Lewis Hamilton ist schwer gefrustet im Ferrari. Einen Saison-Rückblick verweigert der kriselnde Superstar. Was wurde aus dem Ratschlag von Sebastian Vettel?
Trotz Vettels Rat: Hamilton frustriert und einsilbig

Die Fallhöhe war von Anfang an riesig. Die erste Saison im berühmtesten aller Formel-1-Autos wurde für Lewis Hamilton aber zum Jahr des Leidens. Rückschläge in Dauerschleife, Enttäuschungen im Wochentakt. Sogar Zweifel am Können des siebenmaligen Weltmeisters.
Und was ist mit ihm selbst passiert? Vom Hamilton der ersten Tage und Wochen bei der berühmten Scuderia Ferrari ist nicht mehr viel übrig geblieben. Präsentierte er sich bei seinen ersten Besuchen in Maranello und der ersten Ausfahrt in Fiorano noch strahlend und euphorisch, überwiegen längst Frust, Leere und Enttäuschung.
Schlechter war Hamilton nie
«Niemand hätte jemals erwartet, dass Lewis Hamilton in seiner ersten Saison bei Ferrari so große Schwierigkeiten haben würde», schrieb Italiens «Corriere della Sera» vor dem Großen Preis von Katar an diesem Wochenende. Zwei Grand Prix noch, dann hat der mittlerweile auch schon 40 Jahre alte Hamilton seine mit Abstand schlechteste Saison geschafft – und überstanden.
Im Fahrerlager von Lusail wollte er partout nicht zurückblicken. «Mache ich nicht», antwortete er auf die entsprechende Frage. Er schaut nur nach vorn. Nächster Versuch: Er könnte ja wenigstens ein bisschen erzählen, meinte der Interviewer. «Da gibt es nicht viel zu sagen. Die Ergebnisse sprechen für sich.» In der Tat.
Bei Ferrari nur noch ein Ein-Hit-Wunder?
Kein Grand-Prix-Sieg, nicht einmal ein Podestplatz. Einmal disqualifiziert, zweimal nicht ins Ziel gekommen. Nur einmal sah es so aus, wie er, die Tifosi und Ferrari-Boss John Elkann es sich vorgestellt hatten: Beim Sieg im Sprintrennen von China – Hamiltons Ein-Hit-Wunder im Ferrari. Und das nach zuvor 105 Grand-Prix-Siegen und 104 Pole Positionen. Titel Nummer acht scheint nach seiner Karriereabzweigung nach Maranello in weite Ferne gerückt zu sein.
«Je länger es dauert, desto schwieriger wird es», kommentierte nun Sebastian Vettel (38) Hamiltons Situation und dessen Warten auf den 106. Sieg. Der Deutsche Formel-1-Rentner muss es wissen. Auch er konnte der roten Versuchung nicht widerstehen. Auch er scheiterte, nach seinen vier WM-Triumphen mit Red Bull die Scuderia zu weltmeisterlichem Ruhm zu führen.
Genau wie Fernando Alonso. Der Spanier beendete 2005 die Ära von Michael Schumacher bei Ferrari und gewann 2006 erneut den Titel. Durch das vergiftete Stallduell mit Hamilton im McLaren sorgte Alonso 2007 jedoch dafür, dass doch noch einmal ein Ferrari-Fahrer an der Spitze stand. Seit Kimi Räikkönens WM-Titel ist die Sehnsucht nach einer erneuten Krönung eines Ferrari-Piloten jedoch unerfüllt geblieben.
Vettels Erklärungsversch für Hamiltons Leidenszeit bei Ferrari
Ein Abstieg wie bei Hamilton ist jedoch selbst in dieser Zeit beispiellos. «Ich fühle mich schrecklich, das war die schlimmste Saison, die ich jemals hatte», sagte er in Las Vegas. Nutzlos fühlte er sich auch schon, nicht mehr gut genug.
So schlimm war es bei Vettel nie. Immerhin gelangen ihm 14 Siege, zweimal wurde er Vizeweltmeister – beide Male geschlagen von Hamilton im Mercedes. Er habe es geliebt bei Ferrari, er bereue den Schritt nicht, bekräftigte er nun im Formel-1-Podcast «Beyond the Grid» und suchte nach einer Erklärung für Hamiltons extreme Leidenszeit im Vergleich zu ihm.
Als jemand mit Muttersprache Deutsch habe er schnell gelernt, sich sprachlich anpassen zu müssen, als er international im Rennsport unterwegs gewesen sei, erklärte Vettel. «Ich möchte auch nicht sagen, dass Lewis sich nicht angepasst hat oder britische Fahrer sich nicht anpassen müssen», meinte Vettel mit Blick auf die mehrheitlich in England beheimateten Rennställe und die Formel-1-Sprache Englisch.
Es geht um mehr als Motoren und roten Farbe
Ferrari in der Formel 1 ist nicht nur rote Rennwagen, Zahlen, Fakten und Buchstaben. Es ist ein Mythos, der mit seiner italienischen Herkunft verbunden ist, voller Leidenschaft und Emotionen.
«Wenn du eine Sprache nicht sehr gut beherrschst, kommst du zwar zurecht, aber verstehst du dann wirklich die Menschen? Begreifst du die Kultur?», fragte Vettel, der es selbst bereut, sich nicht noch intensiver mit der Sprache auseinandergesetzt zu haben. Genau deswegen gab er Hamilton beim Wechsel einen Rat mit: «Lerne die Sprache, lerne sie wirklich, wirklich gut.» Selbst auf Englisch kann und vor allem will Hamilton diese Saison aber kaum mehr in Worte fassen.








