Internationale Gespräche über Nachfolger. U19-Coach übernimmt vor Schachtar-Duell. Kritik am Kader und Bosse im Fokus.
Trainerwechsel bei BVB: Chaos und Druck in Dortmund
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Es scheint, dass Borussia Dortmund mit einem Trainerwechsel nicht zufrieden ist. Der BVB, der auf den zehnten Tabellenplatz abgerutscht ist, wirkt nicht nur seit der Trennung von Club-Idol Nuri Sahin als Trainer wie ein Scheinriese der Fußball-Bundesliga. Die vielen Bosse sind offenbar unvorbereitet auf die unvermeidliche Beurlaubung von Sahin und führen derzeit interne und möglicherweise auch externe Gespräche über einen passenden Nachfolger.
Am kommenden Samstag um 15.30 Uhr gegen Werder Bremen wird vorerst der eigentliche U19-Trainer Mike Tullberg auf der Bank sitzen. Das sorgt für etwas Zeit. Zeit, die der BVB eigentlich nicht hat – besonders da bereits am nächsten Mittwoch in der Champions League das entscheidende Spiel um das direkte Weiterkommen gegen Schachtar Donezk ansteht.
In der Liga muss angesichts von sieben Punkten Rückstand auf das Minimalziel Platz vier dringend der Turnaround her. «Wir müssen eine sehr gute Rückrunde spielen, um unsere Ziele eventuell noch zu erreichen. Da ist ein Sieg gegen Bremen Pflicht», sagte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken.
Ricken gesteht Niederlage für BVB-Bosse ein
Der 48-Jährige war 2024 überraschend zum Sportchef befördert und Sportdirektor Sebastian Kehl vorgezogen worden. In seinem neuen Bereich hat Ricken zuvor keine Erfahrungen sammeln können. Nun aber muss er in der größten BVB-Krise seit dem Ende der Ära von Jürgen Klopp vor knapp zehn Jahren schnell Profil zeigen. «Das ist natürlich eine Niederlage für uns alle, die weh tut», sagte Ricken nach der Trennung von seinem früheren Mitspieler Sahin.
Denn das Bild, das die BVB-Führung derzeit zeigt, verursacht Unruhe bei Fans und Umfeld. Der langjährige Chef Hans-Joachim Watzke hat sich bereits deutlich zurückgezogen und wird planmäßig im Herbst als Geschäftsführer ausscheiden. Mit seinen letzten Personalentscheidungen im vergangenen Jahr hat der 65-Jährige überrascht. Neben der Entscheidung für Ricken und gegen Kehl hat er beispielsweise den umstrittenen Sven Mislintat als Kaderplaner zurückgeholt – ein weiterer Konkurrent von Kehl.
In den letzten Wochen wurde Sahin immer mehr mit dem knappen und unausgewogenen Kader konfrontiert, während die Berichte über Unstimmigkeiten zwischen Kehl und Mislintat zunahmen.
BVB-Kader als Dauerbaustelle
Dass die Unstimmigkeiten zwischen beiden wichtige Personalentscheidungen behinderten, ist nicht bestätigt. Auffällig ist trotzdem, dass zehn Tage vor dem Ende der Transferfrist noch kein einziger dringend benötigter Neuzugang verpflichtet wurde. Und das, obwohl in Donyell Malen (Aston Villa) nun ein weiterer Spieler im Kader fehlt. «Ich habe zu allen Personen ein vertrauensvolles Verhältnis. Wir setzen uns natürlich damit auseinander, das ist klar», sagte Ricken zu den offensichtlichen Spannungen hinter den Kulissen.
Trotz der mannigfachen Kritik am Kader, der von der «Bild» schon als «seelenlose Absturz-Mannschaft» bezeichnet wird, wurde der Vertrag mit Kehl nach zähen Verhandlungen noch einmal verlängert. Ein Fehler?
Einer der letzten Sätze von Sahin als BVB-Trainer lassen jedenfalls tief blicken: «Es geht darum, dass dieser Verein zur Ruhe findet, dass der Verein wieder erfolgreich wird und dass wir keine Nebenkriegsschauplätze haben.»
Es scheint derzeit zu viel davon zu geben. Auch die Doppelfunktion von Matthias Sammer als BVB-Berater und Experte bei Amazon Prime sorgt immer wieder für Verwunderung. Beim Champions-League-Auftritt des Dortmunder Teams am Dienstag in Bologna (1:2) etwa kritisierte Sammer öffentlich den Zustand des aktuellen Teams. Dies war unterhaltsam für die Zuschauer, aber ärgerlich für Sahin, der kurz darauf sein Amt niederlegte.
Schwierige Führungsstruktur als Hemmnis bei der Trainersuche?
Auch dies könnte die Suche nach einem Nachfolger erschweren. Nur sind sich die Macher offenbar auch in dieser Frage nicht einig. Mal fielen die Namen Erik ten Hag, der noch bei Manchester United unter Vertrag steht, Roger Schmidt oder Niko Kovac. Von anderer Seite war dann zu hören, der vermeintliche Favorit Kovac sei nicht die Wunschlösung, auch wenn der sich den Job offenbar vorstellen kann. «Ich bin ja schon ein Typ, der Herausforderungen braucht und auch sucht – unabhängig von diesem Thema», sagte der frühere Eintracht-, Bayern und Wolfsburg-Coach dem österreichischen Sender Canal+.
Schmidt hatte bereits vor der Beurlaubung von Sahin erklärt, dass er im Winter keinen neuen Verein übernehmen würde. Daran hat sich auch danach nichts geändert, betonte der ehemalige Trainer von Bayer Leverkusen und Benfica Lissabon nun.
Wer auch immer den schwierigen Job übernimmt, muss die ungelöste Unwucht im knappen Kader und die Uneinigkeiten der Bosse im Hintergrund bewältigen. Außerdem steht bald eine Saison ohne die Champions-League-Millionen bevor. Möglicherweise ist dies jedoch auch die Gelegenheit für den BVB, sich nicht nur auf der Trainerposition neu zu positionieren.