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Julian Nagelsmann plant Stimmungsumschwung bei DFB-Elf

Sechs Punkte gegen Luxemburg und Nordirland sind Pflicht für direkte WM-Qualifikation. Keine Titelansagen mehr, sondern Spiel für Spiel denken.

Julian Nagelsmann braucht sechs Punkte aus den Oktober-Länderspielen.
Foto: Federico Gambarini/dpa

Julian Nagelmann will nach dem schwierigen Start in die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026 einen Stimmungsumschwung bei der deutschen Nationalmannschaft herbeiführen, indem er „macht – und weniger redet“. Sechs Punkte aus den Spielen gegen Fußball-Zwerg Luxemburg am Freitag (20.45 Uhr/ARD) in Sinsheim und drei Tage später in Belfast gegen Nordirland sind nun Pflicht für den Bundestrainer.

Im Stammquartier in Herzogenaurach startet Nagelsmann heute mit seinen 24 ausgewählten Spielern in eine wegweisende Woche. «Zwei Siege – das ist unser klares Ziel, um die Qualifikation weiter auf direktem Weg zu erreichen», lautet die Ansage des 38-Jährigen. 

Wie ist die Lage auf dem Weg zur WM 2026?

Das enttäuschende 0:2 in der Slowakei stellt sich als schwerwiegender Nachteil heraus. Die deutsche Nationalmannschaft ist in Gruppe A lediglich auf dem zweiten Platz. Der Rückstand auf die Slowakei beträgt drei Punkte, Nordirland hat die gleiche Punktzahl. Weitere Fehler würden den bereits fest eingeplanten Gruppensieg ernsthaft gefährden.

Das Dilemma: Nur der erste Platz sichert das direkte WM-Ticket. Andernfalls müssten im März zwei Playoff-Spiele gewonnen werden, um ein historisches Scheitern vor der WM-Endrunde in den USA, Mexiko und Kanada zu verhindern. Positiv: Der Gruppensieg kann noch aus eigener Kraft erreicht werden.

Wie sieht der Wochenplan von Nagelsmann aus?

«Wir hatten vier intensive Wochen und haben viel diskutiert und überlegt», berichtete Nagelsmann von seiner Aufarbeitung des September-Lehrgangs mit seinem Trainerteam. Das Resultat: Er schwenkt schnell und radikal um. Keine WM-Titelansagen mehr, kein Dominanz-Versprechen mehr. Jetzt soll mit simplen Mitteln von Spiel zu Spiel und von Sieg zu Sieg gedacht werden. 

https://x.com/DFB_Team/status/1973668988589666417

Der Bundestrainer kehrt im Wesentlichen zu seinem Rollenprinzip der Heim-EM 2024 zurück. Jeder soll (nur) das machen, was er kann. Nagelsmann betont dabei die Form der Spieler als entscheidendes Kriterium. Ein Anzeichen: Die Bayern-Überflieger um Kapitän Joshua Kimmich und die gut gelaunten Dortmunder bilden mit je fünf Spielern die größten Blöcke im Aufgebot.

Auf wem ruhen die Hoffnungen?

Nico Schlotterbeck ist zurück. Das freut Nagelsmann sehr, da der BVB-Verteidiger kurz nach seinem Comeback im Verein auch die DFB-Defensive stabilisieren und seine Stärken in der Spieleröffnung einbringen soll.

Der Bundestrainer lobte den «Super-Siegeswillen» des 25-Jährigen und fügte an: «Er ist ein extrem wichtiger Spieler für uns.» Aber: Club-Coach Niko Kovac warnte vor einer Überbelastung des lange verletzten BVB-Profis. «Ich denke, es ist total normal, dass man einen Spieler, der ein paar Monate verletzt war, jetzt nicht zweimal 90 Minuten spielen lassen muss.» Übersetzt heißt diese Kovac-Aussage: Gegen Luxemburg müsste es auch ohne Schlotterbeck reichen.

Dieser freut sich freilich auf das DFB-Comeback. «Ich habe sechs Monate kein Fußball gespielt. Ich habe drei Spiele gemacht. Und nominiert zu werden, ist eine Art Wertschätzung von Julian», sagte Schlotterbeck dankbar.

Mutmacher II: Nick Woltemade hat bei Newcastle United einen Topstart hingelegt. Nach dem Transferwirbel schlägt der 23-Jährige mit seinen ersten Toren im Norden Englands richtig ein. Am Sonntag verwandelte er in der Premier League einen Elfmeter beim 2:0 gegen Nottingham. «Big Nick» und «Goaltemade» sind die ersten liebevollen Spitznamen der englischen Presse. Nun will Woltemade auch im Nationaltrikot seine ersten Tore schießen.

Wie geht Nagelsmann mit Florian Wirtz um?

Wirtz in England erlebt eine völlig andere Situation als Woltemade. Der Rekordtransfer zum FC Liverpool hat bisher nicht funktioniert. Kein Tor, nur ein Assist. Kritik von englischen Ex-Profis wie Wayne Rooney oder Jamie Carragher. Und jetzt auch kein Platz mehr in der Startelf von Liverpool. Der 22-Jährige ist bei den Reds nach den ersten Wochen fast wie ein Fremdkörper, weit entfernt von seinem Potenzial.

Immerhin: Beim 3:1 gegen Nordirland erzielte Wirtz zuletzt ein schönes Freistoßtor. Da die Rückkehr von Jamal Musiala und Kai Havertz nicht absehbar ist, wird Wirtz im DFB-Trikot dringend benötigt. Nagelsmann muss seinen offensiven Schlüsselspieler aufrichten. Vielleicht kommt für Wirtz das Fußball-Leichtgewicht Luxemburg als Aufbaugegner genau richtig.

Welche Probleme müssen noch gelöst werden?

Nagelsmann hat Nathaniel Brown (22) als nächsten jungen Frankfurter Debütanten für die Position des linken Schienenspielers nominiert. Auf der rechten Seite war der Versuch mit Browns Vereinskollege Nnamdi Collins bei der Niederlage gegen die Slowakei gescheitert. Collins erhielt keine zweite DFB-Einladung.

Die offene Flanke bleibt in zweifacher Hinsicht auf der rechten Seite. Ridle Baku könnte als nächster Kandidat in Frage kommen. Vor fast vier Jahren spielte der Leipziger letztmals für Deutschland unter Hansi Flick als Bundestrainer.

dpa