Für die deutschen Sprinter bot die 17. Etappe vermutlich die letzte Siegchance bei dieser Tour. Im Regen von Valence stoppt ein Sturz kurz vor dem Ziel viele Radprofis. Am Ende ist ein Italiener vorn.
Sturz vor Sprint-Finale: Deutsche bei Tour ohne Chance
Im starken Regen von Valence blieben die deutschen Sprinter erneut ohne Erfolg. Ein Sturz etwa einen Kilometer vor dem Massensprint teilte das Feld in zwei Gruppen und kostete zahlreiche Profis ihre Siegchance. Diese sicherte sich der Italiener Jonathan Milan, der mit seinem zweiten Tageserfolg bei der 112. Tour de France sein Grünes Trikot verteidigte. Auch Milans großer Konkurrent Tim Merlier war in den Sturz auf der regennassen Straße verwickelt.
Als bester Deutscher kam Phil Bauhaus nach 160,4 Kilometern nur auf den zwölften Platz in der Stadt an der Rhone. «Ich bin nicht gestürzt. Ich war der letzte Fahrer, der noch durchgekommen ist. Der Sturz war vor mir links, ich hatte Glück, dass die Räder nach links gerutscht sind. Es war sehr, sehr rutschig», sagte Bauhaus der ARD. Jordi Meeus und Tobias Lund Andresen komplettierten hinter Milan das Tagespodest.
Milan siegt knapp vor Meeus
Es könnte für die schnellen Radprofis bereits die letzte Gelegenheit für einen Tageserfolg gewesen sein, da sie sich mit den Montmartre-Überquerungen beim Finale am Sonntag in Paris konfrontiert sahen. Ab Donnerstag müssen sie sich den ungeliebten Kletter-Etappen in den Alpen stellen.
Die deutschen Sprinter haben nach 17 Etappen bei der diesjährigen Tour de France bisher eine sehr bescheidene Bilanz. Der dritte Platz von Bauhaus auf der dritten Etappe war bisher das beste Ergebnis. Beim Massensprint in Dünkirchen konnte er weder an den Top-Sprintern Merlier noch Milan vorbeikommen.
Pascal Ackermann beendete fünf Tage später in Laval als Vierter das Rennen. Der letzte deutsche Fahrer, der bei der Tour einen Massensprint gewann, war Marcel Kittel im Jahr 2017. Den letzten deutschen Etappensieg erzielte Nils Politt im Jahr 2021.
«Lipo, Lipo»-Sprechchöre vor dem Start
Bei Senkrechtstarter Florian Lipowitz sieht die Gefühlslage ganz anders aus. Bereits vor dem Etappenstart in Bollène feierten die Fans Deutschlands Radsport-Hoffnung mit «Lipo, Lipo»-Sprechchören. Der 24-Jährige schrieb im Weißen Trikot für den besten Jungprofi fleißig Autogramme und machte mit den Zuschauern Selfies.
Am Tag nach der anspruchsvollen Etappe hinauf zum berühmten Tour-Berg Mont Ventoux erreichte Lipowitz in Valence gemeinsam mit dem Tour-Dominator Tadej Pogacar und seinem langjährigen Rivalen Jonas Vingegaard das Hauptfeld. Der ehemalige Biathlet verteidigte damit erfolgreich seinen dritten Platz in der Gesamtwertung und das begehrte Outfit. Das Trio sparte seine Kräfte für die bevorstehenden schweren Kletterabschnitte in den Alpen.
Im Gesamtklassement liegt Lipowitz weiterhin 9:03 Minuten hinter Pogacar im Gelben Trikot und Vingegaard (4:48 Minuten). Auf den viertplatzierten Briten Oscar Onley hat Lipowitz einen Vorsprung von 2:01 Minuten. Der Schwabe darf sich bei seiner ersten Frankreich-Rundfahrt weiterhin berechtigte Hoffnungen auf das Podium in Paris machen. Er wäre seit 2006 der erste deutsche Radprofi, der auf dem Tour-Podest stehen würde. Damals belegte Andreas Klöden den zweiten Platz.
Nach Zusammenbruch: Norweger wieder am Start
Tobias Halland Johannessen war auch glücklich. Der Norweger stand nach seinem Zusammenbruch auf dem Mont Ventoux wieder für sein Team Uno-X Mobility an der Startlinie in Valence. Der 25-Jährige wurde am Vortag im Ziel nach dem Kollaps von den Rennärzten mit Sauerstoff behandelt und zu weiteren Untersuchungen in ein Krankenhaus gebracht. Am Abend gab sein Team Entwarnung. In der Gesamtwertung liegt der Norweger auf dem achten Platz.
Am Donnerstag freuen sich die Fans auf die Königsetappe, die ein erneutes Duell zwischen Titelverteidiger Pogacar und seinem Dauerrivalen Vingegaard verspricht. Im Jahr 2023 hatte der Däne dem dreimaligen Tour-Sieger aus Slowenien am Col de la Loze auf 2.304 Meter Höhe eine deutliche Niederlage zugefügt. Für den Rest des Fahrerfeldes wird dies wohl der anspruchsvollste Tag in den Alpen sein, ein Tag voller Qualen.
Ab dem Start in Vif führt die Strecke über 171,5 Kilometer und 5.450 Höhenmeter zum Skiort Courchevel. Der finale Anstieg zum Col de la Loze, der gut 26 Kilometer lang ist, stellt die Profis vor eine Herausforderung mit einer durchschnittlichen Steigung von 6,5 Prozent. Insgesamt gibt es drei Anstiege der höchsten Kategorie, einschließlich der Bergankunft.