Bei der Tour de France geht es erstmals über die staubigen Schotterpisten der Champagne. Die Attacken von Tadej Pogacar bleiben ohne Erfolg, der Franzose Anthony Turgis gewinnt die neunte Etappe.
Pattsituation bei Schotter-Spektakel – Pogacar bleibt Erster
„Tadej Pogacar fuhr mit einem wahnsinnigen Tempo über die weißen Schotterpisten der Champagne, aber er konnte seinen Rivalen, dem Alleskönner, einfach nicht entkommen. Das große Spektakel auf den steinigen Feldwegen endete in einer Pattsituation unter den Top-Stars der Branche auf der neunten Etappe der 111. Tour de France. Am Ende des mit Spannung erwarteten Schlagabtauschs der Großen Vier erreichten Pogacar, Titelverteidiger Jonas Vingegaard, Weltmeister Remco Evenepoel und Primoz Roglic Seite an Seite das Ziel in Troyes.“
Nach 199 Kilometern sicherte sich der Franzose Anthony Turgis den Tagessieg, als er den Sprint einer kleinen Ausreißergruppe vor dem britischen Mountainbike-Olympiasieger Thomas Pidcock und dem Kanadier Derek Gee gewann. Im Gesamtklassement bleibt vor dem Ruhetag alles unverändert. Pogacar trägt weiterhin das Gelbe Trikot und liegt 33 Sekunden vor Evenepoel. Dahinter liegen Vingegaard (1:15) und Roglic (1:36).
Pogacar attackiert – ohne Erfolg
Beim Ritt über die staubigen Wege mit einer Gesamtlänge von 33,2 Kilometern waren alle Augen auf die Tour-Stars gerichtet. 22 Kilometer vor dem Ziel startete Pogacar die schärfste Attacke, aber dank seiner starken Helfer schaffte Vingegaard den Anschluss, so dass die Favoritengruppe wieder zusammenkam. Evenepoel versuchte während der Etappe auch einen Angriff – jedoch erfolglos. Somit durfte sich Vingegaard, der aufmerksam handelte, als moralischer Sieger fühlen.
Der zweimalige Tour-Champion Pogacar war gut vorbereitet. Er hatte erst im Frühjahr das Schotterrennen Strade Bianche mit einem beeindruckenden 82-Kilometer-Solo gewonnen. Vingegaard hingegen ging ohne Streckenkenntnis an den Start. Als sein Visma-Team im Mai das Gelände erkundet hatte, litt der Däne noch unter den Folgen seines schweren Sturzes bei der Baskenland-Rundfahrt. Evenepoel hatte nichts dem Zufall überlassen und kannte alle Tücken, wie schon im Zeitfahren.
Schotterpisten als Tour-Premiere
Es war das erste Mal in der Geschichte der Tour, dass die Schotterpisten ins Programm aufgenommen wurden. Obwohl in der Vergangenheit bereits einige Kopfsteinpflasterpassagen von Paris-Roubaix in die Route integriert wurden, wurde nun ein weiteres Element hinzugefügt, um mehr Spektakel zu bieten.
Es war offensichtlich, dass die Fahrer zu kämpfen hatten. An den steilen und manchmal engen Stellen mussten mehrere Radprofis absteigen und ein Stück zu Fuß gehen. Es gab jedoch weitgehend keine Stürze – abgesehen von Roglics Helfer Alexander Wlassow, der etwa 40 Kilometer vor dem Ziel im Graben landete, aber weiterfahren konnte.
Immerhin war das Wetter dieses Mal günstig. Am Tag zuvor hatten die Fahrer noch mit nasskalten Bedingungen zu kämpfen, als schließlich Biniam Girmay aus Eritrea in Colombey-les-deux-Églises seinen zweiten Etappensieg holte. Tour-Debütant Pascal Ackermann hatte als Vierter im Sprint seine bislang beste Tour-Platzierung erreicht.
Tour würdigt gestorbenen Radprofi Drege
Bevor das Rennen am Sonntag begann, wurde zunächst der verstorbene norwegische Radprofi André Drege geehrt. Die Fahrer des norwegischen Teams Uno X traten am Sonntag geschlossen mit einer schwarzen Armbinde in der ersten Reihe auf. Erst dahinter positionierten sich die Trikotträger um den Gesamtführenden Pogacar. Drege war am Samstag bei der zeitgleich stattfindenden Österreich-Rundfahrt auf der Abfahrt vom Großglockner gestürzt. Er erlag seinen Verletzungen.
Am Montag wird die Tour eine Ruhepause einlegen, bevor es dann einen Tag später mit der zehnten Etappe über 187,3 Kilometer von Orléans nach Saint-Amand-Montrond weitergeht. Dann könnten die Sprinter wieder ins Spiel kommen.
„Die Veranstaltung beginnt um 18:00 Uhr und endet um 22:00 Uhr“, sagte der Sprecher.