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Spanien mit B-Elf nicht zu schlagen – DFB-Lager stöhnt

Mit beeindruckender Leichtigkeit und personeller Flexibilität dominiert Spanien die EM-Vorrunde. Im Viertelfinale könnte Deutschland der Gegner sein. Dort löst der Gedanke daran keine Vorfreude aus.

Bei der spanischen Nationalmannschaft läuft es perfekt, findet auch Dani Vivian.
Foto: Marius Becker/dpa

Wer wollte, konnte die Worte von Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente nach der perfekten EM-Vorrunde als Drohung an die Konkurrenz und den möglichen Viertelfinalgegner Deutschland verstehen. Das Selbstvertrauen beim dreimaligen Europameister wächst jedenfalls und wächst.

«Ich weiß, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir werden von Tag zu Tag immer besser», sagte de la Fuente nach dem 1:0 im letzten Vorrundenspiel in Düsseldorf gegen Albanien.

Drei Spiele, drei Siege, null Gegentore – der Weg zum Titel scheint nur über La Furia Roja zu führen. Für Deutschland sowieso. Im Viertelfinale würde die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes am 5. Juli in Stuttgart auf die bislang stärkste Mannschaft des Turniers treffen. Und das löst im DFB-Lager schon jetzt Stöhnen aus. «Das ist wirklich eine gute Truppe – puh», sagte DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig bereits vor dem letzten spanischen Gruppenspiel, das die Iberer selbst mit einer B-Elf und einer XXL-Rotation mit zehn Wechseln in der Startelf souverän gewannen. «Ich bin natürlich beeindruckt von den Spaniern», sagte Rettig.

Egal, wer spielt – Spanien dominiert

Nicht nur er. Die Vielfalt und Tiefe im spanischen Kader ist beeindruckend. 25 der 26 Spieler im Aufgebot wurden bereits in der Vorrunde eingesetzt. Nur Alex Remiro als dritter Torwart hat noch keine EM-Minute gespielt. «Spanien gewinnt sogar im Schlafanzug», kommentierte die spanische Sport-Tageszeitung «Marca».

«Wir wollten bewusst so viele Spieler wie möglich einsetzen, das haben wir geschafft», sagte de la Fuente, der damit nicht nur die Kräfte seiner größten Stars schonte. Jeder Spieler bekommt so das Gefühl, wichtig zu sein und ist im Zweifel in den entscheidenden K.-o.-Spielen bereit für den Ernstfall.

Olmo glänzt und muss womöglich wieder auf die Bank

Genau wie gegen Albanien zum Beispiel Dani Olmo. Der Leipziger hatte seinen ersten Startelf-Einsatz, war der beste Spieler auf dem Platz und bereitete den Siegtreffer durch Ferrán Torres (13. Minute) mit einem Traumpass vor. «Ein fantastischer Fußballer», schwärmte de la Fuente, deutete jedoch an, dass im Achtelfinale am Sonntag die Bühne wieder den anderen Künstlern Lamine Yamal, Nico Williams und Rodri gehören wird. «In einer Mannschaft hat jeder seine Rolle und er ist ein absoluter Teamplayer. Er denkt an das große Ganze und an die Mannschaft», sagte der 63 Jahre alte spanische Coach über Olmo.

Trotz der vielen Wechsel gegen Albanien ging auch die Stabilität der bislang makellosen Defensive nicht verloren. «Wir haben einfach eine gute Balance zwischen Defensive und Offensive», meinte de la Fuente. «Das ist eine Leistung des Kollektivs.»

Bei vielen Experten ist der Europameister von 1964, 2008 und 2012 längst Top-Favorit auf den Titel. «Wir dürfen alle träumen. Wir sind ja auch die Ersten, die träumen», sagte de la Fuente, der bereits die U19 (2015) und die U21 Spaniens (2019) zu Europameistern machte, seine Spieler aber bislang noch auf dem Boden hält. «Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Wir schauen jetzt von Spiel zu Spiel», sagte Stürmer Torres vom FC Barcelona.

Nicht immer holten dominierende Vorrundenteams auch den Titel

Es besteht immer noch Hoffnung für die Konkurrenz. Trotz ihrer spielerischen Klasse und Überlegenheit gewann La Furia Roja bisher nur 1:0 gegen Italien und Albanien, obwohl höhere Siege möglich gewesen wären. Spanien hat weiterhin Probleme mit der Effektivität. In der Vergangenheit sind Teams, die in der Vorrunde brillierten, oft in der K.-o.-Runde gescheitert: Kroatien und die Niederlanden 2008 im Viertelfinale, Deutschland 2012 im Halbfinale und 2021 erneut die Niederländer im Achtelfinale und Belgien im Viertelfinale.

Es gibt allerdings auch Gegenbeispiele, an die selbst de la Fuente bisher nicht dachte. Denn auch wenn der Nationalcoach die makellose Vorrunden-Bilanz seines Teams von neun Punkten und 5:0 Toren für einzigartig in der Turnierhistorie pries, ist sie das natürlich nicht. Vor drei Jahren beendete Italien die Vorrunde mit drei Siegen und sogar 7:0 Toren und wurde am Ende Europameister. Und auch 2008 holte ein souveräner Gruppenerster mit drei Vorrundensiegen am Ende den Titel: Spanien. «Ich war damals acht Jahre. Das war eine tolle Euro», sagte Torres spitzbübisch. Seine Augen funkelten dabei.

dpa