Auch in Peking verpasst Alexander Zverev die Trendwende. Die Rückenprobleme sind nicht ausgestanden, die Formkrise ist nicht überwunden. Bei den ATP Finals wäre er aktuell nur klarer Außenseiter.
Sorgen werden größer: Zverev sucht weiter nach seiner Form

Nachdem er erneut einen Rückschlag auf seinem schwierigen Weg zurück zur Topform erlitten hatte, zog sich Alexander Zverev vorerst zurück. Keine Interviews, keine Social-Media-Beiträge, keine Reaktion auf die erneute Niederlage gegen seinen Angstgegner Daniil Medwedew. Im Gegensatz dazu hielten sich die Tennisfans im Internet weniger zurück. Der spöttische Kern der meisten Kommentare lautete sinngemäß: Medwedew mag noch so außer Form sein – für Zverev reicht es immer noch.
Beim ATP-Turnier in Peking trafen alte Bekannte im Viertelfinale aufeinander. Der Russe Medwedew gewann zum fünften Mal in Folge gegen Zverev, während die Sorgen der deutschen Nummer 1 weiter zunahmen. Medwedew hatte bei den letzten drei Grand-Slam-Turnieren immer in der ersten Runde verloren, aber nun scheint er wieder im Aufwind zu sein.
«Es ist frustrierend»
Der 28-Jährige wird die unfreiwilligen freien Tage bis zu seinem nächsten Start beim Masters-1000-Turnier in Shanghai zur Aufarbeitung und vor allem zur Regeneration nutzen. Die hartnäckigen Rückenprobleme, die ihm schon seit Monaten zu schaffen machen, begleiten den Hamburger auch in Fernost.
«Es ist frustrierend. Ich habe es einfach satt», hatte der Olympiasieger von 2021 nach seinem hart erkämpften Achtelfinalerfolg gegen den Franzosen Corentin Moutet über die körperlichen Beschwerden gesagt. Ob und wie ihn der Rücken gegen Medwedew beeinflusste, blieb offen. Doch optimal ist die Situation definitiv nicht.
Vor allem beim Aufschlag und bei Rotationsbewegungen fühle er sich eingeschränkt, hatte Zverev kurz vor Turnierstart berichtet. Seit seinem frühen Aus bei den US Open habe er kaum trainiert, um sich Spritzen in den Rücken geben zu lassen und sich zu schonen. «Manchmal muss man auf seinen Körper aufpassen», begründete er.
War auch der Jetlag ein Problem?
Aber tat er das wirklich so uneingeschränkt? Nach den US Open in New York flog er für ein paar Tage nach Europa, um dann an die amerikanische Westküste nach San Francisco für das Show-Turnier Laver Cup zu jetten. Mit zwei Niederlagen im Gepäck ging es dann wieder gen Osten nach Peking. Er fühle sich «müde», sagte er vor Turnierstart: «Mein Körper weiß nicht so recht, welche Zeit ist, wo ich bin oder was ich tue.»
Die Auftaktsiege gegen Lorenzo Sonego und Moutet haben ihm offensichtlich nicht die Stabilität und Energie gegeben, die er für einen Sieg gegen Medwedew gebraucht hätte. In dieser Verfassung ist er weit von seinem Grand-Slam-Titeltraum entfernt – besonders da er wahrscheinlich die derzeit herausragenden Ausnahmetalente Carlos Alcaraz und Jannik Sinner schlagen müsste.
«Ich weiß, dass ich auf meinem höchsten Level mit ihnen mithalten und sie definitiv vor Schwierigkeiten stellen kann», sagte Zverev: «Aber ich muss auf mein höchstes Niveau kommen.»
Der Australian-Open-Finalist muss sich keine Sorgen um seinen Start bei den ATP Finals der acht besten Tennisspieler des Jahres im November in Turin machen, da er aktuell auf dem dritten Platz steht. Allerdings ist es momentan höchst unwahrscheinlich, dass Zverev dort zum dritten Mal nach 2018 und 2021 triumphieren kann.
Zverev will Toni Nadal bei Australian Open dabei haben
Er demonstrierte seine Bereitschaft zu Veränderungen, indem er nach seiner großen Enttäuschung in Wimbledon mit Toni Nadal auf Mallorca trainierte.
Gern würde Zverev den Onkel und früheren Erfolgstrainer von Tennis-Ikone Rafael Nadal beim ersten Grand-Slam-Turnier des neuen Jahres in Melbourne an seiner Seite haben: «Ich würde mir wünschen, dass er mit mir nach Australien kommt.» Doch ob Toni Nadal seine Hilfe ausweitet, ist fraglich. Man habe sich nach den US Open «nicht gesehen», sagte Zverev, «aber wir stehen in Kontakt».
Dass es wieder aufwärtsgehen kann, zeigte sein Viertelfinalgegner. «Ich habe großartig gespielt und das Spiel gut kontrolliert», sagte Medwedew: «Ich verbessere mich also definitiv und freue mich darauf, noch mehr zu erreichen.» Sätze, die die deutschen Tennisfans gern auch sehr bald von Zverev hören wollen.