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DAZN zieht vor Gericht und droht mit Bundesliga-Aus

Der Streit um die Auktion der TV-Rechte geht in die nächste Runde. DAZN zieht vor Gericht. Und erwägt im Falle einer Niederlage sogar einen kompletten Rückzug aus der Fußball-Liga.

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Der Internet-Sportsender DAZN nimmt einen jahrelangen Rechtsstreit mit der DFL in Kauf.
Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Im rechtlichen Streit um die TV-Rechte-Auktion zwischen der Deutschen Fußball Liga und DAZN könnte es zu einem langwierigen juristischen Kampf kommen. Das international agierende Medienunternehmen kündigte am Freitag an, vor Gericht zu gehen.

«Angesichts der mangelnden Reaktion der DFL auf unsere Beschwerde über die unrechtmäßige Vergabe von Rechtepaket B wird DAZN den Rechtsweg beschreiten, um die Vergabe des Pakets zu erreichen», sagte ein Unternehmens-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. 

Nach Informationen der dpa plant der Internet-Sportsender DAZN sogar, sich vollständig aus der TV-Ausschreibung der Fußball-Bundesliga zurückzuziehen, falls er das Paket B nicht erhält. Das Verkaufsverfahren für die audiovisuellen Medienrechte der 1. und 2. Bundesliga wurde in der Vorwoche am Montag vorübergehend ausgesetzt, da eine Bankgarantie von DAZN fehlte. Laut dpa erhielt dann am Dienstag der Pay-TV-Sender Sky den Zuschlag für das lukrative TV-Rechte-Paket, obwohl er anscheinend deutlich weniger als DAZN geboten hat. Anschließend wurde das gesamte Verfahren vorerst gestoppt.

Jahrelanger Rechtsstreit keine Abschreckung

DAZN will nun in der Auseinandersetzung mit der DFL alle juristischen Mittel ausschöpfen – und droht dabei unverhohlen. «Der Rechtsweg kann sich über Jahre hinziehen, beginnend mit einer Klage vor einem Schiedsgericht und möglicherweise über mehrere Instanzen vor deutschen Zivilgerichten, gegebenenfalls unter Einbeziehung des Europäischen Gerichtshofs», sagte der Unternehmens-Sprecher.

Im Zentrum des Streits steht das Paket B für Live-Spiele im Pay-TV. Es handelt sich um das umfangreichste Paket, das die Spiele am Samstag um 15.30 Uhr, am Freitagabend sowie die Relegationspartien umfasst. Insgesamt beinhaltet dieses Paket 196 Live-Spiele. Die übrigen Live-Spiele sind in den Pay-TV-Paketen C mit den Topspielen am Samstag um 18.30 Uhr und dem Supercup sowie D mit den Sonntagsspielen enthalten. Zusammen ergibt das 113 Live-Spiele.

DAZN hatte nach dpa-Informationen rund 400 Millionen Euro jährlich für das Paket B geboten – also rund 1,6 Milliarden Euro für die Rechteperiode 2025/26 bis 2028/29. Über diesen Zeitraum von vier Jahren gerechnet soll das Angebot sogar rund 300 Millionen Euro über dem der Konkurrenz gelegen haben. DAZN hatte beklagt, dass die geforderte Bankbürgschaft nicht innerhalb von 24 Stunden zu erlangen sei und sie in dieser Woche nachgereicht. Nach Ansicht der DFL war das zu spät: «Ein Nachreichen von Unterlagen nach dem gemäß den Auktionsregeln erteilten Zuschlag über ein Rechtepaket hat keine Wirkung.»

Die DFL hat bereits Erfahrung mit TV-Streitigkeiten und der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit. Vor vier Jahren zog sich die Auseinandersetzung mit Discovery/Eurosport wegen ausbleibender Millionen-Zahlungen über mehrere Monate hin. Ende des Jahres 2020 verkündete der damalige DFL-Geschäftsführer Christian Seifert: «Wir haben den Rechtsstreit umfassend gewonnen, und das Geld fließt in der Höhe wie geplant.»

Nicht auf Bundesliga-Rechte angewiesen

Nun besteht jedoch die Gefahr, dass die Liga auch im Falle eines rechtlichen Sieges gegen DAZN vor einem weiteren Problem steht. Denn das Unternehmen würde sich angeblich vollständig aus der Bundesliga-Ausschreibung zurückziehen, da das Verhalten der DFL als völlig irrational und intransparent angesehen wird.

DAZN würde den Verlust der Bundesliga in der kommenden Saison noch freitags und sonntags zeigen dürfen, was dem Unternehmen schaden würde. Allerdings hat der kostenpflichtige Internet-Sender zumindest bis 2027 umfassende TV-Rechte für die Champions League sowie für andere Fußball-Ligen wie die spanische La Liga und die italienische Serie A.

Für die DFL wäre es ein deutlich größeres Problem, wenn DAZN aus dem Bieterverfahren ausscheiden würde. Ohne einen finanzstarken Konkurrenten bei der Versteigerung der weiteren Pakete fehlt jemand, der die Preise in die Höhe treiben kann. Fraglich erscheint, ob die Liga dann – wie bei der bislang letzten TV-Rechte-Ausschreibung – 4,4 Milliarden Euro für vier Jahre erlösen kann.

dpa