meinen Fokus lege», so Schachmann.

Die Traditionsrundfahrt Paris-Nizza etwa, die er 2020 und 2021 gewinnen konnte, oder die superschweren Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo und Flandern-Rundfahrt. «Für ihn geht es erst einmal darum, zurück zu kommen. Du gewinnst keine Eintagesrennen, indem du dich selbst infrage stellst. Du musst vom Kopf voll da sein. Über Australien und Paris-Nizza zu beweisen: Ich bin wieder da, eine feste Größe im Radsport», formulierte Sportdirektor Rolf Aldag die kurzfristigen Ziele.

Hohes Ansehen im Team

Eine mögliche Wandlung zu einem Fahrer für die großen Rundfahrten wie Tour und Giro ist für Schachmann erst einmal vom Tisch. Davon hält auch die Teamführung nichts. «Für die dreiwöchigen Rundfahrten müsste er viel aufgeben, um sich da hinzuentwickeln. Ich denke, wir sollten eher die Fähigkeiten ausbauen, die er hat, bevor man ganz neue Ziele verfolgt», sagte Teamchef Ralph Denk, der in seiner Mannschaft ohnehin über viele gute Rundfahrer verfügt.

Dass Schachmann immer noch großes Ansehen im Team genießt, zeigt die Tatsache, dass seine Rennwünsche ohne Diskussion akzeptiert wurden. «Ich habe meinen Kalenderwunsch abgegeben. Und dann hat man mich angerufen und gesagt: Jo, passt.» Neben den großen Klassikern im Frühjahr steht auf dem Plan auch die Tour de France und die WM in Schottland – vorausgesetzt die Gesundheit spielt mit.

Mit 2022 verbindet Schachmann aber immerhin privat große Gefühle. Im September kam seine Tochter Emma zur Welt. «Es war ein gutes Timing für mich und ein besonderer Moment. Wir haben uns ganz gut eingelebt zu dritt. Das ist eine neue Lebensaufgabe, die dazugekommen ist», berichtete Schachmann. Fehlt nur noch die Rückkehr in die Radsport-Weltspitze.

dpa