Kritische Fragen zur politischen Einflussnahme auf die Club-WM und die Zukunft der WM 2026.
Trump als Tribünengast: FIFA-Boss unter Druck

Diese Form des Gigantismus gefällt auch Donald Trump. Natürlich wolle er sich Spiele der Club-WM im Stadion anschauen. «Mehr als eines», sofern möglich, sagte der US-Präsident kürzlich bei einem Termin mit Gianni Infantino im Weißen Haus. Doch kann sich der FIFA-Boss über Trump als Tribünengast wirklich noch freuen?
Kurz vor dem Anpfiff der neuen XXL-Kür für die beste Vereinsauswahl der Welt am Samstag – maßgeschneidert an Trumps 79. Geburtstag – stellen sich zunehmend kritische Fragen zur Rolle des politischen Einflusses auf das Event mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund als deutschen Startern.
Infantino wurde gezeigt, dass seine Männerfreundschaft irrelevant wird, wenn Trump ernst macht, zum Beispiel mit strengen Einreisebestimmungen – auch für Fußballfans aus verschiedenen Ländern. Die große Frage ist: Was bedeutet das für die WM im Sommer 2026? Die Situation in Amerika ist angespannt.
Ausschreitungen in LA
Während des Confed Cup 2013 in Rio de Janeiro wurden Barrikaden bei Demonstrationen angezündet, was zu massiven Zweifeln an Brasilien als WM-Gastgeber für das folgende Jahr führte. Wie bereits vier Jahre zuvor in Südafrika war die Sicherheit ein wichtiges Thema. Der damalige FIFA-Chef Joseph Blatter geriet in Erklärungsnot.
Die Situation in Los Angeles und anderen Städten in den USA ist jetzt heikel. Und Infantino äußert sich nicht zum US-Militär auf den Straßen eines Austragungsortes der Club-WM und der WM. Die Bilder, die um die Welt gehen, sollten jedoch auch dem FIFA-Präsidenten Anlass zur Sorge geben. Sie schaden seinen Milliarden-Veranstaltungen.
Kritik regt sich auch in der Fußball-Branche. Der Los Angeles FC, Teilnehmer der Club-WM, solidarisierte sich mit den Protesten gegen das Trump-Vorgehen gegen Migranten. «LAFC glaubt, dass die wahre Stärke unserer Gemeinschaft aus den Menschen und den Kulturen entsteht, die die Gestalt unserer schönen und diversen Stadt ausmacht», schrieb der Club auf X. Der LAFC stehe «Seite an Seite mit allen Mitgliedern unserer Gemeinschaft, während so viele in unserer Stadt Angst und Unsicherheit spüren.»
Die Spiele der Club-WM selbst werden von den Protesten kaum beeinflusst sein. Aber auch Fans positionierten sich klar und präsentierten bei einem Spiel zuletzt ein großes Banner mit der Aufschrift «ICE abschaffen». ICE ist die Einwanderungsbehörde gegen deren Vorgehen sich die Proteste richten.
Einreisesperre
Der Stress mit den WM-Co-Gastgebern Mexiko und Kanada ist kompliziert genug. Doch mit seiner jüngsten Verschärfung der Einreiseverbote auch für Menschen aus WM-Teilnehmerländern hat Trump seinem Freund Infantino verdeutlicht, dass alle vermeintlichen «Garantien» schnell vergessen sein können.
„Derzeit haben deutsche Fans keine Probleme. Aber für Menschen aus Brasilien, Argentinien oder Nigeria ist die Situation anders. Eine freie Einreise mit einem WM-Ticket wird es in den USA definitiv nicht geben, wie es noch bei der WM 2022 in Katar der Fall war.“
Infantinos Beteuerungen, dass sich Fans aus aller Welt in Amerika «sicher und willkommen» fühlen können, sind jetzt schon hinfällig. Für Menschen aus dem Iran, möglicherweise aus Venezuela, bleibt das Fußball-Fest wohl unerreichbar.
Die Behörden begründen ihre Politik mit Sicherheitsaspekten. Es wird angestrebt, potenzielle Gewalttäter auszuschließen. Die argentinische Botschaft hat Listen mit den Namen mehrerer Tausend potenzieller Hooligans, darunter auch Anhänger des Bayern-Gegners Boca Juniors, für die Club-WM vorgelegt, die kein Visum erhalten sollen.
Tickets
„Fußball ist ohne Fans nichts. Aber wie stark ist der Hype in den USA wirklich? Die FIFA hat Fragen zur Stadionauslastung und möglichen leeren Plätzen zuletzt unbeantwortet gelassen.“
Der Weltverband nutzt ein dynamisches Preissystem für den Ticketverkauf, bei dem sich die Preise je nach Nachfrage anpassen. Kurz vor Beginn des Turniers gibt es auf der offiziellen Seite noch viele Karten zu kaufen, insbesondere über sogenannte Wiederverkaufstickets.
Medienberichte, dass sich für das Spiel von Inter Miami mit Lionel Messi gegen Al-Ahly aus Kairo erst weniger als 20.000 Karten verkauft hätten, wies die FIFA zurück. Das Portal «The Athletic» zitierte den Weltverband, dass die Zahl «deutlich höher» sei, genaue Angaben wurden jedoch nicht gemacht.
Die FIFA hat kürzlich E-Mails an potenzielle Käufer verschickt, in denen für ein Koppelgeschäft geworben wurde. Wenn man sich für den Kauf von WM-Tickets registriert, erhält man ein Angebot für acht Karten bei der Club-WM. Das klang ein wenig nach Ramschware.
Bündnis mit Saudi-Arabien
Die FIFA hat den Blick längst über die USA hinaus gerichtet. Fußball und Politik werden weiterhin eng miteinander verbunden sein. Anstatt pünktlich zum FIFA-Kongress nach Paraguay zu reisen, reiste Infantino im Mai mit Trump in den Nahen Osten. Die erste Station war Saudi-Arabien, der von Infantino ausgewählte Gastgeber der WM 2034. Kurz vor Beginn der Club-WM schloss die FIFA einen weiteren Deal mit Saudi-Arabien ab.
Der Investmentfonds PIF, der dort ansässig ist, wurde als offizieller Partner benannt. Der Fonds besitzt auch die Mehrheitsanteile am Club Al-Hilal aus Riad, einem der 32 Teilnehmer der Club-WM.
Auch außerhalb davon spielt Saudi-Arabien eine bedeutende Rolle für die Premiere der Club-WM. Der Streaminganbieter DAZN hat sich die weltweiten Übertragungsrechte für das Turnier gesichert, für das die FIFA insgesamt eine Milliarde US-Dollar ausschüttete. Einige Wochen nach dem TV-Deal wurde eine saudische Investition bei DAZN bekannt gegeben, Medienberichten zufolge über rund eine Milliarde.