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Tour de Zukunft? Frauen-Radsport hofft auf Initialzündung

Am Sonntag startet die Neuauflage der Tour de France der Frauen. Die Branche erhofft sich den nächsten großen Schritt. Doch es gibt auch Skeptiker.

Startet auf der Tour de France Femmes: Lisa Brennauer.
Foto: David Inderlied/dpa/Archivbild

Ein wenig Windschatten soll es dann doch sein.

Wenn am Sonntag die von vielen Radsportlerinnen sehnsüchtig erwartete Neuauflage der Tour de France der Frauen startet, wird die erste Etappensiegerin sozusagen im Vorprogramm der Männer ermittelt. Der 82 Kilometer lange Auftakt durch Paris endet auf den Champs-Élysées an eben jener Stelle, an der ein paar Stunden später der Gewinner der 109. Tour de France gekürt wird.

«Der Fakt, dass wir in Paris am Tag des Männer-Finals starten, gibt dem Rennen Rückenwind. Die Medien können das Rennen besser begleiten», sagte Tour-Direktor Christian Prudhomme. Sein Pendant der Tour de France Femmes, Marion Rousse, hebt ebenfalls die Bedeutung der Medien hervor: «Der Frauen-Radsport hat sich in den vergangenen Jahren stetig entwickelt. Aber es fehlte sozusagen ein Etappenrennen mit wirklicher Medienpräsenz als Referenz. Ich werde alles dafür tun, dass es dieses Rennen lange geben wird. Es geht nicht darum, zwei oder drei Auflagen auszutragen.»

Es gab schon mal eine Rundfahrt für Frauen

Es ist nicht der erste Versuch, eine Tour de France der Frauen zu etablieren. Die Vorgängerversion wurde von 1984 bis 2009 ausgetragen. Damals gab es bereits Starthilfe von der Tour-Organisation ASO, die das Rennen parallel zur Tour veranstaltete. Doch das Unternehmen zog sich nach fünf Jahren zurück. Nach und nach verlor die Rundfahrt unter anderen Namen an Bedeutung. Im vergangenen Jahr gab es bereits ein Mini-Comeback als Eintagesrennen im Rahmen der Tour.

Die Präsenz des Frauen-Radsports im Fernsehen ist in den vergangenen Jahren gestiegen, die Teams sind professioneller aufgestellt. Die Tour de France Femmes soll der nächste große Wurf werden. «Schon als Kind saß ich vor dem Fernseher, habe mitgefiebert und zugeschaut, wie die Fahrer die Berge hochstrampeln – und wie sie um dieses berühmte Gelbe Trikot kämpfen. Und jetzt darf ich da selbst mitfahren. Das ist schon ein irres Gefühl», sagte Bahnrad-Olympiasiegerin Lisa Brennauer der dpa.

Die Frauen wollen Geschichte schreiben

Über acht Etappen und 1029 Kilometer geht es von Paris in Richtung Süden mit einem wahren Highlight als Schlussakkord. Die Rundfahrt endet mit einer Etappe zur Planche des Belles Filles, jenem bis zu 20 Prozent steilen Anstieg in den Vogesen, deren oberer Teil eigentlich eine Skipiste ist. Die Tour selbst entdeckte den Berg erst 2012, seitdem taucht er regelmäßig im Streckenplan auf. Etabliert hat sich der Anstieg spätestens 2020, als Tadej Pogacar seinem slowenischen Landsmann Primoz Roglic den sicher geglaubten Gesamtsieg auf der vorletzten Etappe noch entriss.

Nun wollen die Frauen ihre eigene Geschichte schreiben. «Natürlich ist dieses Rennen auch so etwas wie ein Gradmesser. Wer bei der Tour ganz vorne mitfährt, hat richtig was erreicht. Der ist ein richtig großer Sieger», sagte Brennauer. Sie selbst sieht ihre Stärken vor allem auf den ersten flacheren Etappen.

Noch will nicht jeder in den Jubel einsteigen. Ralph Denk, Chef des Team Bora-hansrgohe, wird zumindest kurzfristig kein Frauen-Team aufmachen. «Es ist absolut spannend, wie sich der Damen-Radsport entwickelt hat. Wir haben da mehr als ein Auge drauf», sagte der Oberbayer. «Wir sind gespannt, wie das Rennen angenommen wird, wie viele Zuschauer da sein werden. Und am Ende schauen wir auf die Mediendaten.» Denn auch die Tour der Frauen ist ein Geschäft. Und das wird nur überleben, wenn die Zahlen stimmen.

dpa