Dominator Marco Odermatt verpasst in der Königsdisziplin die WM-Medaillen. Teamkollege Franjo von Allmen feiert bei der Ski-Party am Zwölferkogel seinen größten Erfolg. Auch die Gastgeber jubeln.
Nächste Schweizer Ski-Show: von Allmen entzaubert Odermatt
Marco Odermatt schüttelte zunächst den Kopf und schlug sich gegen den Helm. Kurz darauf konnte der entzauberte Ski-Dominator jedoch schon wieder lächeln. „Es ist mir immer noch lieber, wenn ein Schweizer gewinnt statt eines Österreichers“, feixte er. Zwei Tage nach Odermatts überlegenen Sieg im Super-G stahl ihm Teamkollege Franjo von Allmen vor 22.500 enthusiastischen Zuschauern in Saalbach-Hinterglemm die Show und raste zum prestigeträchtigen WM-Gold in der Abfahrt.
Deutsche landen außerhalb der Top 15
«Unglaublich stark» sei von Allmen gefahren, sagte Odermatt. Er habe schon am Start gewusst, dass er für einen Platz auf dem Podest viel riskieren müsse und habe ein, zwei kleinere Fehler gemacht, erklärte der beste Skirennfahrer der Gegenwart. Letztlich musste er sich mit Platz fünf begnügen. Zweiter wurde Lokalmatador Vincent Kriechmayr vor Alexis Monney aus dem insgesamt wieder starken Team der Schweizer, die die Abfahrten in diesem Winter dominieren.
Die deutschen Teilnehmer Romed Baumann und Simon Jocher belegten die Plätze 20 und 30. Luis Vogt, der nach einem Sturz im Super-G noch leicht angeschlagen war, schied aus. „Die Enttäuschung ist schon groß“, sagte der erfahrene Baumann, für den dies wahrscheinlich die letzte WM seiner Karriere ist. Ob er die Olympischen Spiele in Italien im nächsten Jahr noch anstrebe, könne er derzeit nicht sagen, so der 39-Jährige. Zunächst wolle er die laufende Saison zu Ende fahren.
Rot-weiß-rotes Fahnenmeer am Zwölferkogel
Die große Bedeutung der Abfahrt war bereits lange vor dem Rennen rund um den Zwölferkogel zu spüren. Menschenmengen mit hauptsächlich rot-weiß-roten Flaggen strömten aus allen Richtungen in das imposante Stadion im Zielbereich.
Odermatt, der dreifache Gesamtweltcupsieger, Riesenslalom-Olympiasieger und Abfahrts-Weltmeister von 2023, war derjenige, den es an diesem Tag zu schlagen galt. Kriechmayr, vor vier Jahren Weltmeister sowohl in der Abfahrt als auch im Super-G, ging nur drei Wochen nach seinem Sturz in Wengen als großer Hoffnungsträger der Österreicher an den Start – und enttäuschte sie nicht.
Trotz seiner erst kürzlich erlittenen Knieverletzung holte Silber – es war eine beeindruckende Leistung und bereits die vierte Medaille für die Gastgeber bei dieser WM. Auf diese Weise konnten sie auch den nächsten Schweizer Festtag leichter verschmerzen.
Schweizer in der Abfahrt das Maß der Dinge
Die Gratulationen der Österreicher würden ihm besonders viel bedeuten, sagte der überglückliche von Allmen. Der 23-Jährige, der erst vor knapp zwei Jahren im Weltcup debütiert hat, tritt mehr und mehr aus dem langen Schatten seines überragenden Landsmannes Odermatt heraus. «This is my house», hatte Odermatt ihm noch zugerufen, als er von Allmen in der Abfahrt von Wengen Mitte Januar knapp geschlagen hatte. Tags zuvor war der Youngster im Super-G zum ersten Weltcup-Sieg und endgültig ins internationale Blickfeld gerast.
«Wir sind ein super Team, pushen und helfen einander», sagte Odermatt beim ORF über die Speed-Riege der Schweizer, die diesen Winter das Maß der Dinge ist. Abgesehen vom Erfolg des Kanadiers James Crawford in Kitzbühel haben die Eidgenossen bislang alle Herren-Abfahrten in dieser Saison gewonnen.
Und sie haben auch noch andere Möglichkeiten, Gold bei der WM zu gewinnen – besonders Odermatt, der nach der Team-Kombination auch noch im Riesenslalom antreten wird.
Aicher neue deutsche Hoffnungsträgerin
Die deutschen Erwartungen auf eine Medaille in Saalbach-Hinterglemm wurden zuletzt hauptsächlich von Emma Aicher genährt. Wie bereits im Super-G wurde sie auch in der Abfahrt am Samstag Sechste. Mit einer niedrigeren Startnummer wäre für die 21-Jährige auf der nachlassenden Piste und beim Sieg der US-Amerikanerin Breezy Johnson möglicherweise sogar ein Podestplatz drin gewesen.
Am Dienstag beginnt sie zusammen mit Slalom-Ass Lena Dürr in der Team-Kombination der Damen. Möglicherweise werden dann auch die Deutschen in die große Ski-Party am Zwölferkogel einstimmen.