Calhanoglu führt Türkei zum Sieg, Tosun trifft spät – Achtelfinale gegen Österreich.
Türkei siegt gegen Tschechien und sichert sich Platz in K.o.-Runde
Hakan Calhanoglu führte die türkische Fußball-Nationalmannschaft erstmals seit 2008 wieder in die K.o.-Runde einer EM und besiegelte das Vorrunden-Aus von Tschechien an seiner früheren Wirkungsstätte.
Beim 2:1 (0:0) Sieg gegen den Europameister von 1976, der mehr als 70 Minuten in Unterzahl spielte, erzielte der ehemalige HSV-Profi im Hamburger Volksparkstadion in der 51. Minute den Führungstreffer. Cenk Tosun (90.+4) traf spät zum Sieg und sicherte seinem Team damit Platz zwei in der Gruppe F und den Einzug in die Runde der letzten 16. Der zwischenzeitliche Ausgleich durch Kapitän Tomas Soucek (66.) war für die kämpfenden Tschechen, bei denen Antonin Barak bereits nach 20 Minuten die Gelb-Rote Karte sah, nicht ausreichend. Sie schieden als Vierter und Letzter der Gruppe aus. Nach dem Abpfiff erhielt Tomas Chory zudem die Rote Karte nach einem Tumult.
Im Achtelfinale am Dienstag (21.00 Uhr) in Leipzig wird die Türkei gegen Österreich antreten. Im Jahr 2008 sind sie im Halbfinale gegen Deutschland ausgeschieden.
Arda Güler darf starten
Wie erwartet, stellte Trainer Vincenzo Montella den türkischen Jungstar Arda Güler von Anfang an auf. In den letzten Tagen wurde Kritik am Italiener geäußert, nachdem er den 19-Jährigen beim 0:3 gegen Portugal zunächst auf der Bank gelassen hatte. Montella hatte dies mit einer Verletzung begründet. Bereits am Dienstag hatte der Trainer angedeutet, dass der Stürmer von Real Madrid fit sei und spielen würde. Die Tschechen verzichteten jedoch auf ihren EM-Rekordschützen Patrik Schick. Die Wadenverletzung aus dem Spiel gegen Georgien (1:1) stellte sich als zu schwer heraus. Der Stürmer vom deutschen Meister Bayer Leverkusen blieb das gesamte Spiel auf der Bank – und erhielt dennoch in der ersten Halbzeit eine Gelbe Karte wegen Meckerns.
50.000 Zuschauer sorgten bereits vor dem Spiel in der Abendsonne von Hamburg für Partystimmung. Vor allem die türkischen Fans waren wie schon in den vorherigen Spielen stimmgewaltig. Sie mussten jedoch bereits nach knapp zwei Minuten den ersten Schreck verkraften, als Lukas Provod den türkischen Torwart Mert Günok mit einem Schuss zu einer starken Reaktion zwang.
In der Zeit danach bemühte sich Tschechien um die Kontrolle des Spiels. Arda Güler und der ehemalige Hamburger Calhanoglu versuchten, das Spiel der Türken anzutreiben. Obwohl die Türken in der Überzahl waren, hatten die Tschechen die gefährlicheren Aktionen. So setzte Robin Hranak (17.) einen Kopfball aus aussichtsreicher Position über das Tor. Drei Minuten später erlitten die Tschechen einen Rückschlag, als Barak Gelb-Rot sah. Die Türken erlangten noch mehr Spielüberlegenheit.
Kreativität fehlt
Ihnen mangelte es jedoch an Kreativität, um die nun tief stehenden Tschechen ernsthaft in Gefahr zu bringen. Die hätten kurz vor der Pause durch David Jurasek nach einem Konter sogar in Führung gehen können. Erneut war Günok zur Stelle. Nach dem Wechsel wurden die Aktionen der Türken endlich zielgerichteter. Und sie hatten Erfolg dank Calhanoglu. Noch bitterer für die Tschechen: Ihr bis dahin starker Torwart Jindrich Stanek verletzte sich wenige Sekunden zuvor bei einer Parade an der rechten Schulter und musste durch Matej Kovar ersetzt werden.
Die Tschechen kämpften weiter und erzielten durch Kapitän Soucek den Ausgleich. Dieser blieb auch nach der VAR-Überprüfung gültig. In der Schlussphase gerieten die Türken mehrmals in Bedrängnis, aber dann schlug der ehemalige Frankfurter Tosun kurz vor Schluss zu.