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Trotz schwerer BVB-Krise: Trainer Sahin bleibt

Eigentlich sollte es im neuen Jahr die große Aufholjagd von Borussia Dortmund geben. Stattdessen droht ein kapitaler Fehlstart. Trainer Sahin könnte aber selbst bei einer weiteren Niederlage bleiben.

Borussia Dortmund steckt in einer schweren Krise.
Foto: Gregor Fischer/dpa

Der Druck auf Nuri Sahin nimmt zu, aber die Regeln der Branche greifen bei Borussia Dortmund noch nicht. Selbst bei einer weiteren Niederlage am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) gegen Eintracht Frankfurt wäre das Ende des aktuellen BVB-Trainers nach der schlechtesten Dortmunder Hinrunde seit zehn Jahren nicht zwangsläufig.

«Wir werden keine Trainerdiskussion führen», sagte Geschäftsführer Lars Ricken nach dem jüngsten verheerenden Auswärtsauftritt beim 2:4 (0:3) am Dienstag bei Aufsteiger Holstein Kiel. Der Rückstand auf das Minimalziel Champions-League-Qualifikation wächst und wächst dadurch. Vor dem Duell am Freitag liegt die Eintracht als Dritter acht Zähler vor dem BVB (25 Punkte). 

Es wird berichtet, dass das Vertrauen in den 36-jährigen ehemaligen BVB-Profi Sahin seitens der Verantwortlichen so groß ist, dass er selbst im Falle eines noch größeren Rückstands auf Platz vier im Amt bleiben könnte. Nach dem enttäuschenden Auftritt in Kiel scheinen den BVB-Bossen jedoch langsam die Argumente für ihre Treue auszugehen.

Die Argumente pro Sahin schwinden

Bislang galt stets die Losung, dass sich jeder BVB-Coach an der Qualifikation zur Gelddruckmaschine Champions League messen lassen muss. «Generell reden wir gerade nicht über einen europäischen Wettbewerb», sagte Ricken nun aber wenig verwunderlich nach dem Absturz ins Tabellenmittelfeld. «Es geht nur darum, das nächste Spiel bei Eintracht Frankfurt zu gewinnen.»

Und das wird angesichts der teilweise in dieser Spielzeit fast absurd anmutenden miesen Auswärtsauftritte der Dortmunder schwer genug. «Das hat mit dem Anspruch, den Borussia Dortmund hat, nichts zu tun», schimpfte Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem Tiefpunkt in Kiel. «Wir verhalten uns teilweise kindlich.» Dafür verantwortlich seien aber die Spieler.

«Der Trainer hat die Mannschaft emotional und taktisch hervorragend eingestellt», sagten Ricken und Kehl erstaunlicherweise ziemlich wortgleich. Zu sehen war davon in Kiel indes nichts. Da räumte der geknickte Sahin ein, dass seine Spieler nichts von dem, was er vorgegeben habe, umgesetzt hätten. «Wir haben überhaupt nicht angenommen, was uns hier erwartet. Wir haben Kiel genauso erwartet, wie sie heute gespielt haben», sagte der Coach. 

Entwicklung der Mannschaft nicht erkennbar

Ursprünglich plante und sollte der große und stolze BVB nach der kurzen Weihnachtspause mit der großen Aufholjagd beginnen. Stattdessen droht nach dem 2:3 zum Jahresauftakt gegen Meister und Pokalsieger Leverkusen nun sogar eine englische Woche mit null Punkten aus drei Spielen.

«Wir haben die Hinrunde analysiert. Es ist dann schon bitter, wenn ähnliche Verhaltensweisen, die dazu geführt haben, dass wir bislang keine gute Saison gespielt haben, wenn wir die dann wieder gesehen haben. Das ist schon sehr enttäuschend», sagte Ricken und lieferte damit eigentlich ein Argument gegen Sahin, der für die Entwicklung der Mannschaft ja verantwortlich ist.

Grippewelle keine Entschuldigung

Vor dem Saison-Neustart wurde die Mannschaft von einer verheerenden Grippewelle getroffen, die fast die gesamte Abwehr außer Gefecht setzte. Dies lag jedoch nicht in Sahins Verantwortung. In Kiel kehrten mit Ramy Bensebaini, Nico Schlotterbeck und Kapitän Emre Can immerhin drei Spieler sogar in die Startelf zurück, die unter normalen Umständen möglicherweise noch nicht wieder im Kader gewesen wären.

Dennoch war es Sahin selbst, der betonte: «Auch wenn wir mit elf kranken Spielern gespielt hätten, kannst du so eine Leistung nicht bringen. Ich übernehme die volle Verantwortung für diese Leistung.» Was bei ausbleibenden Konsequenzen freilich nur eine hohle Phrase ist.

Sahin fordert Aussprache: «Wahrheit sagen»

Der Trainer fordert nun eine Aussprache. «Es ist Zeit, dass wir uns in der Mannschaft, aber auch im Verein die Wahrheit sagen», forderte Sahin. Zeit und Raum dafür ist bis Freitag genug. Am Dienstagabend flog das Team bereits nach Mannheim, um sich in der Rhein-Main-Region vorzubereiten. 

Es wird bis Freitag keine dringend benötigten Verstärkungen geben. Nach dem Verkauf von Offensivspieler Donyell Malen für knapp 30 Millionen Euro an Aston Villa gibt es wieder Spielraum für Kaderkorrekturen. Diese sollten vor allem die Position von Kehl betreffen. Angesichts der Treue zu Sahin und der Kritik am Kader, der bereits im vergangenen Jahr als problematisch angesehen wurde, ist die Einschätzung, dass es auch für den Sportdirektor eng werden könnte, wenn der BVB seine Ziele verfehlt, nicht allzu gewagt. Dies trotz des gerade erst bis 2027 verlängerten Vertrags.

dpa