Großes Radsport-Kino in den Pyrenäen: Jungstar Florian Lipowitz liefert beim Bergzeitfahren die nächste starke Vorstellung ab. Titelverteidiger Pogacar dominiert weiter die Tour.
Lipowitz überzeugt auch auf der 007-Piste in den Pyrenäen
Florian Lipowitz kämpfte sich auf seinem schwarzen Zeitfahrrad die bis zu 16 Prozent steile Rampe zum kleinen James-Bond-Flugplatz in Peyragudes hinauf und sorgte mit dem vierten Rang erneut für einen starken Auftritt. Der deutsche Rad-Jungstar zeigte beim Bergzeitfahren bei seiner ersten Tour de France die nächste eindrucksvolle Leistung.
Bei der erneuten Gala-Vorstellung von Titelverteidiger Tadej Pogacar am einstigen Drehort des 007-Films «Der Morgen stirbt nie» unterstrich der 24 Jahre alte Kletterkünstler aus Schwaben einmal mehr seine Ambitionen auf das Podium in Paris. In der Gesamtwertung bleibt er auf Position vier, verkürzte aber den Abstand auf den belgischen Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel auf sechs Sekunden. Vor Lipowitz liegen Weltmeister Pogacar, der Däne Jonas Vingegaard und Evenepoel.
Lipowitz: «Angefühlt wie eine Ewigkeit»
«Ich bin Vollgas bis ins Ziel gefahren. Die letzten 50 Meter haben sich angefühlt wie eine Ewigkeit. Aber ich habe einen guten Job gemacht.», sagte Lipowitz der ARD. Er hatte sich vor dem Start in Loudenvielle für seine etwas schwerere Zeitfahrmaschine entschieden und nicht für das leichtere Straßenrad.
Lipowitz‘ erfahrener Teamkollege Primoz Roglic fuhr in Peyragudes als Dritter hinter Pogacar und dem zweitplatzierten Vingegaard ein beeindruckendes Zeitfahren. Der viermalige Vuelta-Sieger aus Slowenien belegt nun den siebten Platz im Gesamtklassement. Das Ziel des deutschen Teams, in Paris auf dem Podium zu stehen, scheint erreichbar. Schon bei der Dauphiné-Rundfahrt hatte der ehemalige Biathlet Lipowitz den dritten Gesamtrang hinter den beiden Tour-Stars Pogacar und Vingegaard erreicht.
Pogacar dominiert die gesamte Konkurrenz
Pogacar zeigte erneut seine Stärke im Kampf gegen die Uhr hinauf nach Peyragudes. Der Sturz vom Mittwoch hatte keinen Einfluss auf den dreifachen Tour-Champion. Dies war der vierte Etappensieg des Weltmeisters bei dieser Tour. Am Donnerstag dominierte er die erste Kletter-Show in den Pyrenäen und eroberte das Gelbe Trikot zurück. Es war die zweitschnellste Zeit, die je ein Fahrer hinauf nach Hautacam erreicht hatte. Nur der Däne Bjarne Riis war 1996 bei seinem Tour-Sieg schneller.
In den Pyrenäen läuft es für Vingegaard weiterhin nicht rund. Auch in Peyragudes hat er Zeit auf seinen Dauerrivalen Pogacar verloren. Dabei ist das Bergzeitfahren eigentlich seine Stärke. 2023 fügte er Pogacar im Schatten des Mont Blanc eine schwere Niederlage zu und legte damit den Grundstein für seinen zweiten Tour-Sieg. Unglaubliche 1:38 Minuten auf nur 22,4 Kilometern nahm Vingegaard dem Slowenen damals in Combloux ab.
Nächste Kletter-Show in den Pyrenäen
Am Samstag auf der 14. Etappe wartet beim letzten Pyrenäen-Spektakel der diesjährigen Tour ein lange nicht genutzter Zielort auf die Radprofis. Nach 36 Jahren kehrt die knifflige Bergankunft in Luchon-Superbagnères zurück. Aus logistischen Gründen war der Zielort lange nicht dabei. Die Rennfahrer müssen 4.950 Höhenmeter auf einer Distanz von 182,6 Kilometern zwischen Pau und dem Skigebiet bewältigen – es ist die bislang größte Herausforderung der Frankreich-Rundfahrt.
Zwischen diesen Etappen erwartet uns noch die Kletter-Show am legendären Col du Tourmalet. Der Tour-Klassiker mit einer durchschnittlichen Steigung von 7,4 Prozent auf 19 Kilometern und die Bergankunft in Luchon-Superbagnères weisen Anstiege der höchsten Kategorie auf. Daneben gibt es noch einen Anstieg der zweiten und einen der ersten Kategorie.